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Titan 02

Titan 02

Titel: Titan 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jescke
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viele Videos an - geh lieber hinaus und spiel mal zur Abwechslung.«
    »Draußen ist niemand sicher«, sagte Mike Foster. »Ich möchte unten sein, aber ich hab’ keinen Platz, wo ich hinkönnte.«
    »Schick deinen Vater her«, brummte der Verkäufer etwas verstört. »Vielleicht können wir ihn überreden. Wir haben viele verschiedene Teilzahlungsmöglichkeiten. Sag ihm, er soll nach Bill O’Neill fragen, ja?«
    Mike Foster wanderte durch die abendlich dunkle Straße heim. Er wußte, daß er schon längst zu Hause sein sollte, aber seine Füße schlurften müde und widerwillig über das Pflaster. Er fühlte sich schrecklich müde und mußte daran denken, was der Gymnastiklehrer am Vortag während der Übungen zu ihm gesagt hatte. Sie übten gerade das Luftanhalten. Man mußte tief einatmen und laufen, mit angehaltenem Atem natürlich. Das war keine Sache, bei der er glänzte. Die anderen rannten alle noch mit rotem Gesicht dahin, als er stehenblieb, den Atem ausstieß und krampfhaft nach Luft rang.
    »Foster«, sagte der Gymnastiklehrer erbost, »du bist tot. Ist dir das klar? Wenn das jetzt ein Gasangriff gewesen wäre…« Er schüttelte resignierend den Kopf. »Geh dort hinüber und übe das für dich. Du mußt es besser können, wenn du überleben willst.«
    Er wollte überleben, aber er würde nicht überleben.
    Als er heimkam und in die Diele trat, sah er, daß im Wohnzimmer schon Licht brannte. Er vernahm die Stimme seines Vaters, und undeutlicher aus der Küche die der Mutter. Er schloß die Haustür hinter sich und begann den Mantel auszuziehen.
    »Bist du das?« erkundigte sich sein Vater. Bob Foster saß ausgestreckt in seinem Lehnstuhl, eine Menge Bänder und Berichte auf dem Bauch, die er von seinem Möbelgeschäft mit nach Hause gebracht hatte. »Wo bist du bloß gewesen? Das Abendessen ist seit ’ner halben Stunde fertig.« Er hatte den Rock ausgezogen und die Ärmel hochgerollt. Seine Arme waren blaß und mager, doch muskulös. Er war offensichtlich müde; unter seinen dunklen Augen lagen Schatten. Sein Haar wurde bereits schütter. Nervös stapelte er die Bänder auf, schichtete sie von einem Stoß auf den anderen um.
    »Es tut mir leid«, sagte Mike Foster.
    Sein Vater blickte auf die Taschenuhr; er war höchstwahrscheinlich der einzige Mann der Stadt, der noch eine Uhr in der Tasche trug. »Geh dir die Hände waschen. Was hast du denn gemacht?« Er musterte seinen Sohn. »Du siehst so komisch drein. Ist was los?«
    »Ich war in der Stadt«, sagte Mike Foster.
    »Was wolltest du dort?«
    »Ich hab’ mir die Bunker angeschaut.«
    Wortlos griff sein Vater nach einer Handvoll Berichte und stopfte sie in eine Mappe. Seine dünnen Lippen preßten sich zusammen; auf seiner Stirn erschienen tiefe Falten. Er schnaubte wütend, als die Bandkassetten nach allen Seiten davonkollerten; ächzend bückte er sich nach ihnen. Mike Foster machte keine Anstalten, ihm zu helfen. Er ging zum Kasten hinüber und gab seinen Mantel dem Aufhänger ab. Als er sich umdrehte, dirigierte seine Mutter bereits den gedeckten Tisch von der Küche ins Eßzimmer.
    Sie aßen, ohne etwas zu sagen. Jeder beschäftigte sich mit seinem Essen, keiner sah die anderen an. Schließlich sagte sein Vater widerwillig: »Was hast du denn gesehen? Dieselben alten Hüte wie immer, was?«
    »Nein, sie haben schon das neue 62-Modell dort«, antwortete Mike Foster.
    »Ist auch nicht anders als das 61-Modell.« Sein Vater warf wütend die Gabel auf den Tisch. Die Platte fing sie auf und schluckte sie. »Ein paar neue Kinkerlitzchen drin, ein bißchen mehr Chrom außenrum.
    Das ist alles.« Plötzlich starrte er seinen Sohn herausfordernd an. »Oder nicht?«
    Mike Foster spielte bedrückt mit seiner Rahmhuhnportion. »Die neuen haben einen absolut funktionssicheren Lift. Man kann nicht mitten im Schacht steckenbleiben. Und er ist vollautomatisch. Man braucht nur einsteigen, und der Rest geht von selber.«
    »Und nächstes Jahr gibt’s einen, der dich aufhebt und runterträgt. Der neue Bunker ist sofort veraltet, sobald ihn Leute gekauft haben. Genau das wollen sie - sie wollen, daß man kauft und kauft und kauft. Sie bringen die neuen Modelle raus, so schnell sie können. Wir haben noch nicht 1962, sondern 1961. Was tut dieses Ding jetzt schon auf dem Markt? Können sie nicht warten?«
    Mike Foster antwortete nicht. Er hatte das alles schon viele Male gehört. Es gab niemals etwas wirklich Neues, nur Chrom und Kinkerlitzchen; trotzdem veralteten

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