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Titan 02

Titan 02

Titel: Titan 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jescke
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darüber nach, und wieder verspürte er eine Art Warnsignal. »Angenommen, ihr habt irgendeine Panne und sitzt hier fest, Ato. Was dann? Müßtet ihr dann hierbleiben, bis das Funksignal jemanden erreicht?«
    »Das ist schon vorgekommen«, gab der Fremde zu. »Und der eigentliche Grund für das Signal ist auch, daß man uns in einem solchen Fall finden kann. Hat der Hilferuf aber einmal eine Niederlassung erreicht, dann würde in wenigen Tagen eine Rettungsaktion anlaufen, und ein Ersatzschiff wäre in einem Monat oder so hier. Natürlich könnte ich auch Pech haben, und die Niederlassung ist gerade einmal ein paar Jahre nicht besetzt - dann würde es natürlich länger dauern. Nun, aber du wolltest doch Genaueres über diese Pläne hören, die unsere Leute ausgearbeitet haben…«
    Sam schüttelte den Kopf. Er hatte sich so lange es ihm möglich war, an das offizielle Drehbuch gehalten, aber irgendwann kam immer der Zeitpunkt, wo man improvisieren mußte. Wenn ohnehin schon alles schief lief, gab es nichts mehr zu verlieren.
    Er holte die Pistole heraus. »Weißt du, was das ist, Ato?«
    Der andere musterte die Waffe nachdenklich. »Ich kann es mir denken. Wir hatten etwas ähnliches. Tödlich, nicht wahr?«
    »Ja. Rufe deine Männer an Bord, aber laß sie nicht hier herein. Und bereite alles für den Start vor. Ich scherze nicht. Ich werde schießen - Tatsache ist, daß meine Regierung es sogar wünscht, daß ich schieße, wenn es die einzige Möglichkeit ist, euren morgigen Start zu verhindern.«
    »Du kannst mich nicht unaufhörlich mit der Waffe bedrohen - und sobald unser Schiff abgehoben hat, bist du auf dich selbst angewiesen«, wandte Ato ein. »Warum also?«
    Sam brauchte etwa fünfzehn Sekunden, um ihm zu erklären, was er von des Raumfahrers Bürde und der Entwicklungshilfe für die Erde dachte. Was mit ihm selbst geschehen würde, darüber war er sich längst im klaren. Wenn das seine Rolle in diesem Stück sein sollte, dann würde er beweisen, daß ein Seminole nicht weniger wert war als ein Apache. Das konnte er einem Fremden natürlich nicht erklären. Weder Ato noch er wußten bislang genug über den kulturellen Hintergrund des anderen.
    »Zehn Sekunden, Ato«, sagte er. »Wenn du bis dahin nicht gehorchst, schieße ich.«
    Der purpurne Kopf nickte langsam, ein Finger tastete nach einem Schalter. Ato begann seine Befehle zu geben. Auf den Sichtschirmen sah man die Perui zum Schiff zurückströmen.
    Als die ersten von ihnen die Situation durchschauten, waren alle Männer an Bord.
    »Starte«, befahl Sam. »Laß das Schiff mit Unterlichtgeschwindigkeit aufsteigen und Kurs auf unsere Raumstation nehmen, wenn du weißt, wo sie ist.«
    In diesem Stadium hatte Sam mit Schwierigkeiten gerechnet, aber der Fremde zuckte nur die Achseln und trat bedächtig an das große Instrumentenbord. Das Mikrofon zur Übersetzungsmaschine zog er am Kabel mit sich. Sam folgte ihm in Wandnähe, so daß er immer die Tür im Auge behalten konnte. Im nächsten Augenblick hob das riesige Schiff ab, ohne daß eine Bewegung zu spüren gewesen wäre - man sah nur auf den Fernsehschirmen die Mondoberfläche zurückfallen. Auf dem einen, der auf Vergrößerung geschaltet war, entdeckte Sam den nach oben blickenden Larsen, konnte seinen Gesichtsausdruck jedoch nicht mehr erkennen.
    Vielleicht würde er es verstehen. Wenn nicht, dann vielleicht seine Kinder - eines Tages, wenn alles klappte.
    »Irgendwo zwischen uns und der Station bewegt sich ein Schiff auf den Mond zu«, sagte Sam. »Ich will, daß ihr es ortet, Ato. Dann möchte ich, daß ihr eine stabile Kreisbahn um die Erde einschlagt, die den Weg dieses Schiffes schneidet. Verstanden?«
    »Wie du wünschst«, sagte Ato ruhig.
    Im Gesicht des Fremden lag ein seltsamer Ausdruck, den Sam nicht zu deuten wußte. Er umklammerte seine Waffe fester und ließ kein Auge von Atos Gesicht. Er verließ sich auf sein Glück und Atos Unkenntnis der Tatsache, daß das Versorgungsschiff eine Wasserstoffbombe an Bord hatte… und auch darauf, daß die Situation sich ohnehin kaum mehr verschlimmern konnte, so daß es nichts ausmachte, wenn er versagte.
    Wenn die Erde die Fremden für Feinde halten und einen Vergeltungsangriff erwarten mußte, dann würde sie nicht untätig darauf warten. Soviel wenigstens lehrte die Geschichte seiner Welt. Die Menschheit tat oft unrecht, aber es fehlte ihr nicht an Mut und Entschlossenheit. Sie würde ihr Bestes geben, jeden Angriff abzuwehren - und ihr Bestes

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