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Titan 03

Titan 03

Titel: Titan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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lassen«, flüsterte Pearce. »Nicht warten.«
    »Mit… mit mir ist alles in Ordnung«, stammelte der Posten. »Sie… Sie wollen mir ja nur Angst machen.« Er hustete.
    »Keine Überanstrengung. Hinsetzen. Ausruhen.«
    »Aber… ich… ich…« Er begann krampfhaft zu husten. Schließlich wies er mit einer Kopfbewegung auf das Tor. »So geht schon«, sagte er erstickt. »Laßt euch umbringen.«
    Der Junge namens Christopher nahm die Hand des alten Mannes und führte ihn durch das offene Tor. Harry packte Marna am Oberarm – wieder dieser seltsam elektrisierende Kontakt – und drängte sie fast zum Tor hinaus, ohne den Wachtposten aus den Augen zu lassen. Aber der Mann kümmerte sich nicht mehr um sie; er schien besorgt in sich hineinzuhorchen.
    Hinter ihnen schloß sich dröhnend das Tor, und Harry ließ Marnas Arm los, als sei ihm jede Berührung unangenehm. Fünfzig Meter weiter – sie gingen auf der Außenseite einer längst nicht mehr benutzten, sechsspurigen Autobahn – sagte Harry abrupt: »Ich sollte mich wohl bedanken.«
    »Das wäre höflich«, flüsterte Pearce.
    Harry rieb sich den Kopf, wo ihn die Faust des Postens getroffen hatte. Er bekam langsam eine Beule und sehnte sich nach seiner Arzttasche. »Wie kann ich zu einem Scharlatan höflich sein?«
    »Höflichkeit kostet nichts.«
    »Trotzdem – den Mann über seinen Zustand zu belügen, zu behaupten – Krebs…« Harry brachte das Wort kaum über die Lippen. Es war ein verpöntes, ein schreckliches Wort – die einzige Krankheit, abgesehen vom Tod selbst, für die die medizinische Wissenschaft kein endgültiges Heilmittel gefunden hatte.
    »War es eine Lüge?«
    Harry starrte den alten Mann scharf an, dann zuckte er die Achseln. Er schaute zu Marna hinüber. »Wir sitzen alle in einem Boot, deshalb sollten wir versuchen, miteinander auszukommen. Dann schaffen wir es vielleicht alle mit heiler Haut.«
    »Miteinander auskommen?« sagte Marna. Harry hörte sie zum erstenmal sprechen; ihre Stimme war dunkel und klangvoll, selbst im Zorn. »Damit?« Sie hob den Arm. Der silberne Reif blitzte in den letzten rötlichen Strahlen der Sonne.
    Harry hob ebenfalls die Hand und sagte schroff: »Glauben Sie, daß es mir angenehmer ist?«
    »Wir werden uns Mühe geben, Christopher und ich«, sagte Pearce leise. »Ich, Dr. Elliott, weil ich zu alt bin, um mich aufzulehnen, und Christopher, weil er jung ist, und Disziplin für junge Menschen gut ist.«
    Christopher grinste. »Opa war Arzt, bevor er gelernt hat, wie man heilt.«
    »Stolz stumpft die Sinne ab und verdirbt das Urteilsvermögen«, sagte Pearce ernst.
    Harry unterdrückte eine Erwiderung. Jetzt war nicht die Zeit, sich über Medizin und Quacksalberei zu streiten.
    Die Straße lag verlassen da. Die einstmals großartige Betondecke war voller Risse und Sprünge, aus denen dicke Grasbüschel sprossen. Das Unkraut ragte jungen Bäumen gleich an beiden Straßenrändern in die Höhe, und da und dort sah man die großen, braunen Scheiben von Sonnenblumen, die friedlich in der Abendbrise nickten.
    Dahinter lagen die Ruinen dessen, was einst die Vororte gewesen waren. Die Grenze zwischen ihnen und der Stadt war damals nur eine Linie auf einer Karte gewesen – es hatte noch keine Zäune gegeben. Sobald diese errichtet wurden, verkamen die Häuser außerhalb sehr schnell.
    Die eigentlichen Vororte lagen weit draußen. Die Entfernung war belanglos gewesen, solange die Leute nur schnell mit dem Auto, später mit dem Hubschrauber in die Stadt gelangen konnten. Schließlich aber war die Zeit für die Stadt abgelaufen. Sie war so offensichtlich ein Meer aus Karzinogenen und Krankheitskeimen geworden, daß man die Verbindung zu den Vororten abgeschnitten hatte. Lieferungen von Lebensmitteln und Rohstoffen gingen hinein, Lieferungen von Fertigprodukten kamen heraus, aber die Menschen mieden die Stadt – außer, sie mußten ein Medizinisches Zentrum aufsuchen. Diese lagen in den Städten, weil dort das medizinische Rohmaterial zu finden war: das Blut, die Organe, die Krankheiten, die Leiber für die Experimente…
    Harry ging neben Marna, vor Christopher und Pearce, aber das Mädchen gönnte ihm keinen Blick. Sie schaute geradeaus und marschierte dahin, als sei sie allein.
    Harry sagte schließlich: »Hören Sie, das Ganze ist nicht meine Schuld. Mir paßt es auch nicht. Könnten wir nicht Freunde werden?«
    Sie sah ihn flüchtig und kalt an. »Nein.«
    Er preßte die Lippen zusammen und blieb zurück. Sein

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