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Titan 05

Titan 05

Titel: Titan 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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Szene in einem schillernden Wirbel, der einen Moment lang in ihren Augen schmerzte, bis Henry Walters den Knopf niederdrückte und die Lampen wieder aufflackerten. Er seufzte gedämpft und sah Carmer aufmerksam an.
    Der Mann krümmte sich in seinem Sessel und schwitzte. Matt schüttelte er den Kopf. »Es tut mir leid«, sagte er hilflos, »aber darüber hinaus kann ich mich nicht erinnern. Ich weiß nicht, was danach geschehen ist.«
    Henry Walters’ Zunge löste sich mit einem leisen Laut der Endgültigkeit vom Gaumen. »Vielen Dank, Mr. Carmer. Wir sind Ihnen für Ihre Unterstützung zu tiefem Dank verpflichtet. Ich bedaure nur, daß Sie das Problem nicht aufklären konnten. Wir haben die Dienste eines hervorragenden Psychiaters in Anspruch genommen, für den Fall, daß Ihre persönlichen Bemühungen vergeblich bleiben. Wenn Sie es wünschen, können Sie ihn unverzüglich zur ersten Sitzung aufsuchen. Selbstverständlich brauchen nicht Sie die Kosten zu begleichen, und das von Ihnen erhaltene Honorar erstatten wir zurück. Ich danke Ihnen nochmals für Ihre Bereitwilligkeit, uns zu helfen. Und seien Sie bitte davon überzeugt, daß wir nicht eher zufrieden sein werden, bevor wir Sie vollständig wiederhergestellt haben.«
    Was er im einzelnen sagte, war ziemlich gleichgültig, solange er sowohl das Ersuchen um Entschuldigung als auch das Versprechen weiteren Beistands betonte. Carmer stand noch immer stark unter dem Schock – er war es, seit die Noteinsatztrupps der Spot‐Dialog ihn von der Ecke abgeholt hatte, wo er ziellos einherirrte.
    »Psychiater, so…?« murmelte er leise. »Ja. Ja… gute Idee.«
    Henry Walters ergriff ein Telefon und rief jemand vom Personal, damit er Carmer hinunter zum Psychiater begleite. Während sie warteten, musterte er frostig Stephenson, der voller Unbehagen versuchte, Halt in einer gleichmütigen Miene zu finden.
    Henry Walters wartete, bis Carmer den Raum verlassen hatte. Er behielt Stephenson im Visier seines Blicks, und sein Blick erfaßte ihn enger und enger wie eine Falle. Stephenson bettelte auf die ihm eigentümliche Art um Gnade.
    Er betupfte sein Gesicht und versuchte seine Haltung zu erl舫ternu. »Sieh mal, Henry… ich behaupte noch immer, daß es sinnvoll war, es auf meine Weise zu probieren. Carmer war amnesisch, gewiß, aber es bestand eine gute Chance, daß er es unter ein bißchen Druck überwindet. Und was geschieht jetzt? Wir schicken ihn zum Psychiater. Na schön. Der Psycho rückt ihm den Kopf wieder zurecht. Und was macht Carmer dann? Er geht heim und erzählt seinen Freunden, die Spot‐Dialog habe ihm so übel mitgespielt, daß er es nur dank einer psychiatrischen Behandlung überstanden hätte.« Hilflos fuchtelte er und klatschte selbstquälerisch eine Faust in die andere Hand. »Innerhalb einer Woche wird uns nicht ein Kunde übriggeblieben sein!« Verwundert erwiderte er Henry Walters Blick, während er überlegte, warum der andere ihn nicht unterbrochen hatte.
    Henry Walters erhob einen Finger. »Erstens«, sagte er, »hat Carmer sich bei der Spot‐Dialog eingeschrieben, weil er davon ausgeht, daß er sich allein im Konkurrenzkampf nicht durchzusetzen vermag. Das Wesen des Dienstes, den die Spot‐Dialog bietet, besteht darin, daß wir für jedermann sofortige Nachforschungen anstellen und sofortigen Ratschlag erteilen, welche ihm die Garantie gewähren, daß er jede heikle Situation ohne Nachteile durchsteht. Er weiß nicht, wie wir das tun, und es interessiert ihn auch nicht sonderlich. Er weiß, daß wir über ihn wachen, daß wir dafür Sorge tragen – ob er nun einer geschäftlichen Angelegenheit nachgeht oder sich die Zeit mit einem gerissenen kleinen Ding aus dem Grünen Kakadu vertreibt –, und daß er nicht der Dumme ist. Zweitens – daraus läßt sich schlußfolgern, daß Carmer unterbewußt von seiner Unfähigkeit überzeugt ist, richtig zu handeln. Mich interessieren nicht die Verh舁tnissei, die Umweltbedingungen seiner Kindheit, sein Erbgut oder irgendeine geistige Verdrehtheit, wodurch er zu dieser Selbsteinschätzung gelangt ist. Ich weiß nur, da ß er sie vorgenommen hat. Andernfalls wäre er nicht unser Kunde geworden. Drittens ergibt sich daraus, daß Carmer das Versagen sich selber anlasten wird und nicht der Spot‐Dialog. Er wird seinen Freunden nich t erzählen, daß wir versagt hätten. Weil er davon überzeugt ist, daß er selbst die Schuld trägt, wird er seinen Freunden ga r nicht s erzählen. Viertens. Indem du ihn

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