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Titan 05

Titan 05

Titel: Titan 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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sind die Medizinmänner.«
    »Weißes Missionar schicken Sohn USA für Medizinschule. Kommen zurück, machen großes Zauber. Jetzt Medizinmann schicken Sohn USA für Zaubertrank. Machen größeres Zauber. Weißes Doktor verlieren Praxis. Medizinmann wieder größtes Mann in Land.«
    »Und all das wegen des Haarwuchsmittels«, murmelte Sam. »Ich hätte mir denken können, daß nicht mein epigraphischer Artikel einen solchen Wirbel verursacht. Na, mir ist es gleichgültig, wenn Sie die Korrekturbogen mitnehmen.«
    »Geben Sie sie ihm nicht, Sam«, brüllte Chuck. »Sehen Sie sich ihn an. Er wird uns auf jeden Fall umbringen.«
    Der Schwarze hatte einen leichtfüßigen Kriegstanz begonnen, und der Blick seiner Augen war nicht eben mit dem eines Rehs zu verwechseln. Er sang eine Art von abgehacktem Kriegsgesang vor sich hin und rückte den drei Weißen mit seinem Speer immer näher.
    Ruth stöhnte, richtete sich auf, sah den Afrikaner an und erschauderte. »Zum Teufel«, schnauzte sie Chuck an, »warum befaßt ihr euch nicht mit einer gemeinschaftlichen Planung, um diesen Burschen loszuwerden?«
    »Ich, ich versuche es ja«, antwortete Chuck. »Wenn ich nur lange genug zu zittern aufhören könnte!«
    »Und du, Sam«, fauchte Ruth, »was treibst du? Willst du herumstehen und zuschauen, während er mir einen Speer ins Herz bohrt?«
    Der Afrikaner besaß offensichtlich eine lockere Hand und hatte große Mühe, um sich zu beherrschen. »Bwana nicht geben Korrekturbogen? Ich finden. Bwanas kommen schön in Methodistenhimmel. Nicht brauchen Haarwuchs trank.«
    »Halt!« rief Sam. »Ich bin kein Methodist. Hör zu. Mir fällt gerade ein, daß ich die Korrekturbogen im Büro gelassen habe. Du mußt hier warten, während ich sie hole.«
    »Ich nicht warten«, sagte der Schwarze.
    »Auf keinen Fall die Polizei einschalten«, schrie Chuck hysterisch. »Die Formel käme in alle Zeitungen. Mein Gott!« Er stöhnte. »Lieber will ich auf diesem Spieß enden als mir das entgehen lassen.«
    »Ich gehen mit«, brüllte der Afrikaner.
    »Ich bin in Kürze zurück«, sagte Sam fröhlich. »Ihr zwei wartet hier.«
    »Hol bloß nicht die Polizei«, rief Chuck nochmals.
    »Ach, hol ruhig die verdammte Polizei«, schluchzte Ruth. »Sam, dies ist die tapferste Tat deines Lebens, ihn auf diese Weise aus dem Apartment zu locken. Soll ich die P‐o‐l‐i‐z‐e‐ian‐r‐u‐f‐e‐n, sobald ihr fort seid?« Die beiden verdächtigen Wörter buchstabierte sie, während sie verstohlen den noch umhertanzenden Afrikaner anschielte.
    »Auf gar keinen Fall«, erwiderte Sam ruhig. »Vergiß nicht, Liebling, ich bin Speditionsangestellter. Ich bearbeite Faktura für die gesamte Stadt. Ich weiß genau, was ich mit unserem bedeutenden Freund zu tun habe.«
    Ruth und Chuck musterten abwechselnd einander, hatten hysterische Ausbrüche und kauten Milzkraut, bis Sam nach einigen Stunden zurückkehrte. »Ihr Haar«, bemerkte Sam zu Chuck, als er hereinkam, »wächst ja völlig grau.«
    Chuck stürzte ins Wohnzimmer zum Spiegel. »Mein Gott, da ist es! Richtiges Haar! Und wenn es purpurrot wäre, das wäre mir auch gleichgültig!«
    »Liebling«, schrie Ruth und warf sich in die dünnen Arme ihres Ehemanns, »was hast du mit dem Kopfjäger angestellt? Wo warst du so lange? Ich habe mich gefürchtet!« Sie begann, unfähig zum Weiterreden, zu schluchzen.
    »Ich habe ihn Abercrombie & Fitch aufgeschwatzt«, sagte Sam. »Zuerst bin ich mit ihm ins Büro und habe dort eine Bestellung fingiert. Dann habe ich Abercrombie & Fitch angerufen und sie davon überzeugt, sie hätten einen afrikanischen Träger mit Speer bestellt. Da mußten sie natürlich kommen, angemessen auf ihn vorbereitet, versteht sich, und ich zeigte ihnen die Bestellung – na, was sollten sie tun? Er ist jetzt ihr Problem.«
    »O Sam, du bist wundervoll!« rief Ruth und klammerte sich voller verwerflicher Bewunderung an ihren Ehemann.
    »Verflucht«, meinte Chuck, »warum habe ich nie solche Ideen? Mit so einem Einfall könnte man eine Million Dollar verdienen.«
    »Oh, verschwinden Sie endlich«, sagte Ruth zu Chuck. »Mit unseren Ideen werden Sie keine Millionen einstreichen.«
    »Die Formel habe ich schon«, sagte Chuck.
    »Na, dann nehmen Sie auch noch die Korrekturbogen«, sagte Sam. Sie flatterten in seiner Hand. »Aber ich möchte sie zurück. Ich hatte sie tatsächlich im Büro vergessen.«
    »Ich möchte bloß einen Blick auf die Anleitung werfen«, erwiderte Chuck. Er nahm die

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