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Titan 06

Titan 06

Titel: Titan 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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Plastik gewesen wäre – aber er krallte seine Klauenfinger um meinen Arm und kreischte: ›Nein-nein-nein!‹ Und endlich kam ich wieder ein wenig zur Vernunft und blieb kaum drei Meter vor ihr stehen. Sie war noch immer da, und sie wirkte so echt wie Putz’ Glatze.«
    »He!« sagte der Ingenieur.
    »Sie lächelte und winkte, und winkte und lächelte, und ich stand sprachlos und verdattert da, während Tweel aufgeregt quietschte und schnatterte. Ich wußte, daß sie nicht echt sein konnte, aber – aber sie war unbezweifelbar da!
    Schließlich rief ich, ›Fancy! Fancy Long!‹ Aber sie lächelte nur und winkte und schaute so lebensecht aus, als wäre sie nicht in Wirklichkeit sechzig Millionen Kilometer entfernt.
    Tweel hatte sein gläsernes Schießeisen herausgeholt und zielte damit auf sie. Ich packte seinen Arm, doch er versuchte immer wieder, mich abzuschütteln. Er zeigte auf sie und rief, ›Nein-ahmen! Nein-ahmen!‹ und ich begriff, daß er damit sagen wollte, diese Fancy-Long-Erscheinung sei nicht lebendig. In meinem Kopf drehte sich alles, und ich wußte nicht mehr, was ich tun sollte. Es machte mich krank, eine Waffe auf sie gerichtet zu sehen, und ich weiß nicht, warum ich nichts unternahm, als Tweel sorgfältig zielte und abdrückte. Eine kleine Dampfwolke zischte aus der Waffe, und Fancy Long war verschwunden! An derselben Stelle wand sich eines dieser tentakelbewehrten, schwarzen Scheusale, wie das, vor dem ich Tweel gerettet hatte.
    Die Traum-Bestie! Ich stand benommen da und sah das Biest sterben, und Tweel trillerte und pfiff. Nach einer Weile berührte er meinen Arm, zeigte auf das sich windende Scheusal und sagte: ›Du-einseins-zwei, das-eins-eins-zwei‹. Nachdem er das acht- oder zehnmal wiederholt hatte, begriff ich. Versteht es einer von euch?«
    »Qui!« rief Leroy. »Moi – je le comprends! Er meint, Sie denken an etwas, die Bestie denkt an dasselbe, und Sie sehen es! Un chien, ein ‘ungriger ‘und, der würde einen großen Knochen mit Fleisch sehen! Oder riechen – nischt?«
    »Richtig!« sagte Jarvis. »Die Traum-Bestie benutzt offenbar die Wünsche und Sehnsüchte ihres Opfers, um es in Reichweite zu locken. Ein Vogel in der Paarungszeit würde seinen Partner sehen, ein nach Beute jagender Fuchs ein Kaninchen!«
    »Uie macht sie das?« wollte Leroy wissen.
    »Ich habe keine Ahnung. Wie lockt eine Schlange einen Vogel bis vor ihre Fänge? Und gibt es nicht Tiefseefische, die ihre Opfer buchstäblich bis in ihr Maul locken? Herrgott!« Jarvis schüttelte sich. »Versteht ihr, wie heimtückisch dieses Scheusal ist? Wir sind jetzt gewarnt – aber von nun an dürfen wir unseren Augen nicht mehr trauen. Ihr könntet mich sehen – ich könnte einen von euch sehen – und in Wirklichkeit steckt wieder eine dieser schwarzen Bestien dahinter!«
    »Woher hat Ihr Freund das gewußt?« fragte der Kapitän schroff.
    »Tweel? Das möchte ich selber gern wissen! Vielleicht dachte er gerade an etwas, das für mich nicht das geringste Interesse hatte, und als ich loslief, begriff er, daß ich etwas ganz anderes sehen mußte als er, und war gewarnt. Oder vielleicht kann die Traum-Bestie nur immer ein solches Trugbild produzieren, und Tweel sah, was ich sah – oder auch gar nichts. Ich konnte ihn nicht fragen. Aber das ist nur wieder ein Beweis dafür, daß seine Intelligenz der unseren ebenbürtig oder überlegen ist.«
    »Quatsch, sage ich!« bemerkte Harrison. »Wie kommen Sie auf die Idee, seine Intelligenz könnte unserer überlegen sein?«
    »Durch eine ganze Menge Dinge! Erstens dieses Pyramiden-Wesen. Er hatte zuvor noch keins gesehen, das konnte er mir verständlich machen – trotzdem erkannte er es als pseudolebendiges Wesen auf Silizium-Basis.«
    »Er hätte davon gehört haben können«, wandte Harrison ein. »Schließlich ist er ja hierzulande zu Hause.«
    »Nun, und was ist mit der Sprache? Ich konnte keinen einzigen seiner Begriffe verstehen, während er sechs oder sieben Wörter meiner Sprache lernte. Und ist Ihnen klar, welch komplizierte Ideen er mit diesen sechs oder sieben Wörtern auszudrücken vermochte? Das Pyramiden-Wesen! Die Traum-Bestie! Mit ein paar zusammengestoppelten Wörtern konnte er mir klarmachen, daß das eine harmloses Pseudoleben war, das andere tödliche hypnotische Kräfte besaß. Was sagen Sie dazu?«
    »Hm!« bemerkte der Kapitän.
    »Hm – ist das alles? Hätten Sie das fertiggebracht, mit einem Wortschatz von nur sechs Wörtern? Könnten Sie, wie es

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