Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 06

Titan 06

Titel: Titan 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
verrieselte. Während wir noch zuschauten, kamen andere herein und taten das gleiche, und das schien alles zu sein, kein erkennbarer Zweck, nichts. Aber das ist auf diesem komischen Planeten ja nicht anders zu erwarten. Noch etwas passierte in dieser Kammer – aber das ist etwas fast Unglaubliches.
    Eins der Wesen stieß, als es seine Ladung ausgekippt hatte, den Schubkarren mit einem Krach zur Seite und legte sich dann in aller Seelenruhe unter das Rad! Ich sah zu, wie es zermahlen wurde, und brachte vor Überraschung nicht einen Laut heraus – und einen Augenblick später folgte ein weiteres Wesen. Das mußte für sie eine alltägliche Routineangelegenheit sein, denn eins der karrenlosen Wesen nahm den zurückgelassenen Schubkarren mit, als sei nichts gewesen.
    Tweel schien nicht überrascht zu sein; als ich auf den nächsten Selbstmörder deutete, vollführte er nur ein sehr menschlich wirkendes Achselzucken, wie um zu sagen: ›Was sollte ich dagegen schon tun?‹ Diese seltsamen Wesen und ihre Gewohnheiten müssen ihm mehr oder weniger vertraut gewesen sein.
    Schließlich entdeckte ich noch etwas – hinter dem Rad. Irgend etwas Glitzerndes, auf einer Art niedrigem Podest. Ich ging hinüber. Es war ein kleiner, etwa eigroßer Kristall, der von innen heraus leuchtete. Das Licht prickelte sonderbar in meinem Gesicht und auf den Händen, es fühlte sich an wie eine elektrostatische Entladung oder so. Und dann passierte etwas Komisches. Ihr erinnert euch doch an die Warze, die ich an meinem linken Daumen hatte? Nicht? Schaut euch das an!« Jarvis streckte seine Hand aus. »Sie trocknete aus und fiel ab – einfach so! Und meine mißhandelte Nase – wie durch einen Zauber tat sie plötzlich überhaupt nicht mehr weh! Dieses Kristallding wirkte wie manche Röntgenstrahlen, die krankes Gewebe zerstören und gesundes unbeeinflußt lassen, nur schneller und exakter!
    Ich dachte gerade daran, welch ein Mitbringsel das sein würde, als sich ein höllischer Tumult erhob. Wir rannten zurück auf die andere Seite des Rades und konnten gerade noch sehen, wie ein Schubkarren zermahlen wurde. Irgendein Selbstmörder war anscheinend etwas schlampig gewesen.
    Auf einmal aber umringten uns Scharen dieser Kreaturen und trommelten und dröhnten, und das Getöse wirkte entschieden bedrohlich. Ein Trupp kam auf uns zu – wir zogen uns in den Gang zurück, aus dem wir, wie ich glaubte, gekommen waren, und sie polterten hinter uns her, einige mit, einige ohne Schubkarren. Verrückte Biester! Ein Chor von ›Wirr-sinn-Frreund! Autsch!‹ folgte uns. Vor allem das Autsch gefiel mir wenig, es klang so ominös.
    Tweel hatte seine Glaspistole herausgeholt, und ich stellte meinen Wassertank ab, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben, und riß meine Waffe heraus. Wir zogen uns weiter in den Gang zurück, aber die Faßwesen folgten unbeirrt – vielleicht zwanzig müssen es gewesen sein. Sonderbar – die, die mit beladenen Karren hereinkamen, passierten uns ohne das geringste Zeichen von Feindseligkeit.
    Tweel muß das bemerkt haben. Unvermittelt riß er sein komisches Feuerzeug heraus und berührte eine Ladung Pflanzenteile. Wusch! Der ganze Haufen ging in Flammen auf, und das dumme Biest schob seinen Karren ohne Tempoverringerung einfach weiter! Das schuf jedoch etliches Durcheinander unter unseren ›Frreunden‹ – und dann entdeckte ich, daß der Rauch in Schwaden und Wirbeln an uns vorbeizog, und tatsächlich, da war der Ausgang!
    Ich packte Tweel und rannte hinaus, und unsere zwanzig Verfolger setzten uns nach. Das Tageslicht wiederzusehen war herrlich, obwohl ich auf den ersten Blick feststellte, daß die Sonne leider schon fast untergegangen war. Das war schlimm, weil ich ohne meinen Thermo-Schlafsack keine marsianische Nacht überleben konnte – auf keinen Fall ohne Feuer.
    Aber es kam noch schlimmer! Ein Faßwesen kam mit einem Schubkarren herausgerannt, und alle anderen griffen hinein und holten ganze Bündel langer, kupferner Wurfpfeile heraus – mit scheußlichen Spitzen – und auf einmal pfiff einer an meinem Ohr vorbei – zack! Jetzt mußten wir schießen, oder es ging uns an den Kragen.
    Eine Weile hielten wir uns recht gut. Wir putzten zuerst die bei dem Schubkarren weg, so daß der Nachschub an Pfeilen beschränkt blieb, aber plötzlich dröhnte die Luft vor ›Frreund‹ und ›Autsch‹, und eine ganze Armee der Biester kam aus dem Tunnelloch gehetzt.
    Menschenskinder – wir waren erledigt, und ich wußte es. Dann

Weitere Kostenlose Bücher