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Titan 07

Titan 07

Titel: Titan 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg , Wolfgang Jeschke
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Geld – das waren große Zahlen in kleinen Büchern. Kidder gab geringe Summen davon aus, indem er sich Lebensmittel und Ausrüstungsgegenstände dafür schicken ließ. Aber selbst das stellte er nach einer Weile ein. Seine Bank schickte einen Boten per Wasserflugzeug los, um herauszukriegen, ob Kidder überhaupt noch lebte. Nach zwei Tagen kam der Mann in einem Zustand leichter Verwirrung zurück. Die Dinge, die er da draußen gesehen hatte, hatten ihn in ehrfurchtsvolles Erstaunen versetzt. Kidder war wohlauf. Er produzierte im Überfluß hochwertige Nahrungsmittel in synthetischer Form nach einer erstaunlich vereinfachten Methode. Die Bank setzte sich auf der Stelle schriftlich mit ihm in Verbindung und ließ anfragen, ob Mr. Kidder in seinem eigenen Interesse bereit sei, das Geheimnis seiner ackerlosen Nahrungsproduktion preiszugeben. Kidder antwortete, er würde das mit Vergnügen tun, und fügte die Formeln gleich bei. In einem Postscriptum fügte er noch hinzu, er habe die Information deshalb nicht weitergegeben, weil er nicht daran gedacht hätte, daß sich irgend jemand dafür interessieren würde. Solche Worte von einem Mann, der verantwortlich war für die größte soziologische Umwälzung in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts – Ackerbau ohne Acker und sozusagen am Fließband. Diese Erfindung machte ihn reicher; oder besser: sie machte seine Bank reicher. Er selbst scherte sich einen Teufel darum.
    Aber erst acht Monate nach dem Besuch des Boten legte Kidder so richtig los. Für einen Biochemiker, der nicht einmal den Doktortitel erworben hatte, machte er sich ganz gut. Hier der Auszug aus einer Liste der Dinge, die er aus dem Ärmel schüttelte:
    Einen wirtschaftlich verwertbaren Plan für die Herstellung einer Aluminium-Legierung, die den besten Stahl noch an Festigkeit übertraf, so daß man sie als Baumetall verwenden konnte.
    Ein Ausstellungsstück, das er ›Lichtpumpe‹ nannte. Es arbeitete gemäß der Theorie, daß Licht eine Form von Materie ist und somit physikalischen und elektromagnetischen Gesetzen unterliegt. Man verschließe einen Raum, der nur mit einer einzigen Lichtquelle versehen ist, strahle mit der Pumpe ein zylindrisches Vibrations-Magnetfeld hinein, und das Licht wird daran entlanggeleitet. Nun leite man das Licht durch Kidders ›Linse‹ – einen Ring, der ständig entlang den Linien ähnlich denen eines Kameraschnellverschlusses ein elektrisches Feld erzeugt. Unterhalb davon befindet sich das Herz der Lichtpumpe – ein kristalliner Lichtabsorber mit einer Wirksamkeit von achtundneunzig Prozent, der das Licht in seinen inneren Facetten gewissermaßen verliert. Der Verdunkelungseffekt, den man in einem solchen Raum mit dem Apparat erreicht, ist gering, aber immerhin meßbar. Entschuldigen Sie meine laienhafte Ausdrucksweise, aber das Prinzip ist ungefähr so wie beschrieben.
    Synthetisches Chlorophyll – faßweise.
    Einen Flugzeugantrieb, mit dem man auf achtfache Schallgeschwindigkeit kommen konnte.
    Einen billig herzustellenden Klebstoff, den man über alte Farbe streicht, hart werden läßt und das ganze wie alte Stoffbahnen von der Wand ziehen kann. Die alte Farbe löst sich dabei vollständig mit ab. Diese Erfindung wurde begeistert aufgenommen.
    Eine sich selbst aufrechterhaltende atomare Desintegration des Uranisotops 238, das zweihundertmal so häufig vorkommt wie das althergebrachte U 235.
    Das reicht erst einmal. Wie schon gesagt: Für einen Biochemiker, der nicht einmal den Doktortitel erworben hatte, machte er sich ganz gut.
    Kidder hatte offenbar keine Ahnung davon, daß er auf seiner kleinen Insel über soviel Macht verfügte, daß er sich zum Herrn der Welt hätte aufschwingen können. Auf solch einen Gedanken wäre er nie im Leben gekommen. Solange man ihn bei seinen Experimenten nicht störte, war er zufrieden damit, den Rest der Welt tolpatschig und ungeschickt mit ihren eigenen primitiven Gerätschaften herumexperimentieren zu lassen. Die einzige Möglichkeit, mit ihm in Kontakt zu treten, bestand aus einem Funksprechgerät, das er selbst entwickelt hatte. Das einzige Gegenstück dazu ruhte sicher verschlossen in einem Tresor seiner Bostoner Bank. Nur ein Mann konnte damit umgehen. Der außergewöhnlich empfindliche Senderapparat reagierte nur auf Conants eigene Körpervibrationen. Kidder hatte Conant davon unterrichtet, daß er auf keinen Fall gestört werden dürfte, außer bei Mitteilungen von höchster Dringlichkeit. Seine Ideen und

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