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Titan 15

Titan 15

Titel: Titan 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg , Wolfgang Jeschke
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Paganini pizzikato gespielt wurde. Ich unterbrach sie, ehe sie zu weit ging.
    »Wie?« fragte sie schließlich und rieb sich die Wange.
    »Dein Volk lebt länger als das unsere. Wenn unser Kind normal ist,
    so bedeutet das, daß unsere Rassen sich untereinander fortpflanzen können. Es muß noch andere fruchtbare Frauen deiner Rasse geben. Warum nicht?«
    »Du hast das Buch von Locar gelesen«, sagte sie, »und dennoch fragst du mich das? Der Tod war entschieden, beschlossen, das Urteil gesprochen, kurz nachdem er in dieser Form erschien. Aber schon lange vorher wußten es die Jünger Locars. Sie beschlossen es vor langer Zeit. ›Wir haben alle Dinge getan‹, sagten sie, ›wir haben alle Dinge gesehen, wir haben alle Dinge gehört und gefühlt. Der Tanz, war gut. Nun laßt ihn enden.‹«
    »Das glaubst du doch selbst nicht.«
    »Was ich glaube, ist unwichtig«, erwiderte sie. »M’Cwyie und die Mütter haben entschieden, daß wir sterben müssen. Der Titel, den sie tragen, ist ein Spott, aber ihre Beschlüsse werden erfüllt werden. Es gibt nur noch eine Prophezeiung, und die irrt. Wir werden sterben.«
    »Nein«, sagte ich.
    »Was dann?«
    »Komm mit mir zurück, zur Erde!«
    »Nein.«
    »Gut denn. Dann komm jetzt mit mir.«
    »Wohin?«
    »Zurück, nach Tirellian. Ich werde mit den Müttern sprechen.«
    »Das kannst du nicht! Heute abend ist eine Zeremonie!«
    Ich lachte. »Eine Zeremonie für einen Gott, der dich niederschlägt und dir dann die Zähne eintritt?«
    »Er ist immer noch Malann«, antwortete sie. »Und wir sind immer noch sein Volk.«
    »Du wärst gut mit meinem Vater ausgekommen«, knurrte ich. »Aber ich gehe jetzt, und du wirst mitkommen, selbst wenn ich dich tragen muß, und ich bin größer als du.«
    »Aber du bist nicht größer als Ontro.«
    »Wer, zum Teufel, ist Ontro?«
    »Er wird dich aufhalten, Gallinger. Er ist die Faust des Malann.«
     
     
4
     
    Der Jeepster kam mit quietschenden Bremsen vor dem einzigen Eingang, den ich kannte, zum Stehen. Es war der Eingang, der zu M’Cwyie führte. Braxa, die die Rose jetzt im Licht eines Scheinwerfers gesehen hatte, barg sie behutsam in ihrem Schoß, als wäre sie unser Kind, und sagte nichts. Ihr Gesicht hatte einen passiven, lieblichen Ausdruck.
    »Sind sie jetzt im Tempel?« wollte ich wissen.
    Der madonnenhafte Ausdruck änderte sich nicht.
    Ich wiederholte meine Frage, und sie zuckte zusammen.
    »Ja«, sagte sie aus weiter Ferne, »aber du kannst nicht hinein.«
    »Das werden wir ja sehen.«
    Ich ging um den Wagen herum und half ihr beim Aussteigen.
    Ich führte sie an der Hand, und sie bewegte sich wie in Trance. Im Lichte des eben aufgegangenen Mondes sahen ihre Augen wie an jenem Tag aus, an dem ich sie zum ersten Mal gesehen hatte, damals als sie getanzt hatte. Ich schnippte mit den Fingern. Nichts geschah.
    Also stieß ich die Tür auf und führte sie hinein. Der Raum lag im Zwielicht.
    Und sie schrie, schrie zum drittenmal an diesem Abend:
    »Tu ihm nicht weh, Ontro! Es ist Gallinger!«
    Ich hatte noch nie zuvor einen marsianischen Mann gesehen, nur Frauen. Also konnte ich nicht wissen, ob er eine Mißbildung war, obwohl ich das stark vermutete.
    Ich blickte zu ihm auf.
    Sein halbnackter Körper war mit Schwellungen und Ausschlag bedeckt. Drüsenschwierigkeiten, vermutete ich.
    Ich hatte geglaubt, der größte Mann auf dem Planeten zu sein, aber er war etwa zwei Meter zehn groß und hatte Übergewicht. Jetzt wußte ich, woher mein Riesenbett stammte!
    »Kehren Sie um«, sagte er. »Sie darf eintreten, Sie dürfen es nicht.«
    »Ich muß meine Bücher und meine Sachen holen.«
    Er hob den mächtigen linken Arm. Mein Blick folgte ihm. All meine Habseligkeiten lagen sorgfältig aufgestapelt in der Ecke.
    »Ich muß hinein. Ich muß mit M’Cwyie und den Müttern sprechen.«
    »Das dürfen Sie nicht.«
    »Das Leben Ihres Volkes hängt davon ab.«
    »Kehren Sie um!« dröhnte er. »Kehren Sie um zu Ihrem Volk, Gallinger! Verlassen Sie uns!«
    Mein Name klang von seinen Lippen ganz fremd, wie der Name eines anderen. Wie alt war er? Dreihundert? Vierhundert? War er sein ganzes Leben Tempelwächter gewesen? Warum? Vor wem mußte man den Tempel behüten? Die Art, wie er sich bewegte, gefiel mir nicht. Ich hatte schon früher Männer gesehen, die sich so bewegten.
    »Kehren Sie um!« wiederholte er.
    Wenn sie ihre Kriegskünste ebenso verfeinert und vervollkommnet hatten wie ihre Tänze, oder schlimmer noch, wenn ihre Kampfkunst Teil des

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