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Titan 15

Titan 15

Titel: Titan 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg , Wolfgang Jeschke
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Nur eine Mutter
    (THAT ONLY A MOTHER)
     
JUDITH MERRIL
     
     
    Margaret langte hinüber zur anderen Seite des Bettes, wo Hank hätte sein müssen. Ihre Hand fuhr über das leere Kissen, und dann wachte sie richtig auf und stellte mit Verwunderung fest, daß die alte Gewohnheit so viele Monate überdauert haben sollte. Sie versuchte sich wie eine Katze zusammenzurollen, um ihre eigene Wärme zu halten, merkte, daß sie es nicht mehr konnte, und stieg mit der zufriedenen Feststellung ihres wachsenden Umfangs aus dem Bett.
    Mechanisch verrichtete sie die morgendlichen Handgriffe. Auf dem Weg durch die Küche drückte sie auf den Knopf für die automatische Frühstückszubereitung – der Doktor hatte ihr geraten, möglichst viel zum Frühstück zu essen – und riß die Zeitung aus dem Bildschirmtextgerät. Sorgfältig faltete sie das lange Blatt bis zu dem Teil ›Inland-Nachrichten‹ und brachte es vor dem Spiegel an, um es beim Zähneputzen zu überfliegen.
    Keine Unfälle. Keine Treffer. Wenigstens keine, die offiziell zur Veröffentlichung freigegeben waren. HEH! MAGGIE! STEIGERE DICH DA NICHT REIN! KEINE UNFÄLLE. KEINE TREFFER. VERLASS DICH DOCH AUF DIESE NETTE ZEITUNG!
    Die drei hellen Glocken aus der Küche verkündeten, daß das Frühstück fertig war. In einem vergeblichen Versuch, ihrem mangelhaften morgendlichen Appetit aufzuhelfen, legte sie ein helles Tischtuch auf und wählte fröhlich buntes Geschirr. Dann, als es nichts mehr vorzubereiten gab, ging sie, um nach der Post zu schauen, wobei sie sich den vollen Genuß der langgehegten Erwartung gönnte, denn heute würde GANZ BESTIMMT ein Brief da sein. Da war auch einer. Da waren welche. Zwei Rechnungen und ein besorgter Brief von ihrer Mutter: »Liebes, warum hast Du nicht schon früher geschrieben und es mich wissen lassen? Ich freue mich natürlich schrecklich, aber, nun, man spricht so ungern von diesen Dingen, aber bist du auch SICHER, daß der Doktor sich nicht irrt? Hank hat mit diesem ganzen Uran oder Thorium oder was das heute auch immer sein mag zu tun gehabt, und ich weiß, Du sagst, er ist nur Zeichner, kein Techniker, und er kommt nicht in Kontakt mit so Sachen, die gefährlich sein könnten, aber Du weißt, damals, in Oak Ridge, war das anders. Glaubst du nicht… ach, natürlich, ich stelle mich an wie eine närrische alte Frau, und ich will nicht, daß Du Dich deswegen aufregst. Du verstehst viel mehr davon als ich, und ich bin sicher, daß der Doktor recht hatte. Er SOLLTE es schließlich wissen…«
    Margaret verzog das Gesicht über ihrem ausgezeichneten Kaffee und ertappte sich dabei, wie sie die Zeitung bis zu dem Medizinischen Nachrichtenteil auffaltete.
    SCHLUSS JETZT, MAGGIE, HÖR AUF! DER RADIOLOGE HAT DOCH GESAGT, DASS HANK IN SEINEM JOB UNMÖGLICH STRAHLUNG ABBEKOMMEN HABEN KÖNNTE. UND DAS ZERBOMBTE GEBIET, DURCH DAS WIR GEFAHRENSIND… NEIN, NEIN, HÖR AUF JETZT! LIES DOCH DIE GESELLSCHAFTSSPALTE ODER DIE REZEPTE, MAGGIE!
    Im medizinischen Nachrichtenteil behauptete ein bekannter Genetiker, daß man schon im fünften Monat mit absoluter Sicherheit voraussagen könne, ob sich das Kind normal entwickeln würde oder wenigstens, ob die Mutation irgendwelche Monstrositäten zur Folge haben würde. Die schlimmsten Fälle wenigstens könnten so verhindert werden. Kleinere Mutationen, natürlich, wie Entstellungen der Gesichtszüge oder Änderungen der Gehirnstruktur, waren nicht zu entdecken. Und da hatte es in letzter Zeit einige Fälle von normalen Embryos mit verstümmelten Gliedmaßen gegeben, die sich nicht über den siebenten oder achten Monat hinaus entwickelten. Aber – schloß der Doktor zuversichtlich – die SCHLIMMSTEN Fälle konnten jetzt vorhergesagt und verhindert werden.
    »VORHERGESAGT UND VERHINDERT.« WIR HABEN ES DOCH VORHERGESAGT ODER NICHT? HANK UND DIE ANDEREN, SIE HABEN ES VORHERGESAGT, ABER VERHINDERN KONNTEN WIR ES NICHT. 1946 und 1947, DA HÄTTEN WIR DAS GANZE NOCH AUFHALTEN KÖNNEN. JETZT…
    Margaret beschloß auf das Frühstück zu verzichten. Seit zehn Jahren kam sie morgens mit einer Tasse Kaffee aus, das würde auch heute genügen müssen. Sie knöpfte sich in ein unendlich weites Faltengewand, das, wie die Verkäuferin beteuert hatte, die EINZIGE bequeme Sache während der letzten Monate war. Mit einer Welle reiner Freude, ohne weiter an den Brief und die Zeitung zu denken, bemerkte sie, daß sie beim vorletzten Knopf angelangt war. Jetzt würde es nicht mehr lange dauern.
    Die Stadt in den

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