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Titan 21

Titan 21

Titel: Titan 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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geplündert. Ich sage es noch einmal, ich will all das vergessen – ja dich sogar belohnen –, wenn du mir sagst, wer dich heute nacht hierhergeschickt hat.«
    Die schwarzen Augen in Moanas bleichem Gesicht brannten ihm entgegen. Ihre rote Zungenspitze berührte ihre volle Oberlippe.
    »Wenn ich Stasor sehen könnte«, meinte Angus und versuchte verzweifelt zu erkennen, was Moana ihm andeuten wollte. Und als sie kaum sichtbar nickte, fuhr er fort, »könnte er mich vielleicht dazu bringen, daß ich es mir anders überlege. Wenn Stasor sagt, daß ich ein Narr war, nun dann ist alles zerschmettert, woran ich geglaubt habe. In diesem Falle würde ich gerne Eurer Eminenz dienen.«
    Moanas schwarze Augen lachten, applaudierten ihm stumm. Der Diktor runzelte nachdenklich die Stirn. Dann drehte er sich zu dem Mädchen herum. »Willst du für ihn bürgen?«
    Angus wußte, was das bedeutete. Wenn er einen Weg zur Flucht fand, würde der Diktor jenen lieblichen weißen Körper anstelle des seinen auf das Rad flechten, würde diese Schenkel, diese Brüste und dieses Gesicht den rotglühenden Zangen, den Nägeln und den Widerhaken ausliefern. Er würde nie zulassen, daß sie ein solches Schicksal erlitt.
    Vielleicht wußte das der Diktor. Er lächelte ein wenig, als Moana zustimmte, dann ging er, ohne Angus eines weiteren Blickes zu würdigen.
    Moana sagte mit schwacher Stimme: »Das war alles, was ich tun konnte, Red Angus. Er hätte dich noch heute nacht in die Gruben werfen lassen, wenn ich es nicht dadurch verzögert hätte.«
    »Du schuldest mir nichts«, erwiderte er schroff.
    »Doch, das tue ich. Mein Bruder hat den Diktor vor einem Jahr verärgert. Man hat ihn in die Salzwüsten von Ptixt geschickt. Du hast die Karawane überfallen, in der er sich befand, und ihn befreit. Mein Bruder ist heute in Sicherheit, verborgen in einer deiner Piratenstädte. Das habe ich nicht vergessen, Angus. Manchmal findet eine gute Tat ihren Lohn. Was hat Plegaston dazu zu sagen?«
    Sie ging an ihm vorbei zur Tür hinaus.
    Er folgte ihr durch den mit Wandbehängen geschmückten Korridor in kleine Zimmer, vorbei an Eichentüren. Schließlich erreichte sie eine nackte Wand, strich mit den Händen darüber und drückte schließlich mit der Fingerspitze gegen einen rosaroten Stein.
    »Das Hautmuster meiner Fingerspitzen betätigt einen Schaltmechanismus im Stein«, erklärte sie. »Das ist besser als jeder Schlüssel.«
    Irgendwo summte leise eine Maschine, und dann begann sich die Steinwand zu bewegen. Sie schwang zur Seite und gab den Blick auf einen schmalen Korridor frei, der in die Tiefe führte. Die Mauern waren mit leuchtendem Blau bedeckt, das hell glühte und so den Weg beleuchtete.
    Angus sah den Tümpel schon von weitem. Ein Kragen aus Metall säumte das leuchtende Schwarz, das nach oben zu pressen schien, so als versuchte es, sich von etwas zu befreien, das es festhielt. Es schimmerte und wogte. Es pulsierte, als wäre es von eigenem Leben erfüllt.
    Angus blieb stehen, starrte es an. Er streckte die Hand aus, schob sie in das dunkle Naß. Die Flüssigkeit fühlte sich leicht an, irgendwie beißend, und er dachte, sie würde vielleicht wie Wein schmecken, der zu Kopfe stieg.
    Moana ergriff seine andere Hand und flüsterte: »Komm!«, dann trat sie in den Tümpel.
    Das Dunkle umwallte Angus. Er spürte es an seiner Haut, in den Poren seiner Arme und Hände und Beine. Es machte ihn schwindlig, benommen, am liebsten hätte er gelacht. Sich in diesem Naß zu bewegen, war so, als schritte man auf Luft.
    Sie gingen hinein in den Tümpel und standen an einem fremdartigen Ort, wo nur Schwärze war, ganz ohne Licht. Es war kalt. Angus glaubte Musik zu hören, ganz schwach.
    »Wünsche dich weiter!« hörte er eine melodische Stimme flüstern.
    Er schwebte mühelos.
    »Wo sind wir?« fragte er laut.
    »Außerhalb des Weltraums. Außerhalb der Zeit. Dort, wo der Gott seinen Wohnsitz hat. Bald werden wir Stasor sehen.«
    Ein heller roter Punkt glühte schwach, so wie vielleicht eine Nadelspitze glühen mochte, wenn man sie in einem Feuer erhitzte. Der Punkt wuchs schnell zur Größe einer Faust und schließlich zur Größe eines Kopfes an.
    Das rote Glühen barst und trieb Flammenzungen in die Schwärze.
    Wo das Rot gewesen war, war jetzt Stasor.
    Sein Gesicht schwebte in einem weißen Nebel, alt und weise und sorgenerfüllt. Die feingeäderten Lider waren geschlossen. Die Stirn war hoch, gerundet, von schneeweißem Haar bedeckt. Zu beiden

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