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Titan-4

Titan-4

Titel: Titan-4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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gleiche.«
    »Nicht ganz. Mit jedem Jahrhundert verändert er sich ein wenig, während das Leben sich bessert, die Welten glücklicher werden. In jedem Jahrhundert ist das neue Bewußtsein, die verjüngte Persönlichkeit Tyrells anders – entspricht es mehr dem neuen Jahrhundert als dem zuvorigen. Dein Bewußtsein, Nerina, hat bislang drei Wiedergeburten erfahren. Du bist nicht die gleiche wie ursprünglich. Aber du entsinnst dich nicht daran. Du besitzt nicht all die alten Erinnerungen, in deren Besitz du einst warst.«
    »Aber… aber was…?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Mons. »Ich habe mit Tyrell gesprochen. Wie ich glaube, ist folgendes geschehen. Nach jedem Jahrhundert, als man Tyrells Bewußtsein reinigte – eliminierte –, blieb ein leeres Bewußtsein zurück, und auf dieser Grundlage konstruierte man einen neuen Tyrell. Nur wenig verändert. Jedesmal nur geringfügig verändert. Aber nach mehr als zwanzigmal? Vor zwanzig Jahrhunderten muß sein Bewußtsein völlig anders beschaffen gewesen sein. Und…«
    »Wie sehr anders?«
    »Das weiß ich nicht. Wir haben bisher angenommen, daß bei der Bewußtseinseliminierung das Persönlichkeitsmuster verschwindet. Nunmehr vermute ich jedoch, daß das nicht der Fall ist. Ich hege die Vermutung, daß es lediglich überlagert wird. Unterdrückt, in solche Tiefe verdrängt, daß es nicht zur Geltung gelangt, ins Unterbewußtsein vertrieben. Jahrhundert um Jahrhundert dürfte es so gewesen sein. Und nun liegen mehr als zwanzig Persönlichkeitsstrukturen Tyrells in seinem Geist begraben, sie bilden eine vielfältige Gesamtpersönlichkeit, die nicht länger im Gleichgewicht bleiben kann. Aus den Gräbern seines Bewußtseins ist etwas auferstanden.«
    »Der Reine Gesalbte war nie ein Mörder!«
    »Gewiß. In der Tat muß sogar seine erste Persönlichkeit – jene, die er vor zwanzig Jahrhunderten besaß – eine wahrhaft große und gute gewesen sein, um den Welten den Frieden schenken zu können, damals zur Zeit des Anti-Christ. Aber auf dem Friedhof seines Bewußtseins könnten sich Veränderungen vollzogen haben. Jene begrabenen Persönlichkeitsmuster – oder einige davon – haben sich möglicherweise in… in etwas verwandelt, das weniger gut ist als sie es ursprünglich waren. Und nun haben sie sich befreit.« Nerina wandte sich zur Tür. »Wir müssen uns zweifelsfrei vergewissern«, fügte Mons hinzu. »Aber wir können den Messias heilen. Wir können sein Hirn läutern, tief sondieren, sehr tief, den Geist des Bösen ausmerzen… Wir können ihn heilen, ihn wieder gesund machen. Wir müssen unverzüglich beginnen. Nerina – bete für ihn.«
    Er schenkte ihr einen langen, kummervollen Blick, drehte sich um und schritt eilig den Korridor hinab. Nerina verharrte, ohne an irgend etwas zu denken. Ein wenig später hörte sie ein leises Geräusch. Am einen Ende des Korridors standen reglos zwei Priester; am anderen Ende zwei weitere.
    Sie öffnete die Tür und trat ein zu Tyrell.
     
    Als erstes sah sie das blutbesudelte Messer auf dem Tisch. Dann sah sie die dunkle Gestalt am Fenster, die sich gegen das schmerzlich intensive Blau des Himmels abhob. »Tyrell…«, sagte sie schwerfällig.
    Er wandte sich um. »Nerina. O Nerina!« Seine Stimme klang unverändert sanft von der tiefen Kraft seiner Gelassenheit. Sie eilte in seine Arme. »Ich habe gebetet«, sagte er und neigte den Kopf, so daß er auf ihrer Schulter ruhte. »Mons hat mir erzählt… ich habe gebetet. Was habe ich getan?«
    »Du bist der Messias«, sagte sie fest. »Du hast die Welt vom Bösen und vom Anti-Christ errettet. Das hast du getan.«
    »Aber das andere! Dies Böse in meinem Bewußtsein! Diese Saat, die darin, verborgen vor Gottes Sonnenschein, aufgegangen ist – zu was ist sie emporgewuchert? Sie sagen, ich habe getötet!«
    Für einen langen Moment schwieg sie. »Hast du es?« flüsterte sie dann.
    »Nein«, antwortete er im Tonfall restloser Gewißheit. »Wie könnte ich das? Ich, der ich mehr als zweitausend Jahre lang durch Liebe gelebt habe – ich könnte keinem Lebewesen ein Leid zufügen.«
    »Das weiß ich«, sagte sie. »Du bist der Reine Gesalbte.«
    »Der Reine Gesalbte«, wiederholte er leise. »Ich wollte nie einen solchen Titel. Ich bin nur ein Mensch, Nerina. Niemals war ich mehr als das. Aber… etwas hat mich bewahrt, etwas hat mich während der Stunde des Anti-Christ am Leben erhalten. Es war Gott. Es war Seine Hand. Gott – hilf mir auch jetzt!«
    Sie drückte ihn an

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