06 - Willlow und das Monsterbaby
Buffy
Im Bann der Dämonen
von Joss Whedon
A ProSieben Edition
Willow und das Monsterbaby
Broschiert - 216 Seiten -VGS
Erscheinungsdatum: 1999 ISBN: 3-8025-2711-9
Um ihr Taschegeld aufzubessern, nimmt Willow einen Babysitter-Job an. Doch statt des erwarteten geruhsamen Abends gerät Buffys Freundin unversehens in einen Alptraum.
Das Baby verschwindet, und an seine Stelle tritt ein kleines Monster, das Willow in tödliche Gefahr bringt...
Buffy und ihre Freundin finden schnell heraus, dass es eine Verbindung zwischen Willows Quälgeist und einigen seltsamen Fundstücken gibt, die Giles bei einer archäologischen Ausgrabung entdeckt hat. Allem Anschein nach wurden dabei böse Kräfte freigesetzt, die seit Ewigkeiten unter der Erde gebannt waren. Und diese Kräfte haben es nun auf Willow abgesehen.
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Ein kurzer dumpfer Schlag hallte in dem großen viktorianischen Haus der Campbells wider. Willow Rosenberg sah von dem mittelalterlichen Text auf, der auf ihren Knien lag, und ließ den Blick durch das Wohnzimmer schweifen. Fremde Häuser und ihre komischen Geräusche... In der nächsten Ausgabe von »Lifestyle des Merkwürdigen und Unheimlichen«.
Natürlich meinte sie das nicht wirklich so. Die Campbells waren sehr nette Leute und es war schließlich nicht ihre Schuld, wenn ihr Haus seltsame Geräusche von sich gab, die sie beim Babysitten erschreckten. Und es war auch nicht ihre Schuld, wenn es in Willows Leben eine dunkle Seite gab, die jeden Schatten bedrohlich erscheinen ließ.
Automatisch griff sie nach der Tasche zu ihren Füßen und nicht etwa zu dem schnurlosen Telefon, das neben ihr auf dem Sofa lag. Die Erfahrung hatte sie gelehrt, dass die Holzpfähle in ihrer Tasche sie besser gegen Dinge beschützten, die in der Nacht seltsame Geräusche machen, als ein Notruf. Sunnydale lag direkt über dem Tor zur Hölle und in dieser Stadt, in der jeder nur erdenkliche Schrecken Gestalt annehmen konnte, war die Polizei oft nicht in der Lage zu helfen - oder wollte es auch nicht.
Die großen Panoramafenster auf der anderen Seite des Raumes gaben die Sicht auf die Blumenbeete der Campbells und ihr Gewächshaus frei. Der Garten glich in dieser Nacht einem Dschungel. Große blassgelbe und weiße Blüten schimmerten im Mondlicht.
Hatte sich da draußen etwas bewegt? Willow starrte durch das Fenster, auf das die Lampe neben der Couch schemenhaft ihr eigenes Spiegelbild warf. Und wenn da etwas war, würde sie es sehen? Und würde dieses Etwas sie sehen? Die Blumen und Bäume raschelten leise im sanften Wind. Alles schien ruhig und friedlich. Willow seufzte erleichtert und ließ den Holzpfahl sinken. Nimm dich zusammen!, ermahnte sie sich. Du bist einfach nur müde und schon eine ganze Weile allein in diesem Haus.
Du machst dich nur verrückt, weil deine beste Freundin einen ziemlich merkwürdigen Job hat. Das große Wohnzimmer der Campbells war mit überladenen, schweren Möbeln aus den vierziger Jahren eingerichtet.
Es war ihr vertraut von den vielen Malen, die sie früher schon bei den Campbells als Babysitter gewesen war.
Sogar die Stereoanlage und der in eine Kommode eingelassene Fernseher waren in dem üppigen Stil der damaligen Zeit gehalten. Im Discovery Channel lief ein Dokumentarfilm über den Regenwald im Amazonasgebiet. Zwar hatte sie diesen Film schon einmal gesehen, aber damit sie sich nicht so allein fühlte, ließ sie den Fernseher trotzdem eingeschaltet.
Um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war, ging sie ins obere Stockwerk und schaute nach dem Baby. Die Nachttischlampe in Form eines freundlichen Clowngesichts warf ein sanftes Licht auf Tad Campbell.
Er war acht Monate alt, hatte lockiges blondes Haar und große grüne Augen, die man jetzt allerdings nicht sah. Er schlief tief und fest und hielt dabei seine winzige Faust an den Mund gepresst.
Na, wenn das kein schöner Schnappschuss wäre!
Willow kehrte in das Wohnzimmer zurück und vertiefte sich wieder in ihr Buch. Auf der aufgeschlagenen Seite waren mittelalterliche Folterinstrumente abgebildet, deren Anwendung der begleitende Text außerordentlich ausführlich und anschaulich beschrieb. Nicht gerade eine leichte Bettlektüre, dachte sie, während sie nach ihrer Light-Limonade griff, die auf einem Tablett am anderen Ende des Tisches stand, und einen tiefen Schluck nahm. Als sie den kurzen dumpfen Schlag zum zweiten Mal hörte, hätte sie sich fast verschluckt.
Diesmal schien das Geräusch eindeutig aus dem oberen Stockwerk
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