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Titan-4

Titan-4

Titel: Titan-4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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sich und schaute an ihm vorbei durch das Fenster an den hellen Himmel, auf die grüne Weide, die hohen Berge, deren Gipfel Wolken streiften. Gott weilte hier wie er draußen jenseits des Blaus auf all den Welten weilte und in den Abgründen dazwischen, und Gott bedeutete Friede und Liebe. »Er wird dir helfen«, sagte sie ruhig. »Zweitausend Jahre lang ging er an deiner Seite. Er hat dich nicht verlassen.«
    »Ja«, flüsterte Tyrell. »Mons muß sich irren. Ich erinnere mich… wie es damals war. Menschen wie Bestien. Am Himmel loderte Feuer. Da war Blut… überall Blut. Mehr als hundert Jahre lang floß Blut aus den Leibern der Tier-Menschen, während sie sich bekämpften.« Sie spürte eine plötzliche Erstarrung in ihm, ein krampfartiges Beben, eine fremdartige wilde Anspannung. Er hob den Kopf und blickte in ihre Augen. Sie dachte an Eis und Feuer, blaues Eis, blaues Feuer. »Die großen Kriege«, sagte er mit einer Stimme, die hart und eingerostet klang. Dann schlug er sich die Hände über die Augen. »Süßer Jesus, Barmherzigkeit!« Aus seiner erstickten Kehle brach ein Brüllen. »Gott, Gott…!«
    »Tyrell!« Sie schrie seinen Namen.
    »Weiche!« krächzte er, und sie taumelte zurück, aber er sprach nicht zu ihr. »Weiche, Satan!« Er hämmerte mit den Fäusten auf seinen Schädel, raufte sich das Haar, sank vornüber, bis er halb zusammengekrümmt stand.
    »Tyrell!« schrie sie. »Messias! Du bist der Reine Gesalbte…«
    Der gebückte Körper ruckte hoch. Sie schaute in seine neue Miene und empfand abgrundtiefes Entsetzen und Abscheu. Tyrell stand und starrte sie an. Dann verbeugte er sich zu ihrem Schrecken vor ihr auf eine steife, spöttische Weise. Sie spürte hinter sich die Tischkante. Sie tastete rückwärts und berührte die zähe Klebrigkeit des geronnenen Bluts an der Klinge des Messers. Es war ein Bestandteil des Alptraums. Sie legte ihre Hand auf den Griff, sich dessen bewußt, daß der Stahl sie töten konnte, während sie sich vorstellte, wie die stählerne Klinge in ihre Brust drang.
    »Ist sie scharf?« fragte er. In seiner Stimme klang ein Lachen mit. »Ist sie noch scharf, mein Liebling? Oder ist sie am Leib des Priesters stumpf geworden? Wirst du es gegen mich wenden? Willst du es versuchen? Andere Frauen haben so etwas schon versucht!« Ein dumpfes Lachen würgte seine Kehle.
    »Messias«, flüsterte sie.
    »Messias!« höhnte er. »Reiner Gesalbter! Prinz des Friedens! Predigt das Wort von Liebe, schreitet unbehelligt durch die blutigsten Kriege, die jemals eine Welt verheert haben… o ja, eine Legende, mein Liebling, zweitausend und mehr Jahre alt. Und eine Lüge. Sie haben es vergessen! Sie alle haben vergessen, wie ich damals wirklich gewesen bin!« Sie vermochte nichts anderes zu tun, als in hilfloser Verneinung den Kopf zu schütteln. »O doch«, sagte er. »Du hast damals noch nicht gelebt. Keiner der heute Lebenden. Außer mir, Tyrell. Gemetzel! Ich habe überlebt. Aber nicht durchs Predigen vom Frieden. Weißt du, was mit Menschen geschehen ist, die den Frieden predigten? Sie kamen um – aber ich nicht. Ich habe überlebt, und nicht durch Predigten.« Er schüttelte die Fäuste und lachte. »Tyrell der Schlächter«, rief er. »Ich war der größte Bluthund von allen. Sie begriffen nichts außer Furcht. Und damals ließen die Menschen sich nicht leicht Furcht einjagen – nicht diese vertierten Menschen. Aber vor mir haben sie sich gefürchtet.« Er hob seine Klauen, seine Muskeln spannten sich in einer Ekstase gräßlicher Erinnerungen. »Der Blutige Gesalbte«, sagte er. »So hätten sie mich nennen können. Doch sie taten es nicht. Nicht, nachdem ich ihnen bewiesen hatte, was ich ihnen beweisen mußte. Sie hatten einen Namen für mich. Sie kannten meinen Namen. Und heute…« Er grinste sie an. »Heute, da auf den Welten Friede herrscht, nun verehrt man mich als den Messias. Was kann Tyrell der Schlächter heutzutage tun?«
    Sein Lachen drang langsam, furchtbar und selbstzufrieden über seine Lippen. Er tat drei Schritte und umschlang sie mit seinen Armen. Ihre Haut schien unter der Berührung des Bösen zu schrumpfen. Und dann, urplötzlich und sonderbar, fühlte sie, wie das Böse von ihm wich. Die starken Arme bebten, lockerten die Umarmung, drückten wieder zu, in einer Raserei von Zärtlichkeit, während er den Kopf neigte und sie auf einmal heiße Tränen spürte. Für eine Weile konnte er nicht sprechen. Sie stand kalt wie Stein und hielt ihn.
    Dann saß sie auf

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