Titanen-Trilogie 03 - Der Sturz der Titanen
wurden von den Alten konstruiert und wahrscheinlich auch gebaut«, sagte sie. »Und die Alten machten viele unerklärliche Dinge - beispielsweise einen Benzintank, der zu klein ist für die für eine Tagesreise nötige Menge. Möglich, daß sie Spass daran hatten, Benzin aus Tonnen umzugiessen.«
Neq lachte. »Sieh mal einer an! Für die Irren sind die Alten irre!«
Sie lächelte und war gar nicht beleidigt. »Geistige Gesundheit scheint zur Zivilisation umgekehrt proportional zu sein.«
Umgekehrt proportional: Er wusste, was das bedeutete, denn er war wie alle anderen im Trainingslager des Imperiums gedrillt worden. Um die Rangordnung der Kämpfer festzulegen, hatte man Ziffern verwendet. Je kleiner die Ziffer, desto höher der Rang des Kriegers.
Sie fuhren weiter, bis sie an einer Stelle halt machen und die Fahrbahn zusammenflicken mussten. Als Folge eines Wolkenbruchs hatte sich ein Wasserlauf gebildet, der die Straße mit Geröll unpassierbar gemacht hatte. Neq kam sich nun ungemein nützlich vor, denn Miss Smith hätte unmöglich allein die Steine aus dem weg räumen und die Vertiefungen mit Sand zuschaufeln können.
Trotz dieser Verzögerungen schätzte Neq, daß sie bei Einbruch der Dämmerung etwa die Entfernung von fünf Tagesmärschen zurückgelegt hatten.
»Wie viel schaffst du normalerweise?« fragte sie als Antwort auf seine diesbezügliche Frage.
»Allein, dreißig Meilen. Wenn ich in Eile bin, auch mehr. Mit einem Stamm zwanzig.«
»Heute hast du hundertfünfzig geschafft.«
Er rechnete nach, indem er sich der Finger bediente. Zählen und rechnen konnte er, hier handelte es sich um ein anderes Problem als diejenigen, mit denen er sonst zu tun hatte.
»Ja«, sagte er schließlich.
»Am Tachometer stehen vierundneunzig«, sagte sie. »Uns ist es wohl schneller vorgekommen. Auf einer asphaltierten Strasse hätten wir die doppelte Geschwindigkeit geschafft.«
»Der Wagen kann also seine eigenen Fahrten aufzeichnen?« fragte er verblüfft. »Vielleicht hat er den Abschnitt zwischen dem Tankfüllen und dem Schuttwegräumen zu zählen vergessen?«
Wieder lachte sie auf. »Möglich! Maschinen sind nicht sehr klug!«
So hatte er noch nie mit einer Frau zusammengearbeitet, und er stellte verwundert fest, daß es gar nicht schwer war. »Wie weit ist diese Versorgungsstelle entfernt?«
»Etwa tausend Meilen Luftlinie von der Schule entfernt. Auf diesen unmöglichen gottverlassenen Wegen etwas weiter.«
Wieder rechnete er nach. »Dann haben wir zehn Tage Fahrt vor uns.«
»Etwas weniger. In manchen Gebieten kommt man rascher voran. Warte, ich zeige dir die Strecke auf der Karte. Ich glaube, wir haben das Schlimmste hinter uns.«
»Nein.«
»Nein?« Sie hielt inne, die Karte in der Hand.
»Das Schlimmste ist das, was eure anderen Wagen an der Rückkehr hinderte.«
»Oh.« Sie wurde auf hübsche Weise nachdenklich. »Nun, wir werden sehen. Die anderen hatten ja keinen bewaffneten Bewacher dabei.«
Sie schlug die Karte auf und zeigte ihm Linien und farbige Flecken, für Neq aber blieb das alles sinnlos, da er mit der Ansicht des gesamten Kontinents nichts anfangen konnte.
»Ich finde zurück, wenn ich einen Weg einmal gemacht habe«, sagte er.
»Sehr gut.« Sie fuhr fort, die Karte zu studieren. Dann legte sie sie mit einem leisen Seufzer beiseite.
Sie hatten tiefgekühlten Proviant und solchen in Dosen mit. Miss Smith machte Feuer in einem kleinen Gasöfchen an und bereitete eine Mahlzeit aus Bohnen und Schinken. Sie öffnete den kleinen Kühlschrank und goss für ihn Milch ein. Neq war es nicht gewohnt, daß eine Frau ihn so versorgte, und er entdeckte, daß diese Erfahrung viel für sich hatte. Aber natürlich sah sie bloß aus wie eine Frau. In Wahrheit war sie eine Irre.
Sie schliefen im Wagen. Er neben den Benzintonnen, und sie zusammengerollt im Fahrerhaus. Offenbar hatte sie das Gefühl, es wäre nicht richtig, wenn sie gemeinsam hinten schliefen, obwohl da mehr Platz war und sie wissen musste, daß kein Nomade, der etwas Ehre im Leib hatte, ihren Schlaf stören würde, ohne ihr zuvor seinen Reif zu geben. Sie konnte natürlich nicht wissen, daß Neq noch keine Beziehungen zu Frauen gehabt hatte. Das einzige Mädchen, mit dem er näher zu tun gehabt hatte, war seine Schwester gewesen. Rundheraus gesagt, wäre Miss Smith keine Irre gewesen, so hätte sie ihn ziemlich nervös machen können. So aber war er nur ein wenig nervös, und er war erleichtert, daß er allein schlafen
Weitere Kostenlose Bücher