Titanen-Trilogie 03 - Der Sturz der Titanen
angewendet?«
»Als ich sah, wie du gegen diese Ungeheuer kämpftest - und all das Blut -, da fiel ein Dutzend Jahre von mir ab; ich war wieder das jungenhafte Mädchen von damals. Und plötzlich hielt ich das Messer in der Hand, da drinnen im Fahrerhaus.«
»Zwölf Jahre! Du hast schon als kleines Kind gekämpft?«
Sie schmunzelte. »Für wie alt hältst du mich?«
»Für neunzehn, etwa.« Leider verloren verheiratete Frauen ihre Schönheit sehr früh. Mit fünfzehn waren sie höchst begehrenswert, zehn Jahre später waren sie verblüht. Und die Unverheirateten ließen sogar diese anfängliche Frische vermissen. Miss Smith hatte ihre erste Blüte offensichtlich hinter sich, war aber immer noch recht hübsch.
»Ich bin achtundzwanzig, wenn man Dr. Jones' kundiger Schätzung glauben will. Sicher weiß man es nicht, da ich keine Familie habe.«
Drei Jahre älter als Neq selbst? Unglaublich. »Deine Brust sieht aus, als wärest du neunzehn.«
»Als ich neunzehn war -« sagte sie sinnend. »Hm, als ich neunzehn war, da begegnete ich einem Krieger. Einem starken dunklen Mann. Vielleicht hast du von ihm gehört. Sos - Sos das Seil?«
Neq schüttelte den Kopf. »Ich kannte mal einen Sos, der aber führte keine Waffe. Ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist.«
»Mit ihm wäre ich wieder Nomadin geworden - wenn er mich gefragt hätte.« Einen Augenblick lang überlegte sie, ihr Atem ging schwer. »Ich wäre mit jedem wieder Nomadin geworden.«
Das war ziemlich peinlich, so daß Neq feuchte Hände bekam und nicht wusste, was er sagen sollte.
»Es tut mir leid«, sagte sie. »Das viele Blut, der Kampf - das alles war so, daß ich auf unzivilisierte Weise reagierte. Ich hätte es vor dir nicht zeigen sollen.«
»Und ich dachte, dir wäre übel. Im Fahrerhaus.«
»War mir auch. Seelisch. Aber vergessen wir es.«
Sie stiegen wieder ein, doch er konnte es nicht vergessen. Er versuchte, diese Vollreife Brust mit ihrem vorgerückten Alter in Einklang zu bringen. Über welches Geheimnis verfügten die Irren, daß sie ihre Frauen so jung erhielten?
Und ihr Messer. Sie hatte es schnell und sicher geführt. Ja, sie musste früher in der Wildnis gelebt haben. Solche Talente erwarb man nicht einfach so, und eine Frau führte keine Waffe, wenn sie nicht damit umzugehen verstand.
Dr. Jones hatte gesagt, daß viele Irre, er mit eingeschlossen, früher Nomaden gewesen waren. Und das hier war ein solcher Fall.
Sie machten halt und verzehrten ein auf dem Motor gewärmtes Abendessen - das sparte Zeit und Brennstoff - ehe er zur Sache kam. »Warum bist du mitgekommen?«
»Willst du den wirklichen Grund wissen? Das Gegenteil von dem, was ich behauptet habe?«
Er nickte.
»Ich sehne mich wohl immer noch nach dem, was ich nicht haben kann. Nach einer gewissen Lebensweise, nach dem Frei sein von Verantwortung. Nach einem - einem Mann.«
Ein Schauder überlief ihn, den er als halb angenehm empfand. »Es gibt doch Männer unter den Irren.«
»Einen Mann«, sagte sie mit Nachdruck. »Einen wie dich.«
»Du - du bittest mich um den Armreif?«
Trotz der Dunkelheit konnte er sehen, wie ihr die Röte in die Wangen stieg. Er hoffte, seine eigenen Wangen verrieten ihn nicht ebenso unbarmherzig. »Eine Frau bittet nicht.«
Sein Herz pochte, und plötzlich verspürte er ein heftiges Verlangen nach ihr trotz ihres Alters und ihrer irren Art. Auf ihre Weise hatte sie darum gebeten, und sie war wesentlich zugänglicher als die Frauen, denen er bislang begegnet war. Vielleicht gerade wegen der Gründe, die sie anfangs als jenseits dieser Möglichkeit stehend hatten aussehen lassen. Eine achtundzwanzigjährige Irre, die lesen und schreiben und dazu noch mit dem Messer umgehen konnte!
Er hatte sie als Mensch kennengelernt, ehe er sie als mögliches Sex-Objekt in Betracht ziehen konnte, und das war ein gewaltiger Unterschied. Drei Tage . . . länger als er jemals mit einer Frau so vertrauten Umgang gepflegt hatte . . . mit Ausnahme von Nemi.
»Ich habe noch nie meinen Armreif vergeben - nicht mal für eine Nacht.«
»Ich weiß. Aber den Grund weiß ich nicht.«
»Ich - ich hatte Angst, ich würde eine Abfuhr bekommen.« Diese Wahrheit hatte er noch nie ausgesprochen. »Oder daß es nicht klappen würde.« .
»Wäre das wirklich so schlimm? Zu - versagen?«
Jetzt sah er deutlich, wie ihr Herzschlag die darüber liegende Partie des Kleides in Bewegung versetzte. Also war dieses Gespräch ebenso aufregend für sie wie für
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