Titanen-Trilogie 03 - Der Sturz der Titanen
musste, gemeinsam mit einer Irren unterwegs zu sein, schon gar mit einer Frau -
»Es wird doch zu schwierig sein«, sagte er zur Überraschung der beiden plötzlich. Er spürte dabei eine gewisse Enttäuschung, weil er wusste, daß seine Schüchternheit bei Frauen mit seinem Entschluss ebenso viel zu tun hatte wie Logik.
»Es muss gehen«, sagte sie. »Dr. Jones kann erstaunliche Dinge vollbringen, aber nur wenn er genaue Informationen bekommt. Und falls du dir Sorgen machst, ob ich es schaffe -wir nehmen einen Laster. Und außerdem kann ich mich anders zurechtmachen. Ich spüre, wie geringschätzig du mich ansiehst. Ich kann mich wie eine Nomadin anziehen. Ich kann mir sogar Schmutz ins -«
Fast hätte Jones gelächelt, aber Neq zuckte die Schultern, als wäre es bedeutungslos. Wenn sie ihr Ziel nicht erreichten, dann erreichten sie es eben nicht. Der Gedanke daran, mit einer hübschen Frau unterwegs zu sein, wenn auch mit einer Irren, besaß einen subtilen und immer stärker werdenden Reiz. Schließlich handelte es sich hier um eine offizielle Sache. Er durfte nicht zulassen, daß seine ureigenen Probleme ihm dabei in die Quere kamen.
»Also gut«, sagte er.
»Ja?« Sie schien erstaunt.
»Schmier dir Schmutz ins Gesicht und hol den Wagen. Wir fahren los.«
Sie sah Jones verwirrt an. »Nun?«
Dr. Jones stieß einen Seufzer aus. »Es geschieht eigentlich gegen besseres Wissen. Aber wenn ihr beide einverstanden seid -«
III
Die Verwandlung der blonden Miss Smith war erstaunlich. Sie trug ihr Haar nun nach Nomadenmanier offen und lang und steckte in einem aus einem Stück bestehenden Wickelkleid, das als Zeichen der heiratsfähigen Frauen galt. Und damit hatte sich auch ihr forscher Büro-Umgangston verändert. Sie sprach nur mehr, wenn sie angesprochen wurde und wusste, welcher Platz ihr in Gegenwart eines Kriegers zustand. Hätte Neq nicht ihre wahre Herkunft gekannt, hätte er sich ohne weiteres täuschen lassen. Freilich waren seine Erfahrungen mit Frauen nach wie vor spärlich.
Sie war natürlich diejenige, die den Laster fahren musste. Neq hatte diese Fahrzeuge gelegentlich schon gesehen, hatte aber
noch nie in einem solchen Vehikel gesessen. Das Ingangsetzen und Betätigen von Motoren gehörte ganz augenscheinlich nicht zu seinen Stärken. So saß er also neben ihr im Führerhaus, das Schwert zwischen die Knie geklemmt, und klammerte sich verzweifelt am Sitz fest, wenn die Räder über Unebenheiten holperten. Die Geschwindigkeit des Wagens war geradezu furchteinflössend. Ständig erwartete Neq, daß es keuchen und sein Tempo verlangsamen würde, denn es war doch unmöglich, daß etwas ununterbrochen weiter lief! Er hatte gehört, daß die Wagen in einer Stunde eine Entfernung zurücklegen konnten, die einem ganzen Tagesmarsch entsprach, vorausgesetzt der Weg war gut. Und Neq war geneigt, diesem Gerücht jetzt einen gewissen Wahrheitsgehalt beizumessen.
Die Straße allerdings war kein reines Vergnügen. Was für einen Fussmarsch geeignet war, gestaltete sich für die Räder sehr gefährlich, erst recht bei dieser Geschwindigkeit, und er bekam es insgeheim mit der Angst zu tun. Jetzt wurde ihm klar, warum die Irren auf den Zustand der Wege so großen Wert legten und ständig Steine wegräumten und Sträucher schnitten. Denn diese natürlichen Hindernisse wirkten auf das dahin brausende Fahrzeug wie schwingende Keulen. Neq ließ sich natürlich nichts anmerken, doch seine das Schwert umklammernde Hände waren eiskalt und seine Muskeln steif vor Anstrengung.
Mit der Zeit aber gewöhnte er sich daran und beobachtete Miss Smiths Handgriffe. Sie steuerte den Wagen, indem sie ein großes Rad drehte. Drehte sie es nordwärts, dann fuhr der Wagen nordwärts. Und wenn sie anhalten wollte, dann trat sie eine Metallpedale nieder. Das Fahren war also doch nur halb so schwierig!
Den ganzen Tag fuhren sie und hielten nur, weil Neq von der ungewohnten Bewegung übel geworden war und weil sie tanken mussten. Erstere Notwendigkeit war grässlich, aber Miss Smith tat so, als hätte sie nichts gesehen, und mit der Zeit ergab sich sein Inneres in die ungewohnten Umstände. Die zweite Notwendigkeit erschöpfte sich darin, eine sonderbar riechende Flüssigkeit, die Miss Smith Benzin nannte, aus einer hinten mitgeführten Metalltonne in den Tank zu schütten.
»Warum wird das Zeug nicht direkt von den Tonnen hinein-
geleitet?« fragte er, und sie musste gestehen, daß sie es nicht wusste.
»Diese Lastwagen
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