Tobar - Sheanthee 2 (German Edition)
Frankenstein war noch schauerlicher.“
Caya kicherte auf dem Rücksitz.
Sie hielten direkt an der großen Freitreppe, die zum Hauptportal des Hauses führte. Ein Diener kam herbei, um die Koffer auszuladen, ein anderer nahm die Wagenschlüssel in Empfang, um das Auto in einer der Garagen zu parken.
Daracha stand am Eingang und breitete die Arme aus.
„ Catriona, Schatz! Wie schön dich ein paar Tage um mich zu haben!“ Sie schloss sie in die Arme und drückte sie herzlich.
„ Caya!“ Ihre Augen funkelten, als sie ihre Enkelin umarmte.
„ Ich kann dir gar nicht sagen wie stolz ich bin! Eine O´Reilly beherrscht die vier Elemente!“
„ Cunningham, Daracha! Das Kind heißt Cunningham.“
„ Niall.“ Sie neigte den Kopf um einen halben Zentimeter und deutete ein Lächeln an.
„ Daracha.“ Niall tat es ebenso. Es war ihre übliche, herzliche Begrüßung.
Cayas Großmutter hatte es Niall nie verziehen, dass er ihre einzige Tochter aus dem Schoß der Familie entführt hatte.
„ Hallo Grandma!“ Sie drückte sie und gab ihr einen Kuss.
„ Von beherrschen kann keine Rede sein. Momentan flattere ich nur ein bisschen herum und kann ein paar Eiswürfel herstellen“.
„ Ach, das kommt schon alles noch! Du wirst sehen, in Nullkommanix wirst du eine Meisterin sein. Ich bin ja so stolz! Wir alle hier! Vier Elemente!!!“
Caya hatte sie tatsächlich noch nie so aufgekratzt gesehen. Normalerweise war Daracha ein Sinnbild der Zurückhaltung.
Ein Hochziehen der Augenbraue sei bei ihr ein ekstatischer Ausbruch, wie ihr Vater immer sagte.
Caya bezog ein Zimmer im Westflügel des Hauses, auf dem selben Flur wie ihre Eltern.
Das große, alte Himmelbett war , erfreulicherweise, mit einer neuen und traumhaft bequemen Matratze ausgestattet. Die Wände hatten eine taubenblaue Tapete, die mit filigranen weißen Blüten gemustert war. Schöne alte Möbel waren mit neuen Designerstücken gemischt. Das Zimmer sah umwerfend schön und gemütlich aus. Dass musste man Daracha lassen, sie hatte einen exzellenten Geschmack.
Sie packte ihren Koffer aus und verstaute ihre Sachen im Schrank. Broc hatte sich unmittelbar nach Darachas Begrüßung aus dem Staub gemacht. Vermutlich zu Adairas Grab. Es gab ihr immer einen Stich, wenn sie daran dachte, wie sehr Broc Adaira vermisste. Es musste schrecklich sein, jemanden so sehr zu lieben und für immer von ihm getrennt zu sein.
Es klopfte an ihrer Zimmertür. Ihre Cousine Amy steckte den Kopf herein und nestelte verlegen an ihren Blusenärmeln.
„ Ja, bitte?“ Caya musterte unauffällig ihr altmodisches Kleid, die Gesundheitsschuhe an ihren Füßen und ihre Laura-Ingalls-Gedenkfrisur und fragte sich, ob sie wohl auch so rumgelaufen wäre, wenn sie auf dem O´Reilly Stammsitz groß geworden wäre.
„ Grandma schickt mich. Sie möchte dich bitten herunterzukommen. Die ganze Familie ist versammelt und sie möchte eine kleine Ansprache halten.“
„ Ich hoffe nur, dass es nichts mit dem Umstand zu tun hat, dass ich vier Bänder erworben habe,“ murmelte Caya und schickte sich an, zur Tür zu gehen.
Amy trat zögernd zur Seite.
„ Äh...ich wollte dich fragen...nun...“
„ Ja?“ Sie musste an sich halten, nicht ungeduldig das Gesicht zu verziehen. Amy wirkte wie eine verschreckte Maus, die sich nicht entscheiden kann, ob sie das Stück Käse nimmt oder nicht.
„ Nun...ich komme nach den Ferien doch auch nach Sheanthee. Ich kenne überhaupt niemanden, der dort ist, oder dieses Jahr auch beginnt und da wollte ich fragen...“
Caya hatte eigentlich schon eine Plattitüde auf den Lippen, von wegen, dass sie sicher gleich Freunde finden würde, aber es blieb ihr im Hals stecken.
Wie sie da stand, wie ein verschrecktes Reh, in ihren unvorteilhaften Klamotten und der scheußlichen Frisur würde sie schon auf der Fähre zum Außenseiter werden.
„ Natürlich werde ich mich um dich kümmern,“ hörte sie sich sagen.
„ Als erstes werden wir dich modisch mal etwas auf Vordermann bringen und dir einen flotten Haarschnitt verpassen lassen“.
Sie legte ihr den Arm um die Schulter und ging mit ihr zur Tür hinaus. Amy lächelte sie dankbar an.
Daracha hatte die gesamte Sippe zusammengetrommelt und zum großen Diner im Ballsaal geladen. Wie Caya befürchtet hatte, um ihre magischen Gaben zu zelebrieren.
„ Noch nie, in der Geschichte der Fae Abkömmlinge wurde jemand mit der Magie der vier Elemente gesegnet,“
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