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Tochter des Glücks - Roman

Tochter des Glücks - Roman

Titel: Tochter des Glücks - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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brauchen, um an diese Information zu kommen. Tao spricht kein Kantonesisch. Deshalb wird die Polizei zwar irgendwann in Wah Hong auftauchen, aber da werden wir schon weg sein.«
    »Was wollen wir …«
    »Wir machen ganz kurz in Wah Hong halt, um ein paar Vorräte zu besorgen und eine falsche Spur zu legen«, erkläre ich, bevor sie ihre Frage fertig formulieren kann. »Danach gibt es nur einen Ort, wo wir hinkönnen – nach Yin Bo, dem Heimatdorf meiner Familie. Hoffentlich wird uns dort jemand helfen können. Inspektor Wu kennt den Namen meines Heimatdorfs, weil ich ihn ihm jahrelang jeden Monat genannt habe, aber die Behörden werden eine Weile brauchen, bis sie das herausgefunden haben. Zu dem Zeitpunkt sind wir schon außer Landes.« Ich bemühe mich, zuversichtlich zu klingen.
    Ich ziehe Ta-ming zu mir auf den Schoß und schließe ihn fest in die Arme.
    In Erinnerung an die Fahrt mit Z. G. ins Gründrachendorf habe ich Angst vor dem Anblick, der sich uns bieten könnte, wenn wir von der großen Landstraße abbiegen. Aber weder auf der Straße noch auf den Feldern sehen wir Tote oder Sterbende, während wir holpernd über die unbefestigte Piste fahren. Wir sehen keine Kinder, die in Gruben zurückgelassen wurden. Ja, es ist November, und so weit im Süden ist das Klima wärmer, doch die Provinz Kwangtung liegt auch weiter von der Hauptstadt entfernt. Sie scheint von den Maßnahmen des Großen Sprungs nach vorn nicht so arg in Mitleidenschaft gezogen worden zu sein. Wie lautet der alte Spruch? »Die Berge sind hoch, der Kaiser ist weit.« Das bedeutet, je weiter man von der Hauptstadt und den Anordnungen des Kaisers entfernt ist, desto einfacher ist es, sein eigenes Leben zu führen.
    Der Fahrer lässt uns kurz vor Wah Hong aussteigen, denn das Dorf wurde vor Jahrhunderten erbaut und ist nicht für Automobile geschaffen. Rasch eilen wir zum Haus des Cousins. Er ist überrascht, uns zu sehen, heißt uns jedoch willkommen, bietet Tee an und bedankt sich.
    »Wenn deine Schwester uns nicht das Geld schicken würde«, sagt er, »hätten wir hungern müssen.«
    »Bald bist du vielleicht nicht mehr so dankbar«, gestehe ich ihm. Als ich ihm unsere Situation erkläre, verfinstert sich sein Blick. »Wir brauchen Kleidung für Z. G., alle Nahrungsmittel, die ihr entbehren könnt, und Wasser. Sobald wir weg sind, musst du das Geld, das May ins Dorf geschickt hat, vergraben. Lüg die Polizei nicht an, wenn sie kommen. Sag ihnen, du hättest uns gesehen und weggejagt.«
    »Und was soll ich sagen, wo ihr hingegangen seid?«
    »Nach Macao.«
    Da wollen wir gar nicht hin, aber für die Verwandten der Familie Louie ist es besser, wenn sie die Wahrheit nicht kennen. Das Wichtigste ist jedoch, dass sie die Polizei in die falsche Richtung schicken.
    Wir bleiben weniger als eine Stunde in Wah Hong. Z. G. tauscht seinen eleganten Mao-Anzug gegen ein paar schmutzige Bauernkleider. Ich erinnere mich an meine Flucht aus China vor vielen Jahren. Damals erkannten die Banditen, die an Bord unseres Schiffs kamen, ein wohlhabendes Mädchen an ihren Schuhen. Ich bringe Z. G. dazu, seine Shanghaier Straßenschuhe gegen ein Paar Sandalen einzutauschen. Dem Cousin gebe ich fünf Zwanzig-Dollar-Scheine. Er fällt auf die Knie und drückt mir aus Dankbarkeit die Stirn auf die Füße. Dann verlassen wir Wah Hong zu Fuß. Ich halte Ta-ming an der Hand, Joy hat das Baby in der Schlinge, und Z. G. trägt mehrere Wasserbehälter und einen Korb mit Reisbällchen. Er sieht immer noch völlig fehl am Platz aus – wie eine Ziege ohne Fell.
    Nun geht es weiter nach Yin Bo, dem Heimatdorf meiner Familie, ein Ort, der stets in meinem Gedächtnis blieb und den ich verließ, als ich drei Jahre alt war. Deshalb weiß ich nicht, wie man hinkommt. Wir sollten nicht als Gruppe unterwegs sein, aber wir haben Angst, uns zu trennen. Wenn wir jemanden auf uns zukommen sehen – einen Händler oder einen Bauern, der seine Ware zum Markt bringt –, verlassen ein paar von uns die Gruppe, gehen in ein Feld und tun so, als sie würden arbeiten. Oder sie gehen ein Stück nach vorne oder lassen sich zurückfallen, während einer von uns nach dem Weg nach Yin Bo fragt. Offenbar müssen wir etwa zehn Meilen auf unbefestigten Straßen oder den erhöhten Pfaden laufen, die die Reisfelder voneinander trennen. Keine Sekunde vergeht, in der ich nicht an Dun denke. Ich habe Angst und mache mir Sorgen um ihn, aber ich setze einen Fuß vor den anderen.
    Nach zwei Stunden kommt uns

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