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Tod an der Ruhr

Tod an der Ruhr

Titel: Tod an der Ruhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Kersken
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konnten, dann war das nach Martin Grottkamps Überzeugung ihre Angelegenheit, solange sie nicht herumgrölten und niemanden belästigten.
    »Dieses Mal hat er eben Pech gehabt«, fuhr Möllenbeck fort. »Er ist mit dem Schädel auf einen Stein geknallt. Und der lag dummerweise mitten in einer Pfütze. Terfurth blieb mit dem Gesicht im Wasser liegen und ist ertrunken.«
    Grottkamp schwieg nachdenklich.
    »Gefällt dir irgendwas nicht an der Geschichte?«, fragte der Heildiener.
    »Ich bin eine ganze Weile durch die Wasserlache gewatet«, antwortete Grottkamp.
    »Und hast dir dabei die Schuhe ruiniert, trotz deiner Gamaschen«, stellte Jacob Möllenbeck fest.
    »Die stopfe ich mit Zeitungspapier aus und stelle sie eine Nacht neben den Ofen. Wenn ich sie danach einfette, sind sie wieder wie neu.«
    »Also, warum bist du in diesem Wasserloch herumgestapft?«
    »Weil ich den Stein finden wollte, auf den der Terfurth gefallen sein könnte.«
    »Und?«
    »Ein paar flache Steinchen vom alten Straßenbelag, wie sie hier überall herumliegen, die gab es da auch.«
    »Die können aber nicht Terfurths Kopfverletzung verursacht haben«, meinte der Heildiener.
    »Ein größerer Stein war da nirgendwo. Nicht in der Wasserlache und auch nicht rings um sie herum.«
    An der Einmündung des kleinen Weges, der zur Cholerabaracke führte, blieben die beiden Männer stehen.
    »Das würde ja heißen…« Möllenbeck schüttelte den Kopf. »Nein, dass jemand den Terfurth erschlagen hat, das kann ich mir nicht vorstellen. Nicht hier bei uns in Sterkrade.«
    Martin Grottkamp sah schweigend an ihm vorbei. Dann klopfte er dem Freund auf die Schulter. »Es wäre schön, wenn du heute Abend kommen könntest«, sagte er.

ZWEI

    »Kommen Sie rein, Grottkamp!« Gemeindevorsteher Carl Overberg saß vor seinem aufgeklappten Schreibschrank und drehte dem Polizeidiener den Rücken zu. »Kommen Sie rein und setzen Sie sich auf den Stuhl!«
    Grottkamp hatte dem Hausmädchen der Overbergs sein durchnässtes Cape und seine Dienstmütze in die Hand gedrückt und betrat jetzt vorsichtig das Bureau seines Vorgesetzten.
    Mit zwei großen Schritten, bei denen er versuchte, nur mit den Zehen aufzutreten, erreichte er den Stuhl, der zwischen Tür und Overbergs Schreibschrank an der getäfelten Wand stand. Als er sich gesetzt hatte, zog er seine Füße dicht an den Stuhl heran, damit seine nassen Schuhe nicht auf dem rot in rot gewebten Teppich zu stehen kamen, der einen Großteil der Bodendielen bedeckte.
    Martin Grottkamp fühlte sich unbehaglich. Die Feuchtigkeit war durch das Cape in den Uniformrock gedrungen, die triefenden Hosenbeine klebten an seinen Schenkeln, und die Füße begannen in den nassen Schuhen zu frieren, obwohl der beinahe mannshohe, runde Gussofen von der Zimmerecke her eine angenehme Wärme verbreitete.
    »Hier ist es ja. Genau das habe ich gesucht.« Overberg saß auf einem Hocker und beugte sich über die heruntergeklappte Arbeitsplatte des Schreibschrankes, die beinahe vollständig mit Akten bedeckt war. Darüber waren einige Laden des Schrankes mehr oder weniger weit herausgezogen. Alle waren mit beschriebenem Papier vollgestopft.
    Ohne die Augen von dem Blatt zu lassen, das er in der Hand hielt, erhob Carl Overberg sich langsam und ging zum Stehpult hinüber, das vor dem Fenster stand. Noch immer hatte der Gemeindevorsteher den Polizeidiener keines Blickes gewürdigt. Am Stehpult vertiefte er sich in das Papier, nach dem er augenscheinlich eine Weile gesucht hatte.
    Schon an diesem frühen Montagmorgen hatte der Herr Gemeindevorsteher sich herausgeputzt, als erwarte er den Hüttendirektor persönlich. Aber so kannte Grottkamp ihn.
    Schon seit fast dreißig Jahren war Carl Overberg in Sterkrade.
    Als die Hütte und damit auch die Einwohnerzahl des Dorfes kräftig zu wachsen begann, hatte der Holtener Bürgermeister erkannt, dass seine nur gelegentliche Anwesenheit in der Gemeinde Sterkrade nicht mehr ausreichte, um alle anfallenden Verwaltungsaufgaben zu bewältigen. Damals war der junge Schöffe Overberg hierher geschickt worden.
    Nach dem Tod des alten Wilhelm Lueg im März 1864 war er dann auch noch ehrenamtlicher Gemeindevorsteher von Sterkrade geworden.
    Über das blütenweiße Hemd mit dem gestärkten Kragen trug Carl Overberg eine nicht zu enge Weste, die seinen Bauchansatz verbarg. Sein dünnes, noch dunkles Haar war akkurat gescheitelt und glänzte pomadig.
    Der Herr Vorsteher war gut zehn Jahre älter als sein Polizeidiener, in

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