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Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern
Autoren: P Tremayne
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Bruder Eber den Stamm der Gälen in dieses Land geführt und sie zu Vorzeiten hier angesiedelt
     hatte. Erc den Sommersprossigen interessierten die alten Legenden nicht. Ihm war einzig und allein wichtig, dass kein Feind
     in die Ringfestung einzudringen vermochte, und so paarte sich Unbekümmertheit mit seiner mangelnden Vorstellungskraft.
    Der Kern der Burganlage ging auf den viel gerühmten Hochkönig Cormac Mac Art zurück. Er hatte vor drei Jahrhunderten den Bau
     des großen rechteckigen Hauses angeordnet, das bis heute den Namen
Tech Cormaic
, Haus des Cormac, trug und das auch jetzt noch den Hochkönigen als Wohnsitz diente. Ihm gegenüber, mehr nach Osten, lag der
Forradh
, der königliche Sitz, von dem aus die Hochkönige die Geschicke der fünf Königreiche lenkten. Selbst der riesige
Tech Miodhchuarta
, der Festsaal, ging auf Cormac zurück. Auch die Befestigungsanlagen zum Schutz des inneren Burghofs hatte er bauen lassen.
     Hohe Mauern und Gräben, gewaltige ovale Erdwälle sicherten die ganze Anlage, und an jedem der Eingangstore standen Wachtposten.
    Tara war unbezwingbar. Kein Wunder, dass Erc der Sommersprossige unbesorgt war, als der Adlige, den er kannte, in der noch
     nachtdunklen Frühe am Tor erschien, das er bewachte. Er hatte ihn nicht weiter befragt. Es hatte ihm genügt, |15| dass er im Fackelschein die Gesichtszüge des Mannes gesehen und erkannt hatte. Er hob lediglich seinen Speer zum Gruß, ging
     die Holztreppe hinunter zum
immdorus
, der kleinen Pforte in dem verriegelten großen Eingangstor zur Burg, löste das Schloss, öffnete die Tür und bedeutete dem
     Mann einzutreten. Der tat wie geheißen und nickte Erc freundlich lächelnd zu.
    Sobald er das Tor und dann die Brücke, die über den Graben führte, der so tief war, dass drei Männer übereinander darin hätten
     stehen können, hinter sich gelassen hatte, wirkte er gehetzt. Mit gesenktem Kopf, hochgezogenen Schultern und weit ausholenden
     Schritten eilte er dahin, wobei er sich im Halbdunkel abseits der Wege hielt. Die große Festhalle, die düster in die Höhe
     ragte, ließ er zu seiner Rechten liegen, ebenso zu seiner Linken ein aus Steinquadern errichtetes Bauwerk, in dem die Hochkönige
     ihre Versammlungen abhielten. Gleich dahinter ging er nach links und hastete zum Bestattungshügel, den es schon immer dort
     gegeben hatte, lange bevor die Gälen in das Land kamen. Er ließ den
Forradh
hinter sich und stand vor dem großen Gebäude des
Tech Cormaic
, der Wohnstatt des Hochkönigs.
    Im Schutz einiger Bäume und Sträucher, die dem Gebäude etwas Anheimelndes verleihen sollten, blieb er stehen. Zwei Fackeln,
     die auf beiden Seiten der dunklen Eichentüren in eisernen Haltern steckten, gaben ein fahles Licht, und unzählige Schatten
     tanzten gespenstisch um das Portal.
    Plötzlich bewegte sich etwas, und er trat tiefer in den Schatten zurück, während seine Hand unwillkürlich den Schwertgriff
     fasste. Er kniff die Augen zusammen, als würde ihm das helfen, in der Dunkelheit besser zu sehen.
    Mit gezogenem Schwert, dessen Klinge lässig an der Schulter ruhte, tauchte an der Ecke des Gebäudes ein Krieger auf, |16| kam gemächlich näher und blieb vor den Türen aus Eichenholz stehen. Kurz darauf gesellte sich ein zweiter Krieger zu ihm.
    Der eine fing an, leise etwas zu sagen; in der lautlosen Stille hatte der Fremde keine Mühe, seine Worte zu verstehen.
    »Schrecklich, wie langsam die Zeit vergeht, findest du nicht auch, Cuan?«
    »Verdammt langsam«, pflichtete ihm der andere bei. »Wie lange ist es noch bis zum Morgen, Lugna?«
    Der schaute zum Himmel. Viele Wolken gab es nicht, aber die wenigen, die der Wind vor sich her trieb, verdeckten den blassen
     Dreiviertelmond. Mit raschem Blick begutachtete Lugna die Position der Sterne.
    »Das dauert noch ’ne Weile.«
    »Ob ein herzhafter Schluck gegen die Morgenfrische hilft? Ich weiß, wo in der Küche ein Krug steht.«
    Sein Kumpan zauderte. »Wir dürfen die Türen nicht unbewacht lassen. Was, wenn Irél kommt und die Wache überprüft?«
    Cuan gluckste vor Vergnügen. »Unser lieber Vorgesetzter hat sich in seine Kammer zurückgezogen. Vor der Wachablösung in der
     Früh lässt der sich nicht blicken. Los, komm, ein Schlückchen
corma
vertreibt die Nachtkühle.«
    Lugna rang mit sich, gab aber schließlich nach. »Na gut. Geh voran.«
    Die beiden Wachhabenden trollten sich, stapften am Haus des Hochkönigs vorbei und verschwanden in der Dunkelheit, wo sie
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