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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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dazu ebenfalls buschige graue Augenbrauen, obwohl sie so aussahen, als wären sie mit Bohnenmehl gepudert worden, um zu seinem silbrigen Haar zu passen. Er hatte eine schlaffe Haltung, in der etwas Wissendes mitschwang – als Persönlichkeit ein Niemand, aber einer, der daran gewöhnt war, anderen Leuten im Weg zu stehen.
    »Haben Sie den eingeladen?«, zischte ich Rutilius zu.
    »Nein! Ich dachte, Sie müssten das getan haben …«
    Dann begann der Kerl ohne Einleitung zu sprechen. Er hieß den jungen Prinzen mit salbungsvoll öligen Worten willkommen. Ich dachte, der Kerl müsse einer der Hoflakaien sein, mit dem vorher gegebenen Befehl, seiner kaiserlichen Hoheit für ihr Kommen zu danken. Domitian wirkte unbeeindruckt, und seine Höflinge flüsterten laut miteinander, als würden sie sich auch fragen, wer der Eindringling sei.
    Wir folgerten, dass der Mann ein regelmäßiger Teilnehmer an literarischen Ereignissen im Auditorium war. Er hatte die Sache in die Hand genommen, und für uns war es zu spät, jetzt noch einzuschreiten. Er ging davon aus, dass alle ihn kannten – ein echtes Zeichen von Mittelmäßigkeit. Aus irgendeinem erstaunlichen Grund hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, uns formell vorzustellen. Zu dem intimen Auftritt, den wir geplant hatten, stand es in keinem Verhältnis und war so belangvoll wie ein Haufen Maultierdung. Außerdem stellte sich sehr bald heraus, dass er keine Ahnung hatte, wer wir waren oder was wir vortragen wollten.
    Die Rede dieses Schleppankers roch vom ersten Wort an nach Katastrophe. Da er nichts über uns wusste, begann er mit der immer wieder gern verwendeten Beleidigung »Ich muss zugeben, dass ich ihr Werk bisher noch nicht gelesen habe«, um dann unbarmherzig fortzufahren mit »Wie ich höre, scheint es gewissen Leuten zu gefallen«. Offensichtlich erwartete er sich nicht viel. Schließlich bat er mit der Miene eines Mannes, der sich zu einem guten Essen im Hinterzimmer verzieht, während alle anderen leiden müssen, das Publikum, Dillius Braco und Rusticus Germanicus willkommen zu heißen.
    Rutilius nahm es besser hin als ich. Als Mitglied des Senats war er es gewohnt, verwechselt und falsch dargestellt zu werden, wohingegen ein Ermittler für seine wahren Missetaten verhöhnt werden will, als wäre er ein Schurke, auf den es ankommt. Während ich erstarrte und am liebsten nach einem Dolch gegriffen hätte, feuerte die Gereiztheit Rutilius regelrecht an.
    Er las als Erster. Und er las endlos. Er bot uns Auszüge aus einem sehr langen militärischen Epos dar; angeblich stand Domitian auf solche Langweiligkeiten. Das Hauptproblem war das übliche: Mangel an lohnendem Material. Homer hatte die besten mythischen Helden geklaut, und Virgil hatte sich dann auf die heimischen Vorfahren gestürzt. Rutilius brachte daher selbst erfundene Personen ins Spiel, und seinen Holzfiguren fehlte es entschieden an Zugkraft. Außerdem war er, wie ich immer vermutet hatte, alles andere als ein aufregender Dichter.
    Ich erinnere mich an eine Zeile, die mit »Siehe, der hyrcanäische Parder mit blutigen Lefzen!« begann. Das kam dem Löwen, der meinen Schwager gefressen hatte, gefährlich nahe – und es war grauenhafte Lyrik. Beim ersten Anzeichen, dass ein »Siehe« drohte, biss ich die Zähne zusammen und wartete auf Erlösung. Die dauerte sehr lange. Ein fähiger Läufer hätte es von Marathon hierher geschafft, bis mein Kollege mit seinen Auszügen zum Ende kam.
    Domitian Cäsar genoss seit vier Jahren ein zweifelhaftes Ansehen in Rom – lange genug, um einen guten Abgang gelernt zu haben. Er trat vor, um Rutilius zu gratulieren, während sein ganzes Gefolge auf uns zuströmte, ein höfliches Lächeln aufsetzte und dann per Zentrifugalkraft nach draußen befördert wurde. Der junge Cäsar wurde mitgesogen wie ein Blatt in den Gulli. Er verschwand, während Rutilius noch über Domitians höfliche Bemerkungen errötete. Wir hörten prasselnden Applaus von der radikal ausgedünnten Menge. Dann beruhigte sie sich.
    Jetzt war ich dran, und ich spürte, dass meine Lesung möglichst kurz ausfallen sollte.
    Inzwischen hatte ich beschlossen, alle Liebesgedichte wegzulassen. Einige hatte ich schon zu Hause aussortiert angesichts dessen, dass meine Aglaia- Sequenz geschrieben worden war, bevor ich Helena Justina kennen lernte, und wahrscheinlich zu persönlich war, sie laut vorzulesen, während Helena daneben saß und mich anfunkelte. Eine oder zwei meiner sexuell spezifischeren Oden waren

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