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Clancy, Tom

Clancy, Tom

Titel: Clancy, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dead or Alive
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TOM CLANCY
     
    DEAD OR ALIVE
     
    Aus dem Amerikanischen von Michael Bayer, Karlheinz Dürr, Dagmar Mallett
     
     
    Die
Soldaten leichter Einheiten - gemäß des MOS-Systems der US-Army ist das
Eleven-Bravo leichte Infanterie - sollen wie geleckt aussehen, makellose
Uniformen tragen und glatt rasiert sein. Hauptfeldwebel Sam Driscoll entsprach
diesem Bild nicht und das bereits seit einiger Zeit. Zu einer Tarnung gehört
eben oft mehr als eine mustergültige BDU (Battle Dress Uniform). Ach nein, so
heißen sie ja nicht mehr, oder? Neuerdings werden sie »Army-Kampfanzüge«, also
ACU (Army Combat Uniform) genannt. Genau dasselbe,
genau dasselbe.
    Driscolls
Bart war gut zehn Zentimeter lang und so grau meliert, dass seine Männer ihn
Santa Claus nannten - äußerst ärgerlich für einen Mann, der gerade 36 Jahre alt
war, aber da die meisten seiner Landsleute mindestens zehn Jahre jünger waren
... Nun ja, es hätte schlimmer kommen können, wenn sie ihn »Grandpa« genannt
hätten.
    Sein
langes Haar ärgerte ihn erheblich mehr. Es war dunkel, ungepflegt und fettig,
und sein Bart war verwahrlost. Hier war es jedoch für seine Tarnung wichtig,
einen Bart zu tragen, und die Einheimischen kümmerten sich nicht um
Haarschnitte. Auch hatten er und seine fünfzehn Männer sich wie Einheimische
gekleidet. Ihr Kompaniechef, ein Captain, war ausgerutscht und hatte sich das
Bein gebrochen - in dieser Gegend reichte das schon, außer Gefecht gesetzt zu
werden , und jetzt wartete er auf einem Hügel auf den Chinook-Hubschrauber, um
sich mit einem der beiden Sanitäter evakuieren zu lassen. Der Sanitäter war bei
ihm geblieben, um zu verhindern, dass er auch noch in einen Schockzustand fiel.
Jetzt hatte Driscoll das Kommando für diesen Einsatz, was ihm nichts
ausmachte. Er hatte mehr Fronterfahrung als Captain Wilson, obwohl der Captain
einen Hochschulabschluss hatte, der Driscoll noch fehlte. Alles zu seiner
Zeit. Erst einmal musste er diesen Einsatz überleben, bevor er wieder die
Schulbank an der University von Georgia drücken konnte. Es ist schon komisch,
dachte er, dass er fast drei Jahrzehnte gebraucht hatte, um endlich Lust aufs
Studieren zu bekommen. Immerhin besser als nie, fand er.
    Er war müde.
Es war diese die Sinne betäubende Schläfrigkeit, welche die Rangers ständig
begleitete. Er konnte tief und fest mit seinem Gewehrkolben als Kopfkissen auf
einem Granitfelsen schlafen oder wachsam auf der Hut bleiben, während sein Hirn
und sein Körper rebellierten und ihn um Schlaf anflehten. Sein Körper
beschwerte sich einfach jetzt, da er seinem vierzigsten Geburtstag näher war
als dem dreißigsten, sehr viel mehr, als er es noch vor zehn Jahren getan
hatte, und Driscoll brauchte morgens doppelt so lange, um in die Gänge zu
kommen. Andererseits wogen seine Weisheit und Erfahrungen diese Schmerzen auf.
Er hatte im Laufe der Jahre gelernt, dass der Geist die Materie beherrscht,
auch wenn das ein abgegriffenes Klischee war. Und er hatte gelernt, seine Schmerzen
auszublenden, was ihm sehr zugute kam, wenn er jüngere Männer führte, auf deren
Schultern sich der Rucksack viel leichter anfühlte als auf den seinen. Das
ganze Leben bestand aus Kompromissen, sagte er sich.
    Sie
bewegten sich jetzt seit zwei Tagen durch diese Hügel und bekamen nachts nur
zwei bis drei Stunden Schlaf. Er gehörte zum Team für Spezialeinsätze des 75 th Ranger Regiment, das fest in Fort Benning, Georgia, stationiert war. Dort
hatten sie ein schönes Unteroffizierskasino, in dem es leckeres, frisch
gezapftes Bier gab. Wenn er die Augen schloss und sich konzentrierte, konnte er
das herbe Bier noch immer schmecken, doch dieser Augenblick verflog viel zu
schnell wieder. Hier musste er immer, jede Sekunde einen klaren Kopf bewahren.
Sie befanden sich 15000 Fuß über dem Meeresspiegel, in den Bergen des
Hindukusch, in dieser Steinwüste, die gleichzeitig zu Afghanistan und Pakistan
gehörte - in den Augen der Einheimischen war das Gebiet Niemandsland.
    Driscoll
wusste, dass die auf den Karten verzeichneten Linien besonders in indischen
Gebieten wie diesem nicht mit dem Grenzverlauf übereinstimmten. Hin und wieder
kontrollierte er seine GPS-Geräte, um seine genaue Position festzustellen,
doch im Grunde waren bei dieser Mission weder Breiten- noch Längengrade von
Bedeutung. Wichtig war nur das Ziel, das sie anpeilten, unabhängig von den
Koordinaten, anhand deren es auf der Landkarte verzeichnet war.
    Die
einheimische Bevölkerung verstand nicht

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