Tod Eines Mäzens
gestorben, also muss es Cloelia gewesen sein. Cloelia war jetzt acht.
Petro war aus irgendeinem Grund überrascht gewesen, als er Maia kennen lernte; er fragte mich, warum ich sie nie erwähnt hätte. Sein Interesse hätte mich misstrauisch machen können, aber Maia war offensichtlich eine ehrbare junge Mutter, und kurz darauf war Petro mit Silvia verheiratet. Wenigstens hatten wir die peinliche Situation vermieden, dass sich die kleine Schwester in den gut aussehenden Freund ihres Bruders verliebt, der natürlich kein Interesse an ihr hat.
Dass Maia sich mit Famia verbandelte, erschien wie ein Verzweiflungsakt, selbst bevor dieser Penner ernsthaft zu trinken begann. Trotzdem, auch Mädchen müssen einen Weg finden, von zu Hause fortzukommen. Von Jugend an lebenssprühend und attraktiv, besaß sie einen gefährlichen Eigensinn. Maia war die Art junger Frau, die etwas Besonderes zu bieten scheint – Außergewöhnlichkeit und Reife. Sie war intelligent und führte zwar ein tugendhaftes Leben, schien aber einem guten Spaß nie abgeneigt zu sein. Ehe und Mutterschaft waren uns, die wir uns für Maia verantwortlich fühlten, wie eine gute, sichere Möglichkeit vorgekommen.
Und Petronius hielt sie für eine merkwürdige Frau? Das war stark, wenn er tatsächlich mal mit Victorina geflirtet oder Schlimmeres getan hatte. Maia und sie waren totale Gegensätze gewesen.
Während ich so sinnierte, war Petronius verstummt, trotz der wunderbaren Gelegenheit, mich wegen des gestrigen Auftritts im Auditorium des Maecenas aufzuziehen. Er musste nach seiner Schicht müde sein. Er redete nie viel über seine Arbeit, aber ich wusste, wie grausig sie sein konnte.
Helena hatte die Augen geschlossen, ließ sich von der Sonne erwärmen und versuchte gleichzeitig den fernen, ermüdenden Wutausbruch von Julia zu überhören. Die Schreie wurden lauter. »Was sollen wir nur machen?«, fragte Helena, an Petro gewandt. Er hatte drei Töchter, die bei seiner Frau und deren Freund in Ostia lebten. Seine Kinder waren der hysterischen Phase entwachsen. Er hatte es überstanden und die Kinder dann verloren.
»Das geht vorüber. Wenn nicht, werdet ihr euch sehr bald daran gewöhnen.« Sein Gesicht hatte sich verschlossen. Er liebte seine Töchter. Und es half wenig, dass er sie durch seine eigene Dummheit verloren hatte, wie er sehr wohl wusste. »Wahrscheinlich ein Zahn.« Wie alle Eltern betrachtete er sich als den Experten und alle anderen, die wie wir neu in diesem Geschäft waren, als unfähige Idioten.
»Sie hat Ohrenschmerzen«, log ich. Es gab keinen sichtbaren Grund, warum Julia sich so aufführte. Nein, das stimmte nicht, es gab doch einen. Sie war viel zu lange ein braves Kind gewesen; wir hatten damit angegeben und gedacht, Elternschaft sei die einfachste Sache der Welt. Und das war jetzt unsere Strafe. Petronius zuckte mit den Schultern, erhob sich und ging. Offenbar hatte er vergessen, mir seine Ansicht zu meiner Dichtkunst mitzuteilen. Ich gedachte nicht, ihn daran zu erinnern.
»Geh und triff dich mit deinem Klienten«, murmelte Helena. Sie wusste genau, dass es diesen Klienten nicht gab, und bereitete sich innerlich darauf vor, wütend zu werden, weil ich sie mit dem schreienden Blag alleine ließ. Sie hievte sich von ihrem Hocker hoch, um sich um unser Kind zu kümmern, bevor uns die Nachbarn wegen Ruhestörung anzeigten.
»Nicht nötig.« Ich sah stirnrunzelnd auf die Straße hinunter. »Ich glaube, er hat mich von allein gefunden.«
Für gewöhnlich erkennt man sie.
Die Brunnenpromenade, die dreckige Gasse, in der wir wohnten, war eine typische unbedeutende Nebenstraße, in der Schnorrer und Gammler in feuchten kleinen Läden versauerten. Die Häuser waren sechs Stockwerke hoch. Dadurch war die Straße selbst tagsüber düster, doch sogar an einem heißen Tag wie heute boten die dreckigen Mietskasernen nicht genug Schatten. Zwischen den bröckelnden Mauern wallte der unangenehme Geruch von Tintenherstellung und von der Wärme aufgedunsener Leichen im Beerdigungsinstitut, während leichter Rauch aus verschiedenen kommerziellen Unternehmen (einige davon legal) mit dem aufsteigenden Dampf aus Lenias Wäscherei wetteiferten.
Menschen waren unterwegs, gingen ihren morgendlichen Beschäftigungen nach. Der riesige Seiler, ein Mann, mit dem ich nie sprach, war vorbeigeschlurft und sah aus, als wäre er gerade von einer langen Nacht in einer üblen Kaschemme heimgekehrt. Kunden drängten sich vor dem Stand, an dem Cassius
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