Tod eines Mathematikers
für mich da. Schließlich können die ja wohl nicht riskieren, dass ihre Ehrenvorsitzende in Mathe durchs Abi rauscht.
Tja, und als wenn dieses verfluchte Jahr nicht schon schlimm genug gewesen wäre, gibt es auch schon im neuen Jahr die erste Hiobsbotschaft. Aus der Zeitung habe ich erfahren, dass mein Therapeut Dr. Christian Fürchtenicht kurz nach unserer Therapiesitzung von einem Auto überfahren worden ist. Ausgerechnet Fürchtenicht. Alles, alles habe ich ihm im vergangenen Jahr anvertraut: meine Mordpläne, mein erstes Stelldichein mit Kossek auf dem Billardtisch. Fürchtenicht war mir eine so große Stütze. Sein Name war für mich Programm. Er hat mir stundenlag zugehört, die Zeit mehr als ein Mal überzogen, obwohl sein Wartezimmer voll war und die anderen Patienten auf ihn warteten. Und nun liegt er auf der Intensivstation, hat schwerste Kopfverletzungen. Die Ärzte kämpfen um sein Leben.
Wenn ich mir etwas wünschen darf fürs neue Jahr, nachdem ich im alten schon so viel durchmachen musste: Ich wünsche mir von Herzen, dass Fürchtenicht durchkommt und wieder ganz gesund wird. Er würde mir fehlen. Und vielen anderen sicher auch. Er ist doch so ein guter Mensch.
Nachwort
Die Handlung dieses Buches ist frei erfunden und Ausgeburt unserer überspannten Fantasie. Eventuelle Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen und Namensgleichheiten sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Einen Wasserschaden im neuen Bremer Polizeipräsidium hat es unseres Wissens nie gegeben. Allerdings tüfteln Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik in Kaiserslautern tatsächlich an intelligenten Steuerungssystemen, die Energieverbrauch und -erzeugung aneinander anpassen sollen ( www.mysmartgrid.de ) – ähnlich wie Professor Katzenstein, dem wir dieses Projekt angedichtet haben. Den Internationalen Mathematikerkongress in Kyoto im Jahr 1990 haben wir eigenmächtig vier Monate vorverlegt, um Katzenstein ein wasserdichtes Alibi zu verschaffen. Bestimmt ist noch nie ein Bewerber bei der Polizei gefragt worden, wie oft er Hand an sich legt. Aber eine Anwärterin für den höheren Dienst wurde mal gefragt, wie es denn »um ihre Orgasmusfähigkeit bestellt« sei. Allerdings nicht in Bremen, sondern in einem anderen Bundesland.
Der Wirt vom Scusi möge uns nachsehen, dass wir in seine Personalpolitik eingegriffen und einen Kollegen eingestellt haben, der nicht akzentfrei deutsch spricht.
Klar, dass unser Harry übers Ziel hinausschießt. Sicher sind Dienstrechner nicht so leicht zu knacken. In einigen Bundesländern ist es allerdings bei der Polizei tatsächlich möglich, sich vom Dienstrechner Akten zuzumailen.
Wer allerdings glaubt, wir hätten mit Kühlborn einen gar zu dusseligen Mordermittler geschaffen, dem sei die Lektüre zweier Artikel ans Herz gelegt : Irgendwann bringt er mich um (Gisela Friedrichsen im Spiegel vom 17. 10. 2005). Dort ist nachzulesen, dass Beamte der Bremer Mordkommission einen Hinweis über geplantes Tötungsdelikt einfach abgeheftet haben. Mit tödlichen Folgen. Lesenswert auch der Artikel von Klaus Wolschner Mord unter Polizeiaufsicht ( taz Bremen vom 30. 1. 2013). Er beschreibt, wie ein Mann in Bremen erschlagen wurde. Während sechzig Polizisten vor dem Haus standen ohne einzugreifen. Einer hörte sogar die Schreie. So etwas kann man gar nicht erfinden.
Danke, danke, danke an
Martin Herrnkind, Hauptkommissar, Diplomkriminologe und Ehemann; Anne Schulte, die unseren Krimi zum Gegenstand ihrer Masterarbeit gemacht und ihn damit gewissermaßen in den Adelsstand eines wissenschaftlichen Forschungsobjektes erhoben hat. Andreas Richter, Schriftsteller und Schachspieler; Wolfgang Klösel, Musiker und Kabarettist; Ella Theiss und Frank Ochmann, Autoren; Dagmar Calais, Malerin und Freundin; Chris Steinbrecher, Galerist; Zuzanna Rath, Nachbarin. H. Y., M. B., die uns inspiriert haben, ohne es zu ahnen. Genau wie U. N., S. E., R. E. M., A. T., H. E., L. E., H. R. E., R. S., C. H., Ö. N., E. G., R. Ü., S. S., E. M., A. T., H. E., I. S., T. F., O. L., T. E. und R.
Wir bedanken uns bei unserer Lektorin Jana Puppala und natürlich bei unserer Verlegerin Ulrike Rodi, die unseren Roman zur Veröffentlichung angenommen hat, obwohl sie im Mathe-Leistungskurs saß. Hätten wir von diesem dunklen Fleck in ihrer Vergangenheit gewusst, hätten wir uns sicher nicht getraut, ihr das Manuskript anzubieten.
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