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Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Titel: Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Zehntgraf
hatte sich während seines kurzen Vortrags fortwährend den Schweiß von der Stirn
gewischt, konnte aber nicht verhindern, dass es ihm in Bächen von den
Koteletten herablief und von der Stirn auf Augen und Nase tropfte. Hansen hatte
beobachten können, dass die Hand des Mannes, die den Spickzettel hielt, während
der ganzen Rede zitterte. Unter den Achseln und zwischen den Schulterblättern
Zehntgrafs hatten sich auf dem dunkelblauen Hemd großflächig dunkle
Schweißflecken abgezeichnet, als der Verwaltungsleiter nach seinen Ausführungen
das Sakko über eine Stuhllehne ablegte.
    Zwischen den in Gruppen auf dem Rasen stehenden Gästen liefen
Mitarbeiter der Klinik mit Tabletts herum und boten Getränke an. Eine Frau mit
einer rotblonden Kurzhaarfrisur kam auf Hansen zu. Sie balancierte ein Tablett
mit mehreren Sektgläsern und anderen Getränken. Belustigt stellte Hansen fest,
wie die Zungenspitze aus dem Mund hervorlugte und sich sanft zwischen den
Lippen bewegte, als müsse sie damit das Gleichgewicht austarieren. Sie war
keine Katalogschönheit, hatte aber ein hübsches Gesicht mit Stupsnase und ausdrucksvollen
braunen Augen. Unter dem T-Shirt zeichneten sich wohlgeformte Rundungen ab, die
von einer gewissen, aber nicht zu großen Üppigkeit waren. Die Taille und der
sexy Po in der weißen Jeans verliehen ihr eine sympathische Attraktivität. Aus
den Augenwinkeln bemerkte Hansen, dass ihr auch aus der Gruppe der Bauarbeiter
und Handwerker, die am Rande der Rasenfläche standen, interessierte Blicke
zugeworfen wurden.
    »Eh, komm doch mal rüber«, rief einer und wedelte mit dem Bierkrug
in der Hand.
    »Hier ist Stimmung, du Zuckerfee«, mischte sich sein Kollege ein und
erntete dafür das schallende Gelächter der Handwerker.
    Die Frau hatte sich Hansen genähert und hielt ihm das Tablett
entgegen. »Darf ich Ihnen noch einen Sekt anbieten?«, fragte sie mit einer
angenehmen tiefen Stimme, die deutlich eine schwäbische Herkunft verriet.
    »Danke, Schwester …« Hansen zögerte einen Moment und suchte den
Namen der Frau. »Schwester Heike«, ergänzte er, nachdem er das Namensschild
oberhalb der weiblichen Rundungen gefunden hatte. »Ich habe noch.« Er hielt ihr
sein halb volles Glas mit Rotwein entgegen. »Ein Schluck zur
Geselligkeit – ja. Aber das reicht auch.«
    Schwester Heike lächelte ihn an. Es war ein mattes, erschöpft
wirkendes Lächeln. Sie bewegte andeutungsweise den Kopf in Richtung der anderen
Gäste. »So wie Sie denkt nicht jeder.«
    »Die Eröffnung ist für manch einen ein Anlass, die Mühen der
vergangenen Wochen für ein paar Stunden zu vergessen«, erwiderte Hansen
ausweichend.
    Sie seufzte. »Das können Sie laut sagen. Die Termine waren viel zu
eng gesetzt. Anfang nächster Woche kommen die ersten Patienten. Dabei mangelt
es noch an vielen Ecken.«
    »Sie gehören zum medizinischen Personal?«, fragte Hansen, um sie
abzulenken.
    »Ja. Der Doktor und wir drei Krankenschwestern. Da sollen noch
welche eingestellt werden. Aber die sparen an allem. Die vom grünen Tisch haben
keine Ahnung, wie wir das mit dieser kleinen Belegschaft schaffen sollen. Ganz
abgesehen davon, dass uns noch viele medizinische Einrichtungsgegenstände
fehlen. Die Medikamente sind noch nicht geliefert, die Dienstkleidung ist
falsch, und …« Sie winkte ab. »Nichts ist in Ordnung. Aber auf uns hört
man ja nicht da oben.« Sie hob sanft den Kopf und zeigte mit der Stirn gen
Himmel. Es sah aus, als würde sie den Himmel und die Verantwortlichen für das
Neubauvorhaben gleichsetzen wollen. Dann holte sie tief Luft. »Sie sind Pastor
Hansen aus Bredstedt?«, fragte sie.
    Frode Hansen winkte ab. »Ich bin seit vielen Jahren im Ruhestand.
Aber es ist richtig. Früher war ich an St. Nikolai.«
    »Ich war ein paarmal bei Ihnen im Gottesdienst«, sagte Schwester
Heike. »Hat mir immer gut gefallen, wenn Sie Vertretung gemacht haben.«
    »Danke.« Hansen war eine Spur verlegen. »Ich hoffe, Sie kommen aber
nicht nur deshalb in die Kirche.«
    Sie sah ihn aus ihren ausdrucksvollen braunen Augen an. »Nein.«
Schwester Heike lächelte. »Das ist mir ein inneres Bedürfnis. In meinem Glauben
finde ich die Kraft, die in den letzten Wochen hier draufgegangen ist. Doch in
der nächsten Woche geht der Wahnsinn erst richtig los, wenn die ersten
Patienten kommen und nichts klappt. Ich weiß gar nicht, wie ich das meinem Mann
klarmachen soll. Der hat mich in der letzten Zeit kaum gesehen. Ich fürchte, er
fühlt sich

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