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Tod im Pfarrhaus

Tod im Pfarrhaus

Titel: Tod im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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PROLOG
    Alles hatte perfekt gewirkt. Vielleicht zu perfekt, das sah er jetzt ein. In Sicherheit hatte er sich gewiegt, geglaubt, dass es ihn nie einholen würde. Und so hatte es ja auch ausgesehen. Bis jetzt.
    Es war ganz einfach verdammtes Pech. Nichts anderes.
    In der Großstadt war er anonym. Da hatte er seine Ruhe. Und nichts wollte er mehr als das.
    Die langen Spaziergänge in der umliegenden Natur hatten ihm geholfen, seine seelischen Verletzungen zu überwinden. Er hatte begonnen, wieder ins Fitnessstudio zu gehen. Den Abend hatte er ebenfalls dort verbracht und sich gründlich verausgabt. Es war ein gutes Gefühl gewesen. Er war auf dem Weg zu einem neuen Körper und zu einer neuen Existenz.
    Alles war in die richtige Richtung gegangen, bis sie in sein Leben getreten war.
    Sie hatte alles, wovon er geträumt hatte. Langes, dunkelbraunes Haar, braune Augen und ein fantastisches Lächeln. Ihr warmer, anschmiegsamer Körper, wenn er sie in den Armen hielt …
    Die ganze Zeit hatten sie gewusst, dass sie es geheim halten mussten. Wenn ihre Familie von ihrer Beziehung erfuhr, konnte alles passieren. Ihr Vater und ihre Brüder würden mit Sicherheit das Gesetz in die eigenen Hände nehmen. Mehrmals hatte er sie gebeten, bloß vorsichtig zu sein und niemandem etwas zu erzählen.
    Und jetzt war alles zerstört. Sie hatte nicht die Kraft gehabt, den Fragen ihrer Familie standzuhalten. Sie hatte geredet.
    Es war am besten, für eine Weile unterzutauchen, bis sich die Wogen geglättet hätten. In der nächsten Zeit würde er wohl bei seinen Eltern wohnen müssen. Aber wirklich helfen würde es wahrscheinlich nichts. Ihre Familie würde sowieso kein Verständnis für ihre Beziehung aufbringen, wie sehr sie sich auch liebten. Das war so sicher wie das Amen in der Kirche.
     
    Er bog in den schmalen Kiesweg ein, der zu der Hütte führte. Sicher zum tausendsten Mal verfluchte er, dass es hier keine Straßenlaternen gab. Die Gemeinde wollte kein Geld dafür ausgeben, weil es sich bei den drei anliegenden Häusern ebenfalls nur um Sommerhäuser handelte. Er parkte auf dem kleinen Kiesplatz vor dem Gartentor. Als er die Scheinwerfer ausmachte, umfing ihn undurchdringliches Dunkel. Es war bereits nach elf, ein kalter Abend Ende März. Schwarze Wolken hatten sich am Himmel zusammengeballt, und es sah so aus, als würde es im Laufe der Nacht schneien oder regnen. Hier im Wald mit den vielen hohen Bäumen konnte man kaum die Hand vor den Augen sehen. Über der Haustür hing eine Lampe, aber ihr Schein reichte nicht bis zum Parkplatz.
    Er stieg aus dem Wagen und reckte sich. Wie immer holte er tief Luft und füllte die Lungen mit der sauberen Waldluft. Und wie immer hatte er das Gefühl, die Stille dröhne ihm in den Ohren. Wobei, so ganz vollkommen war die Stille nicht. Die Autos auf der großen Straße waren, wenn man sich anstrengte, als schwaches Brausen auszumachen. Weit in der Ferne war das Dröhnen eines Flugzeugs zu hören, das sich auf dem Landeanflug auf den Flugplatz Landvetter befand.
    Die Gedanken, die er sich eben im Auto gemacht hatte, holten ihn ein, und er sah sich nervös um. Alles wirkte wie immer, still und friedlich. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf das kleine, rot gestrichene Holzhaus.
    Ein winterfestes Sommerhaus, das seinen Eltern gehörte. Hier hatte er sich immer sicher und ge borgen gefühlt. Jetzt ließ er den Blick unruhig über die Hütte schweifen. Nichts wirkte anormal. Alles sah aus wie am Morgen, als er aufgebrochen war. Da hatte er noch nicht geahnt, wie sich dieser Tag entwickeln würde. Eine totale Katastrophe! Was niemals hätte geschehen dürfen, war eingetreten.
    Er nahm die Tasche mit den Trainingssachen und die Tüte mit den Lebensmitteln vom Rücksitz, verriegelte den Wagen und ging zur Haustür. Dort zog er den Schlüsselbund aus der Jackentasche, schloss auf und trat in die winzige Diele. Im Licht der Außenleuchte zeichnete sich seine Silhouette in der Türöffnung ab.
    Ich gebe keine schlechte Zielscheibe ab, dachte er noch. Dann bemerkte er eine schwache Bewegung in der tiefen Dunkelheit.
    »Wer ist da? Nein! So nicht!«, versuchte er zu schreien.
    Aber kein Wort kam über seine Lippen.
    Das Einzige, was er in dem schwachen Licht, das in die Diele drang, sah, war die schwarze Hand, die das Gewehr hielt. Der Rest der Gestalt war im Dunkel verborgen. »Handschuhe«, dachte er noch und war eine Sekunde lang seltsam stolz auf seine Schlussfolgerung.
    Wie hypnotisiert starrte er in

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