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Tod im Tower: John Mackenzies erster Fall (German Edition)

Tod im Tower: John Mackenzies erster Fall (German Edition)

Titel: Tod im Tower: John Mackenzies erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Goodwyn
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Tote bekannt, John?“ John schüttelte stumm den Kopf. Nein, er war sich sicher, diese junge Frau mit den glatten blonden Haaren, deren Finger sich im Todeskampf in den braunen Schal verkrallt hatten, der unbarmherzig eng und immer enger gezogen worden war, noch nie gesehen zu haben.
    Er atmete bewusst ein und wieder aus und zwang sich, sich auf Einzelheiten zu konzentrieren. Braune Winterstiefel, Jeans und eine wattierte Jacke. Soweit sich das noch beurteilen ließ, ebenmäßige Gesichtszüge und sorgfältig gezupfte Augenbrauen. Als sein Blick weiter wanderte, bemerkte er, dass die Schnalle des kleinen Rucksacks, der neben ihr lag, offen stand. Ob sie ihn wohl gerade geöffnet hatte, als sie angegriffen worden war? Oder hatte der Mörder etwas darin gesucht und dann vergessen, ihn zu schließen? Vielleicht hatte die Polizei ihn auch auf der Suche nach den Papieren der Toten geöffnet.
    John wurde bewusst, dass die meisten Umstehenden ihn anstarrten. Er räusperte sich.
    „Tut mir leid, Simon, mir ist diese Frau völlig unbekannt.“ Whittington sah ihn noch einen Moment lang misstrauisch an, dann wandte er sich zu einem Mann in Zivil um. Nach einem kurzen Wortwechsel kam er auf John zu, nahm ihn beim Arm und führte ihn ein paar Schritte zur Seite.
    „Wir werden jetzt versuchen, durch die Befragung der Besucher und die Aufzeichnungen der Überwachungskameras den Todeszeitpunkt genauer zu bestimmen. Persönlich halte ich es für wahrscheinlich, dass die Tat beim Verlassen des Towers begangen wurde. Ob sie auf dem Weg erwürgt wurde und dann über das Geländer in die Nische hinunterbefördert wurde oder sich Opfer und Täter unten in der Nische befanden, wird sich herausstellen. Tatsache ist, dass der Täter ein hohes Risiko einging. Von der Water Lane aus hätte er leicht beobachtet werden können.“ Er trat einen Schritt näher an John heran.
    „Ist es nicht höchst … seltsam, dass die Wachablösung, deren Weg exakt am Verrätertor vorbeiführt, genau an diesem Abend einige Minuten später erfolgte als sonst, weil der Wachhabende angeblich nach einem“ – er spie das Wort geradezu aus – „Vogel sehen musste.“ Nun kam er ganz nahe heran und feuerte eine letzte Breitseite ab.
    „Ist dir schon in den Sinn gekommen, dass das Mädchen noch am Leben sein könnte, wenn du deinen Dienstpflichten nachgekommen wärst?“
    Trotz seines grimmigen Tons war ein triumphierendes Funkeln in seinen Augen, als er John mit den Worten „Du wirst dich zu unserer Verfügung halten.“ stehen ließ.

Kapitel 3
     
    Als John Mackenzie am nächsten Morgen vom Wecker aus einem rastlosen Schlaf gerissen wurde, erinnerte ihn das Klingeln in seinen Ohren blitzartig an die Geschehnisse der Nacht.
    Der Gedanke, dass er das Mädchen vielleicht vor ihrem Angreifer hätte retten können, hätte er nur rechtzeitig seinen Weg am Verrätertor vorbei zum Byward Tower angetreten, war ihm unerträglich. Er schleppte sich in die Küche und warf einen Blick auf seinen Dienstplan. Die nächsten beiden Tage war er ganztägig für die Touristenführungen durch den Tower eingeteilt. Von morgens bis abends im Stundenrhythmus Gruppen durch die Festung zu führen, war ohnehin anstrengend, aber wie er das in seinem Zustand schaffen sollte, war ihm ein Rätsel.
    Vielleicht wusste Doc Hunter Rat. Die Gemeinschaft der Beefeater, die mit ihren Familien im Tower lebte, verfügte neben einem eigenen Priester auch über einen hauseigenen Arzt, der gleich neben seiner Wohnung kleine Praxisräume hatte. John hatte den alten Herrn außer zur Einstellungsuntersuchung noch nicht konsultiert, hatte ihn dort aber als ruhigen und gründlichen Mann kennen gelernt.
     
    Als John läutete, öffnete ihm Dr. Hunter persönlich. Mit einem Blick auf die Frühstückskrümel auf dem Pullover des Arztes entschuldigte sich John für sein frühes Erscheinen.
    „Keine Sorge, Mackenzie. Ich bin sicher, Sie haben einen triftigen Grund für Ihr Kommen.“ Der Doktor winkte ihn herein. „Setzen Sie sich und erzählen Sie, was los ist.“
    Verkehrte Welt, dachte John, während er in den Besuchersessel sank. Wie oft hatte er während seiner Dienstjahre mit ähnlichen Worten Ratsuchende begrüßt.
    „Doc, mein Tinnitus ist wieder da. Sie wissen doch, dass ich in meinem letzten Jahr bei der Armee einen Gehörsturz hatte und danach sehr lange unter diesen Ohrgeräuschen litt?“ Hunter sah ihn aufmerksam an.
    „Natürlich, Mackenzie. Sie sagten mir bei der

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