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Tod im Tower: John Mackenzies erster Fall (German Edition)

Tod im Tower: John Mackenzies erster Fall (German Edition)

Titel: Tod im Tower: John Mackenzies erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Goodwyn
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alte.“
    Sein eisig-höflicher Tonfall gab keinen Hinweis darauf, was in diesem Moment in John Mackenzie vorging. Tatsächlich hätte er Superintendent Simon Whittington – in einem Anfall regressiv-infantiler Tendenzen, wie er sich selbst innerlich tadelte – am liebsten den ausgestreckten Mittelfinger gezeigt.
     
    „Oh, was für ein hübscher Junge!“ Das begeisterte Gurren seiner Verwandten, wenn sie seinen jüngeren Cousin Simon umflatterten, hatte John immer noch im Ohr.
    Simon hatte von Beginn an ein bemerkenswertes Talent gehabt, die Menschen in seiner Umgebung, vor allem die weiblichen Geschlechts, um den Finger zu wickeln. Gleichzeitig schaffte er es immer wieder, seine Missetaten anderen in die Schuhe zu schieben.
    „Buhuhu, John hat meinem Lieblingsteddy den Kopf abgerissen.“ Mit solchen und ähnlichen Klagen war er theatralisch weinend zu Johns Mutter gelaufen, nachdem er in einem seiner Anfälle von Jähzorn wieder etwas zerstört hatte.
    Platzte John oder einem seiner Geschwister einmal der Kragen, hieß es stets, sie müssten doch vernünftig sein, ihr Cousin mache das doch nicht mit Absicht. Zudem habe es der Junge doch schwer mit seiner kranken Mutter und dem Vater, der kaum einmal zu Hause sei. Da sollte man doch etwas großzügiger mit ihm sein.
    Tante Vivian, die Schwester von Johns Mutter, war immer von zarter Gesundheit gewesen und hatte viel Zeit in Krankenhäusern verbringen müssen. Dort hatte sie Charles Richard Whittington kennengelernt, der nicht nur ein engagierter Arzt war, sondern dazu noch aus derselben Familie stammte wie der legendäre Bürgermeister der Stadt London im 15. Jahrhundert – wie er auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit einfließen ließ. Vivian hatte wenige Jahre nach ihrer Heirat feststellen müssen, dass sich der vielversprechende junge Mann zunehmend in einen vom Ehrgeiz zerfressenen Workaholic verwandelte, der immer weniger in ihrem Heim in Kew vor den Toren Londons anwesend war. Zu ihrer angegriffenen Gesundheit kamen Depressionen. So hatte sie das Angebot ihrer Schwester, sich um ihren Sprössling zu kümmern, dankbar angenommen. Johns Vater, Kurator im Londoner Naturkundemuseum mit einer Leidenschaft für Dinosaurierknochen, hatte nichts dagegen gehabt, wenn sein Neffe die Wochenenden und Schulferien bei ihnen verbrachte. So hatten John und seine beiden Geschwister zähneknirschend mit dem kleinen Tyrannen leben müssen.
    Was John am meisten an seinem Cousin hasste, war dessen Vorliebe dafür, Anderen nachzuspionieren. Es war schon für den Eton-Schüler Simon Whittington ein Hauptspaß gewesen, unangenehme Dinge über seine Mitschüler herauszufinden und sie damit unter Druck zu setzen. So hatte er es bereits damals geschafft, sich ein recht angenehmes Leben zu machen, in dem viele seiner Pflichten von seinen geplagten Mitschülern übernommen wurden. Mehr noch als das genoss Simon jedoch das Gefühl der Macht über Andere und er kostete es weidlich aus.
     
    In den Jahren seit John zum Militär gegangen war, waren sie sich nur noch wenige Male bei Familienfeiern begegnet. Hier war Simon immer noch der Star, der nach zahllosen Affären durch seine Heirat mit Patricia Armsworth, einer entfernten Cousine der Herzogin von York und seine steile Karriere bei der Kriminalpolizei für Gesprächsstoff sorgte.
    „Er hat ein echtes Gespür dafür, wenn jemand versucht, etwas zu verbergen und er schafft es auch, Geständnisse zu bekommen.“, gestand ihm Johns ältere Schwester Maggie widerwillig zu. Als Staatsanwältin kreuzten sich ihre Wege gelegentlich mit denen des Superintendenten. „Dennoch: Aus dem kleinen Monster von damals hat sich ein intriganter und machthungriger Widerling entwickelt. Ein echtes Rabenaas eben.“
     
    Und nun dieses Wiedersehen. Die beiden Männer starrten sich einen Moment wortlos an. Dann erwiderte der Superintendent mit einem ironischen Lächeln, „Wer hätte soviel modischen Verstand von jemandem erwartet, der sein gesamtes berufliches Leben in einer zweckmäßigen Uniform verbracht hat, die ihm der britische Steuerzahler zur Verfügung gestellt hat?“
    Er musterte John betont von oben bis unten.
    „Ein Job, der das Tragen dieses lächerlichen Gewandes erfordert, wäre für mich unvorstellbar. Aber für dich war es sicher ein Aufstieg – vom Seelenklempner zum Bewacher der Kronjuwelen.“ Damit drehte er sich um und winkte John, ihm ins Nebenzimmer zu folgen. John unterdrückte erfolgreich den Impuls, seinem Cousin den

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