Tod im Winter - Star trek : The next generation ; 1
Priorität«, sagte er zur Erinnerung, »sind die Kevrata. Die Sternenflotte hat uns nicht auf eine Rettungsmission geschickt.«
Joseph schmunzelte auf eine entschieden verschwörerische Weise. »Und Königin Isabella hat Kolumbus nicht geschickt, um Amerika zu entdecken. Aber er hat es irgendwie trotzdem geschafft.«
Um seiner Pflicht den Kevrata gegenüber willen, runzelte der Captain die Stirn. »Kolumbus hat Amerika durch Zufall entdeckt.«
»Das ist seine Geschichte«, sagte Joseph.
Commander Donatra wusste nicht, ob sie Tomalaks Arroganz verfluchen oder darüber lachen sollte.
»Nicht einmal die Zweite Flotte?«, fragte sie.
»Nicht einmal die«, bestätigte Suran, der ihr in der Offiziersmesse gegenübersaß. Seine grauhaarige Präsenz hatte auf Donatra schon immer beruhigend gewirkt, besonders in der Zeit, in der sie erstmals unter ihm gedient hatte. »Seit Tagen hat kein Schiff der Verteidigungsflotte einen Schritt gemacht. Es scheint, dass Tomalak entschlossen ist, Tal’Aura mit den Truppen zu verteidigen, die er bereits um sich gesammelt hat.«
»Das sind gute Neuigkeiten«, sagte Donatra. »In einem zahlenmäßig ausgeglichenen Kampf werden wir auf jeden Fall siegen.«
Suran zuckte unter dem Gewicht seines steifen Kettenhemds mit den Schultern. »Vielleicht.«
Donatra betrachtete ihren Kameraden – inzwischen nicht mehr ihr Vorgesetzter, sondern ebenbürtig – mit unverhüllter Verwunderung. »Unser Befehlspersonal ist hundert Mal schlagkräftiger als Tomalaks. Wir haben Hitzköpfe in unseren Pilotensitzen, die nur darauf warten, das Imperium mit allen Mitteln zurückzugewinnen. Tomalak hat ältere Staatsmänner, die mehr davon verstehen, die Ehefrauen der Hundert bei teurem Wein zu bezirzen als in der Hitze des Gefechts Befehle zu geben.«
»Das ist wahr«, sagte Suran, der sich nicht zu schade war, selbst die Rolle des älteren Staatsmannes zu spielen, wenn die Umstände das erforderten. »Aber ich kenne Tomalak. Er geht kein Risiko ein. Wenn er mit den Seesteinen zufrieden ist, die ihm zugeteilt wurden, dann hat das einen Grund.«
Donatra überdachte dies. »Ist es möglich, dass er die Erste und Zweite Flotte nach Hause bringen will – aber nicht kann? Weil etwas anderes ihre Aufmerksamkeit beansprucht?«
»Alles ist möglich«, sagte Suran, »aber ich weiß nicht, was das sein könnte. Die Außenwelten sind unzufrieden, keine Frage – aber nicht genug, um sowohl die Erste als auch die Zweite zu beschäftigen. Und im Moment scheinen weder die Föderation noch die Klingonen unsere Grenzen zu bedrohen.«
Es stimmte. Wenn überhaupt schien die Föderation darum bemüht, auf der Allianz aufzubauen, die sie zusammengeschustert hatten.
»Dann vielleicht eine andere Bedrohung«, schlug Donatra vor. »Etwas, von dem wir noch nichts wissen.«
Surans Gesichtsausdruck sagte ihr, dass er nicht daran glaubte. Er war nur zu rücksichtsvoll, um es auszusprechen.
Donatra entschied sich, das Thema zu wechseln. »In der Zwischenzeit habe ich Kontakt mit Braeg aufgenommen. Er versichert mir, dass die Leute auf seine Rhetorik anspringen, sowohl in der Hauptstadt als auch auf dem Land. Jeden Tag erschüttert er die Grund–festen von Tal’Auras Autorität ein wenig mehr.«
Suran lächelte. »Sie klingen wie ein Centurion, der sich vor zwölf Jahren auf meinen Warbird gebeamt hat und sagte, dass sie kaum erwarten kann, die Feinde des Imperiums zu zerstören.«
»War ich so eifrig?«, fragte Donatra.
»Absolut«, sagte ihr Kamerad. »Und erinnern Sie sich an den Rat, den ich Ihnen damals gegeben habe?«
Nur zu gut. »Sie haben mir gesagt, dass ich mich zurücknehmen soll – dass es keinen Mangel an Feinden geben würde, die ich zerstören könne.«
»Und auch jetzt gibt es keinen Mangel«, sagte Suran, »selbst wenn sie eher aus dem Imperium selbst kommen als von außen. Darum lautet mein Rat genauso wie damals: Zügeln Sie Ihre Ungeduld. Zu gegebener Zeit wird Braeg sich schon durchsetzen. Wenn ich das nicht glauben würde, wäre ich nicht hier. Aber es wird nicht über Nacht geschehen, ganz egal wie vielversprechend die Berichte des Admirals klingen mögen.«
»Shinzons Staatsstreich brauchte nur ein paar Sekunden«, betonte Donatra. »Gerade so lange, wie es dauerte, den Senat in Asche zu verwandeln.«
»Ja«, sagte Suran, »aber denken Sie daran, was daraus geworden ist. Shinzons Herrschaft dauerte kaum länger als die Schreie seiner Opfer. Wir täten besser daran, langsam vorzugehen und
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