Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)
alles.«
»Aber die Haare, die Nase ...«
»Könnte genausogut arisch sein.« Gott, reizt die mich. Verdammt noch mal.
»Aber du kennst doch diese Fotos aus Dings, aus Israel. Da sind auch immer solche Typen drauf. Sogar blond. Die wollen eben den Eindruck erwecken, daß sie nicht alle ...« Erika sprach leise, wie unbeteiligt.
Baumann beobachtete, wie Ruth das schwere Tor aufklinkte und hinausging. Das Tor fiel hinter ihr zu. Hat sich nicht mal umgeschaut. Miststück. Damals, 39, diese ganzen ... Vor allem die ganz jungen ... Und dann ...
Ihm fiel plötzlich auf, daß Erika mitten im Satz abgebrochen hatte. Sie schaute gar nicht in den Garten. Sie beobachtete ihn. Er wußte, daß sie seine Gedanken erraten hatte. Genau. Er wartete darauf, daß sie den Blick senkte, sich abwandte ... Nichts. Ihre Augen waren weit und sanft und glatt. Werden Augen auch grau, nur weil das Haar nicht mehr blond ist? Grau – alles an ihr ist grau. So verdammt grau ... Lacht sie etwa? Das kann ja wohl nicht sein. Verhärmtes Gesicht. Diese Platte also. Märtyrermiene. Ohne mich!
»Was starrst du mich so an?« Na also, ihre Augen blinzelten, sie wandte sich ab. »Gibt's heute kein Essen, oder was ist los?«
»Gleich, Max!« Sie bewegte sich, sah von ihm weg, wollte ins Haus gehen.
Baumann hielt sie plötzlich fest, als sie an ihm vorbeikam. Seine Finger preßten sich in ihren Arm. »Sag mal, was ist hier eigentlich los?«
Erika versuchte nicht, ihren Arm zu befreien. »Nichts ist los. Ich mach ja schon ...«
»Wieso ist es so still?« Baumann schaute über Erikas Kopf hinweg in den Garten. Unsicher. »Wo sind die Hunde?« Er ließ Erika los, pfiff. Rief: »Odin! Freya!«
Es blieb still.
»Wo sind sie, verflucht noch mal?« In seiner Stimme war etwas wie Angst. »Hast du wieder mal das Tor offengelassen?«
»Nein, Max.« Erika lächelte beruhigend. »Sie werden schon dasein. Vielleicht in den Klippen.«
»Hoffentlich sind sie nicht hinter den Hühnern her. Diese Bauern können ja nie aufpassen.« Baumann ging um die Terrasse herum in den hinteren Teil des Gartens. Die Feigenkakteen standen dicht. Er bückte sich unter den fleischigen Blättern hindurch. Rief. Schnalzte mit der Zunge. Ging schneller. Stolperte, wo der Weg aufhörte und in die Felsen überging, die steil zum Strand hin abfielen.
Odin fand er zuerst.
Sogar jetzt sah der riesige Hundekörper noch furchterregend aus. Trotz der gebrochenen Augen. Freya lag fünf Meter weiter unter einem Kaktus. Sie hatte Schaum vor dem Maul und war genauso tot wie Odin.
Baumann ging langsam zum Haus zurück. Sein Gesicht sah alt und verfallen aus. Harry, dachte er. Aber der sitzt doch drüben im Gefängnis ...
Er begann zu schwitzen.
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Irene Rodrian
Finderlohn
Kriminalroman
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