Tod in Wolfsburg (German Edition)
Man will ja was in Händen
halten.« Dabei deutete er die Wölbung einer weiblichen Brust an.
Elke hatte Kaffee eingeschenkt und sah sich um. »Fehlt noch etwas?«,
fragte sie mehr zu sich selbst.
Buggenthin lüpfte den gestrickten Eierwärmer und klopfte mit dem
Teelöffel auf das Ei.
»Nee. Du hast an alles gedacht. Fehlt nur noch der Selleriesalat.«
Er ließ seiner Feststellung ein dröhnendes Lachen folgen. Auf Ei und
Sellerie kann ich verzichten, dachte er, griff in die Tasche seiner Lederjacke,
öffnete die Medikamentenschachtel und drückte aus der Blisterpackung eine der
rautenförmigen Tabletten heraus. Vorsichtig ließ er die blaue Pille im Mund
verschwinden und spülte sie mit einem Schluck Kaffee hinunter.
Das habe ich gar nicht nötig, dachte er. Elke wirkte nicht so, als
wäre sie von Männern verwöhnt worden. Mit ihm hatte sie eine außergewöhnlich
gute Wahl getroffen. Davon würde sie noch lange schwärmen und mit Sicherheit um
weitere Treffen bitten. Oder sogar betteln? Ein Grinsen zog über Buggenthins
Antlitz. Der Nachtisch, dabei ließ er seinen Blick über den Tisch gleiten, der
würde alles in den Schatten stellen. Das Dessert war Kurt Buggenthin. Rasch
griff er zur Aufschnittplatte, nahm mit bloßen Fingern zwei Scheiben Schinken
und stopfte sie sich in den Mund.
»Nicht schlecht«, sagte er während des Kauens. »So lasse ich mir das
Vorspiel gefallen.«
Elke griff zur Kaffeetasse, hob sie an und deutete ein »Prost« an.
Dann nippte sie am Trinkgefäß.
Buggenthin trank in großen, hastigen Schlucken. Als er die Tasse
absetzte, spürte er ein Rauschen im Ohr. Er spürte eine Wärme über seine Wangen
streichen. Langsam kommt das Blut in Wallung, freute er sich. Donnerwetter. Die
Pille wirkte aber rasch. Sie mussten sich mit dem läppischen Frühstück beeilen.
Gleichzeitig durchfuhr ihn ein Schreck. War er wirklich rot geworden? Er hatte
den Eindruck, dass seine Wangen glühten.
Unter der Tischkante strich seine Hand über seinen Schoß. Noch war
nichts zu spüren. Aber der Kreislauf begann sich zu regen. Vielleicht war es
nicht gut, so viel starken Kaffee zu trinken. Oder war es die Aufregung? Du
bist ein erfahrener Mann, versuchte er sich selbst zu beruhigen, und kein
Teenager vor dem ersten Rendezvous. Die kleine Bäckereiverkäuferin ist etwas
zum Vernaschen. Hopp. Einmal drüber weg. Wenn es geklappt hat, warum solltest
du dir diese Annehmlichkeit nicht auch ein weiteres Mal leisten. Mal sehen, wie
sie ist.
Kurt Buggenthin musterte Elke, die ihm gegenübersaß und einen fast
ängstlichen Eindruck machte. Gibt die sich nur schüchtern? Oder will sie dich
aus der Reserve locken und erobert werden, dachte Buggenthin.
»Du wirst überrascht sein«, entfuhr es ihm, und er erschrak über
sich selbst, dass seine Gedanken sich zu einer Aussage formuliert hatten, ohne
dass er es gewollt hatte. Ihm wurde siedend heiß. Er zerrte am Kragen seines
Leinenhemds. »Warm hast du es hier. Bist du auch so heiß? Äh … Ich meine, ist
dir auch so heiß?«
»Soll ich das Fenster öffnen?«, fragte Elke schüchtern und wollte
aufstehen.
»Lass mal«, antwortete Buggenthin und fasste sich verstohlen ans
Herz, das heftig schlug. Nicht jetzt, schoss es ihm durch den Kopf. Du kannst
das Herzrasen nicht gebrauchen. Was soll Elke denken? Du machst schon vorher
schlapp. Dabei spürst du jetzt die Wirkung der kleinen blauen Pille in deiner
Hose. Verdammt. Du bist aus einem einzigen Grund hierhergekommen. Und nun rast
deine Pumpe. Was geschieht mit deinem besten Freund, wenn du es nicht zu Ende führst? Elke wird möglicherweise auch verstimmt
sein. »Der kann nicht«, wird sie ihrer besten Freundin anvertrauen, dabei hast
du extra die blaue Pille geschluckt.
Buggenthin spürte Ärger in sich aufkeimen. Dadurch wurde sein
Blutdruck weiter beschleunigt. Sein Herz hämmerte von innen gegen die Rippen.
Die Frau musste es auch bemerkt haben. Sie hatte sich auf dem Küchenstuhl
zusammengekauert und die Hände schützend vor ihre Brust gelegt.
Warum musste die Frau auch die Heizung so weit aufdrehen?, durchfuhr
es Buggenthin. Mit dem Frühstück hatte sie auf ihre Weise ein »Vorspiel«
bereitet. Da war er sich sicher. Sie wartete nur darauf, von ihm befriedigt zu
werden. Und jetzt klopfte sein Herz, sein Puls raste. »Stress ist nicht gut für
Ihre Angina pectoris«, hatte Dr. Hetzel gesagt.
»So ein Blödsinn. Angina. Das ist doch eine Art Erkältung. Dicker
Hals und so. Mir bleibt die Luft weg. Hier.
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