Todesakt: Thriller (German Edition)
Gesichtsausdruck. Obwohl sie ihm nicht traute, hielt sie seine Reaktion auf ihre Fragen für echt. Anscheinend trog ihr Bauchgefühl sie nicht: Gant war die eigentliche Zielperson gewesen und Bosco dem Täter nur in die Quere gekommen.
»Warum haben Sie dem stellvertretenden Polizeichef gesagt, Sie vermuteten einen Raubüberfall?«, erkundigte sie sich.
Escabar blieb regungslos, zuckte nicht mit der Wimper; sein Blick war in die Vergangenheit gerichtet.
»Ich habe Schüsse gehört«, erwiderte er, inzwischen ruhiger. »Als ich nach oben lief, habe ich sie gefunden. Johnny lag auf dem Boden. Aber das Gesicht des Jungen war so voller Blut, dass ich ihn nicht erkannt habe. Nachdem ich wusste, wer er war, wurde mir klar, dass ich mich geirrt hatte. Es war kein Raubüberfall.«
»Wer hat Ihnen seinen Namen genannt?«
»Keine Ahnung. Ich habe nach Ihrer Ankunft ein Gespräch zwischen einigen Polizisten in der Bar aufgeschnappt.«
»Wann haben Sie die Schüsse gehört?«
»Gegen halb eins«, antwortete er.
»Was hat Gant hier gewollt? Warum war er oben bei Bosco?«
Escabar kippte seinen Drink auf den Boden und stellte das Glas weg.
»Dasselbe habe ich mich auch schon gefragt. Keinen blassen Schimmer.«
»Haben Sie ihn schon einmal hier gesehen, Dante?«
Er schüttelte den Kopf.
»Nein.«
»Hat Bosco je über ihn geredet oder seinen Namen erwähnt?«
»Nie.«
»Was ist mit dem Vater des Mädchens? Was ist mit Tim Hight?«
Obwohl das blaue Flackern Escabars Augenausdruck kaschierte, schien sich etwas zu verändern. Er überlegte. Offenbar flammte seine Wut wieder auf.
»Er kennt den Club«, sagte Escabar. »Vor langer Zeit, ehe seine Tochter ermordet wurde, war er manchmal hier. Nicht oft, aber oft genug, um sich auszukennen.«
»Wie ist Tim Hight denn in den Club 3 AM reingekommen?«
»Er hat früher Regie bei einer Show im Kabelfernsehen geführt. Sie hat den Leuten gefallen und war recht erfolgreich.«
»Haben Sie ihn heute hier gesehen?«
»Nein, und ich habe bereits alles überprüft. Er ist nicht zum Haupteingang reingekommen und auf die Liste eingetragen worden. Aber er kannte sich ja, wie gesagt, aus.«
Escabars Stimme erstarb. Nach einer Weile stand er mühsam auf und stützte sich am Tisch ab. Als Lena nach rechts schaute, stellte sie fest, dass Barrera ihr durch die Fenster zuwinkte. Er ging auf der Suche nach einer Tür durch das Foyer.
»Ich hätte noch eine Frage, Dante?«
»Nur eine, Detective Gamble?«
»Sie kennen meinen Namen.«
Er nickte wortlos.
»Das Kokain«, begann sie. »Sie wussten, dass es dort lag. Warum haben Sie es nicht beseitigt?«
Er hielt nachdenklich inne.
»Welches Kokain? Ich habe kein Kokain gesehen. Der Mörder muss es mitgebracht haben.«
»Guter Versuch. Warum haben Sie es nicht beseitigt?«
Er betrachtete sein leeres Glas und antwortete nicht.
»Wie bitte?«, hakte Lena nach. »Glauben Sie, dass ich Ihrem Partner was anhängen werde? Ich glaube, nach dem, was heute Nacht passiert ist, hätte ich vor Gericht keine Chance. Verraten Sie mir, warum Sie es liegen gelassen haben.«
Die Tür öffnete sich, und Barrera kam heraus. Als er sich von der anderen Seite des Innenhofs näherte, senkte Escabar die Stimme.
»Ich habe versucht, mich um alles zu kümmern«, erwiderte er. »Ich musste meine Partner anrufen und ihnen mitteilen, was Johnny zugestoßen ist. Es war ein ziemliches Durcheinander. Alle hatten Angst. Ich habe mir eine Stunde Zeit genommen, um den Laden dichtzumachen.«
»Haben Sie den Staatsanwalt verständigt?«
Die Frage überraschte ihn offenbar, und er schien um eine Antwort verlegen.
»Sie waren Freunde«, fuhr Lena fort. »Also wäre es nur natürlich gewesen, wenn Sie Higgins zuerst informiert hätten.«
Er schüttelte den Kopf, sagte aber nichts.
»Ist das eine Antwort?«, fragte sie.
»Ich habe den Staatsanwalt nicht informiert.«
Als Barrera zu ihnen stieß, ging Escabar davon. Lena wandte sich zu ihrem Vorgesetzten um. Nach seiner Miene zu urteilen, hatte Barrera Neuigkeiten.
»Wir haben ihn«, flüsterte er. »Tim Hight ist unser Mann. Überwachungskameras an der Straße haben aufgenommen, wie er vom Club wegfuhr. Sein Auto. Sein Nummernschild. Man konnte sein Gesicht am Steuer erkennen.«
»Wann?«
»Vor etwa einer halben Stunde. Wahrscheinlich hat er sich hier herumgedrückt, um die Show zu genießen. Das machen die meisten so.«
Lena sah auf die Uhr. Die Nacht verging rasch. Zu viele Personen waren beteiligt.
»Ich
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