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Todesnähe

Todesnähe

Titel: Todesnähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
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einiges um die Ohren.»
    Magozzi neigte bestätigend den Kopf.
    «Harley hat mir erzählt, was gerade bei euch läuft. Die Morde, die entführten Mädchen …»
    «Was soll das, Grace?»
    Sie holte tief Luft. «Ich wollte dir nur zeigen, dass ich weiß, womit du dich beschäftigst.»
    Magozzi wandte sich ab und schloss die Haustür auf. Grace spürte eine Kluft zwischen sich und ihm; sie schien das Privileg verspielt zu haben, mit ihm über seine Fälle reden zu dürfen. Zu viel anderes schwang mit in seiner Reaktion, das war nicht die Art, wie sie sonst miteinander umgingen. Er war sichtlich erschöpft, genau wie sie. Aber offenbar litt er darunter, dass sie fortgegangen war, und fragte sich wohl auch, in welchem Verhältnis sie zu John stand, obwohl er das nicht offen ansprechen würde. Es fühlte sich an, als hielte er sie mit abweisend ausgestrecktem Arm auf Abstand.
    «Ich muss dich um einen Gefallen bitten, Magozzi. Ich weiß, du hast viel zu tun. Es geht auch nur um ein paar Anrufe, falls du dich in der Lage siehst, das zu machen.»
    Magozzi zögerte keine Sekunde. Es war egal, dachte er, wie sehr die Menschen, die man liebte, einen auch verletzten: Wenn sie Hilfe brauchten, musste man für sie da sein. «Was brauchst du?»
    «Danke», sagte Grace. «Vor drei Tagen lagen wir nachts etwa fünfzehn Kilometer vor den Keys vor Anker, da haben zwei Männer unser Schiff geentert und versucht, John zu töten. Als ich an Deck kam, waren sie gerade im Begriff, ihm die Kehle durchzuschneiden. Ich musste sie erschießen.»
    Es klang so sachlich, so ungerührt, dass Magozzi kaum begriff, was sie da sagte. Er stand einfach nur völlig überrumpelt da und ließ die Arme hängen. «Du hast sie erschossen?»
    «Ja.»
    «Mein Gott, Grace!»
    «Sie wollten ihn umbringen, Magozzi. Mir blieb keine Wahl.»
    Magozzi atmete tief durch und rieb sich mit dem Finger über die Oberlippe. Es wurde Zeit, sich mal wieder zu rasieren. «Gehen wir rein.»
    Seltsam, wie einen vertraute, automatische Tätigkeiten doch beruhigen konnten. Magozzi ging ins Haus, trat sich die Schuhe auf der Fußmatte ab, hängte seine Waffe an die Garderobe und seine Jacke darüber.
Grace hat zwei Männer getötet.
Er ging in die Küche. Nahm zwei Weingläser aus dem Schrank und eine angebrochene Flasche billigen Chardonnay aus dem Kühlschrank.
Grace hat zwei Männer getötet.
Sosehr er seine Hände auch beschäftigt hielt, dieser eine entsetzliche Satz ging ihm wie in einer Endlosschleife ununterbrochen durch den Kopf. Er schenkte den Wein ein und setzte sich an den Tisch, an dem er so oft mit Grace gegessen hatte.
    Sie trank einen Schluck Wein, rümpfte leicht die Nase. «Danke.»
    «Ist keiner von Harleys Weinen.»
    «Ist schon in Ordnung.» Grace sah gleichzeitig traurig und verängstigt drein, und Magozzi wusste nicht, was er tun sollte, um diese Miene wieder verschwinden zu lassen. Was sagte man zu jemandem, der gerade einen Mord gestanden hatte? Er wusste genau, was er im beruflichen Kontext gesagt hätte, aber das hier war kein Verhörzimmer und Grace keine dahergelaufene Tatverdächtige. Trotzdem handelte es sich um Mord, und er verdiente nun mal sein Geld damit, Morde aufzuklären.
    «Magozzi?»
    Sein Blick wanderte zurück zu ihrem Gesicht. Er hatte wohl zu lange geschwiegen. «Tut mir leid. Du hattest schon ein paar Tage Zeit, das zu verarbeiten. Ich fange gerade erst an.»
    «Ich weiß.»
    Bleib der Ermittler.
«Du sagst, ihr wart fünfzehn Kilometer von der Küste weg. Dann hatten sie also ein Boot.»
    «Ein Schlauchboot.»
    «Piraten?»
    «Das dachten wir erst, bis wir festgestellt haben, dass der eine ein Foto von John in der Tasche hatte.»
    Magozzi lehnte sich verblüfft zurück. «Smith war die Zielscheibe?»
    Grace nickte.
    «Ich muss sofort mit ihm reden. Wo ist er?»
    «Das weiß ich nicht. Er ist untergetaucht. Wir haben unsere Rechner und Handys über Bord geworfen, das Boot zurück in den Hafen gebracht und uns dann getrennt. Er will mich nicht in seiner Nähe haben, bis er weiß, wer diesen Mordanschlag in Auftrag gegeben hat.»
    «Ich bitte dich, Grace. John muss doch wissen, womit das zusammenhängen könnte. Piraten sind eine Sache, aber die meisten Leute, auf die ein Kopfgeld ausgesetzt ist, haben doch zumindest eine vage Vorstellung davon, wer sie tot sehen will. Was hat er dir erzählt?»
    Grace schüttelte den Kopf. «Nichts, was uns weiterhelfen würde. Die Männer, die ihn umbringen wollten, waren Araber mit Studentenvisum,

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