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Todesnähe

Todesnähe

Titel: Todesnähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
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Rufen Sie mich an, falls Sie auf irgendwas stoßen, ja?»
    «Aber klar, Detective …», setzte Gino an, doch Magozzi fiel ihm ins Wort.
    «Das ist jetzt vielleicht eine komische Frage, Detective Kramer, aber wir haben an unserem Tatort einen Kalender gefunden, auf dem Halloween markiert war. Gab es so was bei Ihnen vielleicht auch?»
    Es dauerte einen Moment, bis Kramer antwortete. «Ja, gab es. Noch so ein loses Ende. Hat das irgendwas zu bedeuten?»
    «Unsere FBI -Agenten hier wollen das überprüfen. Vielleicht sollten Sie Ihrem zuständigen Agenten auch einen Hinweis geben.»
    Nachdem sie aufgelegt hatten, sah Magozzi zu Gino hinüber. «Und, was hältst du davon?»
    Gino betrachtete den Kalender auf seinem Schreibtisch. Er zeigte den fünfundzwanzigsten Oktober. «Ich glaube, ich rufe mal Agent Dahl an.»
    Während Gino mit Dahl telefonierte, spielte Magozzi noch ein bisschen mit der Beckenstützfunktion an seinem Schreibtischstuhl herum und spürte gleich darauf, wie der stechende Schmerz im Rücken nachließ. Unglaublich.
    Gino legte auf. «Dahl schickt liebe Grüße und einen dicken Kuss, weil wir diese Information an ihn weitergegeben haben. Außerdem sagt er, wir sollen den Fernseher anmachen.»
    «Wieso?»
    Achselzuckend stand Gino auf und schaltete das kleine Fernsehgerät ein, das auf dem Aktenschrank stand; gleich darauf füllte die Stimme einer Nachrichtensprecherin den Raum.
    «… wurden in der vergangenen Nacht im Stadtteil Culver City fünf Männer am Küchentisch von einem einzelnen Scharfschützen erschossen, der seinerseits dem Gegenfeuer erlag. Doch damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende. Keine Stunde nachdem die Schießerei gemeldet wurde, war das Sprengstoffkommando vor Ort, und die umliegenden Straßen wurden evakuiert. Anscheinend wurde in dem Haus nicht nur der Morgenkaffee gebraut.» Auf dem Bildschirm sah man jetzt nächtliche Aufnahmen von Streifenwagen, den Einsatzwagen eines Sprengkommandos und Menschen auf der Flucht. Sie erinnerten frappant an die gestrigen Bilder aus Minneapolis.
    Magozzi blätterte bereits im landesweiten Register der Polizeistationen und wählte eine Nummer. «Ich rufe in Culver City an. Informationen bekommen wir wahrscheinlich nur von dem Beamten, der als erster vor Ort war. Alle anderen Kanäle dürften längst dichtgemacht haben.»
    «Gute Idee.»
    Magozzi ließ sich durch die verschiedenen Etappen des Durchstell-Karussells schleusen, bis er schließlich in der richtigen Abteilung und beim richtigen Beamten war, dann klemmte er sich den Hörer zwischen Ohr und Schulter und schrieb mit. Kurz darauf beendete er das Gespräch schon wieder und schlug mit seinem Notizblock auf den Tisch.
    «Das ging aber schnell.»
    «Bei denen ist die Kacke am Dampfen. Der Mann, mit dem ich gesprochen habe, hatte eine Heidenangst, dass jemand reinkommt. Offenbar wimmelt es da nur so von FBI -Agenten.»
    «Und, was hast du?»
    «Der Tatort ist ziemlich identisch mit unserem», erzählte Magozzi, «und natürlich mit dem aus Detroit. Das ganze Haus voller Sprengstoff, jede Menge radikal-islamistischer Kram. Die Opfer, sagt der Kollege, hätten irgendwie arabisch ausgesehen, aber er kann nach eigener Aussage keinen Somalier von einem Samurai unterscheiden. Den Schützen hat’s erwischt, und sie konnten ihn sofort identifizieren. Ein gewisser Juan Flores, früher bei den Marines, zwei Mal im Irak im Einsatz und seit der Rückkehr Kfz-Mechaniker bei einem großen Transportunternehmen. Keine Vorstrafen.»
    Gino beugte sich so weit vor, dass sein Bauch gegen den Schreibtischrand drückte. «Hast du ihn auch nach dem Kalender gefragt?»
    «Ja. Die hatten auch einen.»

[zur Inhaltsübersicht]
KAPITEL 21
    A ls Magozzi am Dienstagabend in seine Garageneinfahrt einbog, saß auf der Veranda eine Frau, die ihn an Grace MacBride erinnerte. Allerdings erinnerte ihn praktisch jede Frau an Grace, so verschwindend gering die Ähnlichkeit auch sein mochte.
    Diese Frau hatte immerhin genauso dunkle Haare wie Grace, trug sie aber ganz kurz geschnitten, und hatte außerdem Sandalen und ein Sommerkleid an. Nackte, braun gebrannte Beine, nackte Arme, keine Reitstiefel, keine Möglichkeit, irgendwo eine Waffe zu verstecken. Das konnte nicht Grace sein – so ungeschützt. Außerdem hatte die Frau eine Handtasche dabei. Seines Wissens besaß Grace keine einzige Handtasche, geschweige denn so eine aus billigem Kunststoff mit aufgedruckten Fischen. Das war überhaupt nicht ihr Stil. Und doch:

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