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Todesqual

Titel: Todesqual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ellis Karin Dufner
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erinnerte sich an ein Gespräch vor sechs oder sieben Jahren. Damals hatte David noch gelebt. Sie saßen am Küchentresen, tranken das dritte oder vierte Bier, und Lena hatte gerade die Tequilaflasche mit zwei Schnapsgläsern hingestellt. Okolski hatte verkündet, alles sei nur eine Frage des Stils. Je ausgeprägter der Stil eines Musikers sei, desto mehr fehle es ihm an Substanz. Er persönlich interessiere sich nicht für Leute, die genauso gut in Vegas auftreten könnten.
    Nun öffnete er die Mineralwasserflasche und trank einen großen Schluck. Als er endlich das Wort ergriff, sprach er so leise, dass seine Stimme kaum zu hören war.
    »Du bist nicht nur hier, um guten Tag zu sagen.«
    Lena schüttelte den Kopf. »Nein, Warren, ich fürchte, ich habe schlechte Nachrichten.«
    »Wie schlecht?«
    »Schlechter geht es nicht«, erwiderte sie. »Tim ist tot.«
    Okolski nahm die Hiobsbotschaft schweigend auf. Er ließ den Kopf sinken und wischte sich die Augen. Als es still im Raum wurde, hörte Lena durch das Fenster das gedämpfte Rumpeln eines die Straße hinaufkeuchenden Busses.
    »Wie ist es passiert?«, stieß Okolski hervor.
    »Sieht nach Selbstmord aus.«
    Ein Bild entstand vor Lenas geistigem Auge: Tim Holts zusammengesackte
Leiche im Sessel am Schlafzimmerfenster. Sie konnte die Wunde auf seiner Stirn sehen. Die Pistole in seiner Hand. Seine tote Freundin auf dem Bett.
    »Alles lief doch so gut«, sagte Okolski. »Warum hätte er das tun sollen?«
    »Er hat etwas gesehen, das er nicht verkraften konnte, Warren.«
    Trotz seiner Trauer lachte Okolski auf. »Tim hatte starke Nerven. Erst gestern Abend haben wir noch an seinem neuen Album gearbeitet. Was für ein Mist läuft da?«
    Als Lena antworten wollte, unterbrach Okolski sie mit einer Handbewegung. Sie nahm Block und Stift aus der Tasche.
    »Gib mir einen Moment«, sagte er.
    Er stand auf und begann, hin und her zu laufen. Als er sich endlich wieder setzte, erzählte Lena ihm so viel, wie er ihrer Ansicht nach wissen musste. Es habe eine Mordserie gegeben, erklärte sie. Tim habe ihr eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen, denn er habe etwas auf dem Herzen gehabt. Bis jetzt sehe es danach aus, als ob Tims Freundin das eigentliche Opfer gewesen sei. Offenbar habe Holt das Auffinden ihrer Leiche nicht verwunden.
    »Das ergibt keinen Sinn«, meinte Okolski.
    »Verrate mir, warum.«
    »Dass er dich angerufen hat, hat er nicht erwähnt. Aber eines kann ich dir sagen: Es ging ihm nicht darum, das Tonstudio wieder zu eröffnen. Er kannte deine Einstellung dazu, und wir haben sie beide akzeptiert.«
    Diese Worte von Okolski bestätigten Lena, was sie schon seit ihrem Zwischenstopp in der Vista Del Mar ahnte: Holt hatte versucht, sie zu erreichen, und zwar wegen eines Themas, das nichts mit Musik oder dem Tonstudio zu tun hatte.
    »Wo sollten die Aufnahmen für das Album denn stattfinden?«

    »Er hatte eine neue Band gegründet. Die Jungs sind wirklich gut. So gut, dass er unbedingt clean werden wollte. Also ist er freiwillig in eine Klinik in Arizona gegangen. Während er weg war, begannen die Bauarbeiten für sein eigenes Tonstudio. Als er zurückkam, war alles fertig, und Tim strotzte vor Tatendrang. Er war so stolz, Lena. Genau wie David. Er schwebte regelrecht im siebten Himmel. Außerdem hatte er ein Haus gekauft. Er war wieder im Geschäft, und der Laden brummte.«
    »Du hast gesagt, ihr wärt gestern Abend zusammen gewesen.«
    Okolski nickte. »Sie haben ein paar Lieder drüben im Viper Room gespielt. Ich wollte ein Gefühl für die Atmosphäre kriegen und hören, wie die neuen Sachen live klingen. Tim verschwand so gegen elf. Nach dem Auftritt bin ich mit ein paar Freunden zu einem späten Abendessen ins Pinot gegangen. Wir haben darüber geredet, wie es gelaufen ist.«
    Lena ließ den Stift sinken und sah Okolski an, der zusammengesackt dasaß.
    »Dich stört doch noch etwas«, meinte sie. »Was ist los?«
    »Die Sache mit seiner angeblichen Freundin. Du hast gesagt, er hätte sie ermordet aufgefunden und sich deshalb umgebracht.«
    »Zumindest macht es diesen Eindruck. Wo liegt das Problem?«
    »Wir standen uns sehr nah, Lena. Tim und ich haben fast jeden Tag telefoniert.«
    »Und was hat das mit seiner Freundin zu tun?«
    Okolski räusperte sich. Sie sahen einander an.
    »Er hat nie erwähnt, dass er eine hatte.«

35
    L ena stoppte den Wagen vor der mit einem Sicherheitstor geschützten Einfahrt. Ein ehemaliger Roadie, der inzwischen

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