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Todesträume am Montparnasse - Ein Fall für Kommissar LaBréa

Titel: Todesträume am Montparnasse - Ein Fall für Kommissar LaBréa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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Auf diese Frage gibt es viele Antworten. Eine davon ist diese: Im rechtsfreien Raum, den der Krieg ihnen bot, konnten sich viele Männer nach Herzenslust austoben. Es gab keine Kontrolle, keine Gesetze, keine moralischen Werte und Maßstäbe. Der sogenannte Feind war Freiwild, mit dem man tun und lassen konnte, was man wollte. Doch es gibt noch einen anderen Aspekt: Vergewaltigung als gezieltes Kriegsmittel. Das Tribunal in Den Haag hat diesen Tatbestand eindeutig bestätigt. Die massenhaften Vergewaltigungen im Bosnienkrieg wurden von der Militärführung als strategische Waffe eingesetzt.
    Nach dem Krieg kehrten die Täter zu ihren Familien zurück, als sei nichts geschehen. Im Frieden war die Bestie wieder gezähmt.«
    LaBréa ließ die Worte der Psychologin einen Moment nachwirken.

    »Eines würde mich noch interessieren, Madame«, meinte er dann. »Inwieweit haben Sie eigentlich von Dr. Cléments Absichten gewusst? Hat sie Ihnen erzählt, dass sie den Blonden im Gefängnis wiedergesehen hat?«
    Entschieden schüttelte Christine Payan den Kopf.
    »Nein, das hat sie nicht. Ich hatte keine Ahnung, dass Masson hier in Paris ist.«
    »Sie sagte, dass sie durch ein Abendessen bei Ihnen auf die Idee mit der Kastration gekommen sei. Als über die Bestrafungsaktionen dieser Sprayerfrauen gesprochen wurde.«
    »Aber kein Mensch konnte wissen, dass Elena durch diese Geschichte den Anstoß zu dem bekommen würde, was sie dann in die Tat umsetzte, Commissaire.«
    »Heute Nachmittag, während unseres Besuches bei Ihnen, da haben Sie doch geahnt, dass Elena mit den Morden zu tun haben könnte? Sonst hätten Sie sie nicht im Sélect getroffen, um sie zu warnen.«
    »Ich wollte sie nicht warnen. Ich wollte nur die Wahrheit wissen. Als Sie die Ereignisse in Foča erwähnten, war mir klar, dass es nur Elena gewesen sein konnte, die die beiden Männer umgebracht hatte. Und sie hat es mir gegenüber im Sélect auch zugegeben.«
     
    Eine halbe Stunde später begab sich LaBréa auf den Heimweg. Immer noch brauste der Verkehr über die
Quais und Boulevards. Die Stadt schlief nie. Nur in den kleinen Straßen des Marais war Ruhe eingekehrt. Hin und wieder war ein Fenster erleuchtet, eine einzelne Gestalt verschwand in einem Hauseingang.
    Der Schnee, der immer noch auf den Gehwegen lag, dämpfte LaBréas Schritte.
    Zu Hause angekommen, gab er den Türcode ein und durchquerte den Flur. Im ersten Hof, in Célines Wohnung, brannte Licht. LaBréa zögerte nur einen kurzen Augenblick, dann klopfte er entschlossen an die Tür. Kurz darauf öffnete Céline. Das Licht der Flurbeleuchtung ließ ihre dunklen Haare rötlich schimmern. Hatte sie ihn erwartet? Ihr regungsloses Gesicht verriet nichts über ihre Gefühle und Gedanken.
    »Darf ich kurz reinkommen?«, fragte LaBréa und hörte, wie belegt und verlegen seine Stimme klang.
    Jetzt spielte ein Lächeln um Célines Mund, verschwand aber sogleich wieder, als wäre es voreilig gewesen.
    »Ja, komm rein. Du siehst ziemlich erschöpft aus. Dagegen wüsste ich etwas.«
    Fünf Minuten später saßen sie in Célines Küche. Céline hatte eine Flasche Burgunder vom Weingut ihrer Familie geöffnet.
    Als die Nacht sich dem Ende zuneigte, hatten sie auch die zweite Flasche Wein geleert. Über alles war gesprochen worden, LaBréa hatte nichts ausgelassen oder beschönigt. Céline hatte gemeint, dass sie erst
einmal etwas Zeit brauche, um seine Affäre mit Jocelyn zu vergessen.
    Zehn Minuten später lag LaBréa in seinem Bett. Als Kater Obelix es sich am Fußende bequem machte und seinen schweren Körper auf LaBréas Füße ausstreckte, war dieser bereits eingeschlafen.

Der Titel erschien bereits im
Knaur Taschenbuch Verlag
unter dem Titel Todesträume
     
     
    Der Abdruck des Gedichts »Haus ohne Fenster«
von Hilde Domin erfolgt mit freundlicher Genehmigung
der S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main.
Quelle: Hilde Domin, Haus ohne Fenster.
Aus: Gesammelte Gedichte.
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 1987.
     
    Verlagsgruppe Random House
     
     
     
    Vollständige, überarbeitete Ausgabe 09/2009
    Copyright © 2009 dieser Ausgabe
    by Wilhelm Heyne Verlag, München
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlagfoto: © plainpicture/Hanslik, P.
    eISBN : 978-3-641-03530-1
     
    www.heyne.de
    www.randomhouse.de

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