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Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Titel: Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia Berwein
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alles im Detail durchgehen.«
    Weder Zustimmung noch Widerspruch von der anderen Seite des Tisches.
    »Sie sind am vierten März auf der Wache in der Azaleenstraße erschienen, um Ihre Mutter als vermisst zu melden. Seit wann war Ihre Mutter zu diesem Zeitpunkt schon verschwunden, und erinnern Sie sich noch daran, wann Sie sie zum letzten Mal gesehen haben?«
    »Der Mistkerl hat sich nichts aufgeschrieben, oder?«, fragte Charlotte sofort aggressiv.
    »Er hat sich Notizen gemacht«, entgegnete Jennifer ruhig. Ihr Tonfall sollte der jungen Frau vermitteln, dass sie den Beamten, der die Anzeige aufgenommen hatte, keinesfalls in Schutz nehmen wollte. »Es ist aber wichtig, jetzt noch einmal alles durchzugehen. Erinnerungen verändern sich mit der Zeit. Oft fallen einem erst viel später wichtige Details ein, denen man zuvor keine Beachtung geschenkt hat.«
    »Wie Sie meinen.« Obwohl sich ihre Begeisterung offensichtlich in Grenzen hielt, dachte Charlotte länger über die Frage nach, bevor sie antwortete: »Ich habe meine Mutter zuletzt im Januar gesehen. Ich denke, das war Mitte Januar.«
    »Sie haben Sie anderthalb Monate später vermisst gemeldet. Das ist eine lange Zeit.«, warf Grohmann ein. Jennifer war überrascht, dass seine Stimme frei von jeder Anklage war.
    »Wir haben ab und zu telefoniert, aber nicht regelmäßig. Es kam immer mal wieder vor, dass wir ein paar Wochen gar nicht miteinander gesprochen haben.« Charlotte zuckte die Schultern, als sei dies nichts Ungewöhnliches. Trotzdem war ihre unterschwellige Resignation spürbar. »Irgendwann kam es mir dann aber doch komisch vor, dass sie nicht zurückrief. Ich bin dann zu ihrer Wohnung gefahren und habe gesehen, dass der Briefkasten vollgestopft war.«
    »Sie ist zuvor nie längere Zeit verschwunden, ohne Ihnen Bescheid zu sagen, nehme ich an? In Urlaub gefahren oder Ähnliches?«, fragte Jennifer.
    Charlotte schüttelte den Kopf. »Das hat sie mir immer gesagt. Sie hatte einen Hamster, Jack, den habe ich immer für sie gefüttert, wenn sie mal in Urlaub war.«
    Jennifer nickte und warf einen Blick in die Vermisstenanzeige. »Dem Beamten gegenüber haben Sie geäußert, dass Sie glaubten, dass Ihrer Mutter etwas passiert sei. Wegen Jack?«
    Ein Nicken zur Antwort.
    Charlotte Seydel war nicht sehr gesprächig. Wenn Jennifer den Akten Glauben schenken konnte, eine alte Angewohnheit. Das konnte ein zähes Ringen werden.
    Die junge Frau war mehr als einmal in ihrem Leben mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Ihre Jugendsünden – kleinere Diebstähle und Sachbeschädigungen – hätte man getrost unter den Tisch fallen lassen können. Danach war zumindest in strafrechtlicher Hinsicht eine relativ ruhige Zeit gefolgt, wenn man von den zwei Verhaftungen wegen Haschbesitzes einmal absah.
    Ihr vor zwei Jahren plötzlich zunehmendes Aggressionspotenzial hatte allerdings einen schon beinahe vorhersehbaren Verlauf genommen. Was mit Pöbeleien und Beleidigungen begonnen hatte, die nie geahndet worden waren, hatte schließlich damit geendet, dass Charlotte Seydel einen Mann wegen einer Lappalie auf offener Straße zusammengeschlagen hatte.
    Wenn die junge Frau sich in den damaligen Ermittlungen durch eines ausgezeichnet hatte, dann durch Schweigsamkeit. Sie konnten froh sein, wenn sie ihr überhaupt irgendwelche Antworten entlockten. Die Polizei zählte nicht gerade zu Charlotte Seydels Freunden.
    »Der Beamte ist mit Ihnen zur Wohnung Ihrer Mutter gefahren und hat sie vom Hausmeister aufschließen lassen. Es gab keinerlei Hinweise darauf, dass Ihrer Mutter in ihrer Wohnung etwas zugestoßen ist. Ihre Handtasche war nicht da. Alles sah so aus, als hätte sie eines Morgens ihre Wohnung verlassen und wäre einfach nicht mehr zurückgekehrt.«
    »Es gab aber auch keinen Hinweis darauf, dass sie verreist oder fortgegangen wäre«, erwiderte Charlotte mit leicht genervtem Unterton. »Der Typ meinte nämlich, dass sie wahrscheinlich einfach beschlossen hätte zu gehen. Das würde häufiger passieren, als man denkt, hat er gesagt.«
    »Damit hat er nicht ganz Unrecht«, erwiderte Jennifer mit sanfter Stimme. »Was machte Sie so sicher, dass Ihre Mutter nicht ein Ticket ohne Rückfahrkarte gelöst hatte?«
    »Dafür gab es einfach keinen Grund. Jack lag verhungert in seinem Käfig. Verhungert! Das hätte sie nie zugelassen. Sie hat diesen gottverdammten Hamster über alles geliebt!«
    Zum ersten Mal zeigte Charlotte echte Emotionen.
    Es klang fast so, als hätte Katharina

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