Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toedliche Saturnalien

Toedliche Saturnalien

Titel: Toedliche Saturnalien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
und frivoler wurde das Gespräch. Der Wein floß in Strömen, aber ich hielt mich zurück. Ich brütete über einer unwiderlegbaren Tatsache: Quintus Caecilius Metellus Celer war ein Mann mit vielen Feinden gewesen.
    Nach einer Weile erhoben wir uns stöhnend und mit vollem Magen von unseren Sofas. Einige begaben sich nach draußen ins Peristylium, um sich die Beine zu vertreten, da das Haus keinen Garten hatte. Antonius und Fulvia verschwanden irgendwohin, und die beiden Parasiten bedankten sich wortreich und gingen.
    Solche Männer können, wenn sie über hinreichend Organisations- und Schnorrer-Talent verfügen, auch zwei kostenlose Mahlzeiten an einem Abend schaffen.
    Mir wurde klar, daß Rom genau wie ich in einer Atempause lebte, wie es gegen Ende eines Jahres häufig der Fall war, wenn die scheidenden Konsuln Vorbereitungen trafen, zu ih ren Provinzen aufzubrechen, während ihre Nachfolger ihren Stab zusammen stellten und die ersten Bestechungsgelder kassierten.
    In dieser Jahreszeit feierte die ganze Bevölkerung die Saturnalien, bedachte sich gegenseitig mit Geschenken, beglich Schulden, hakte das alte Jahr ab und erwartete das neue. Danach hieß es wieder, Schild nach oben, Schwert gezückt, und all das Kämpfen würde von neuem beginnen. Und das kommende Jahr würde schlimm werden. Als die meisten Gäste gegangen waren, kam Ciodia auf mich zu. Ich hatte gar nicht mitbekommen, daß sich auch Antonius bereits verabschiedet hatte.
    »Jetzt können wir reden, Decius. Neben meinem Schlafzimmer habe ich einen kleinen, sehr gemütlichen Salon eingerichtet. Komm mit.« Ich folgte ihr in einen eleganten Raum mit zwei bequemen Stühlen und einem kleinen Tischchen. In die Wand war ein riesiges Fenster gehauen worden, von dem aus man eine kleine moosbewachsene Schlucht überblickte, aus der die Geräusche nächtlicher Insekten drangen. Etwa dreißig Meter entfernt, auf der anderen Seite der Schlucht stand ein kleiner runder Venustempel mit einer der zahllosen Ansichten der Göttin.
    »Ich hatte ja keine Ahnung, daß es in diesem Haus eine solch entzückende Aussicht gibt«, sagte ich, lehnte mich aus dem Fenster und lauschte dem Plätschern einer Quelle.
    »Ist es nicht wunderbar?« erwiderte Ciodia. »Celer hatte es nie bemerkt, weil es nach hinten hinaus liegt. Bevor ich den Raum übernommen und ein Fenster habe hineinschlagen lassen, befand sich hier nur ein Lager. Ich lasse mich hier morgens von meinen Zofen zurecht machen. Das Zimmer hat ein herrlich klares Morgenlicht.« Sie klatschte in die Hände, und zwei Sklavinnen brachten einen Krug Wein und Becher. Es handelte sich um zwei für Ciodia typische Einkäufe, Zwillinge, kaum ausgewachsen und sehr schön, abgesehen von ihrer barbarischen Tätowierungen im Gesicht und auf dem ganzen Körper.
    »Scythinnen«, sagte sie, mein Interesse bemerkend. »Nur die Kinder des Königshauses werden so tätowiert.« Sie strich über das goldbraune Haar eines der beiden Mädchen. »Die Piraten haben ein Vermögen für sie verlangt. Sie behaupten, ein paar von den geraubten Männern verloren zu haben, aber das glaube ich nicht. Selbst Adelige machen manchmal harte Zeiten durch.
    Wahrscheinlich sind die beiden verkauft worden, damit man sie nicht durchfüttern mußte.«
    »Entzückende Wesen«, sagte ich und fragte mich, wie es mir wohl als Sklave unter Fremden ergehen würde. »Wie dem auch sei, es wird spät, und wir haben noch ernste Dinge zu besprechen. Übrigens solltest du ein wenig strenger mit Fulvia sein. Sie und Antonius haben sich heute abend wirklich schamlos aufgeführt.«
    »Decius, du bist einfach zu prüde«, erwiderte sie lächelnd und goß uns Wein ein.
    »Von mir aus können sie nackt auf der Rostra tanzen«, sagte ich. »Aber man sollte meinen, daß Clodius Anstoß nehmen würde.«
    »Warum sollte er? Sie sind ja noch nicht verheiratet.«
    »Tja, warum?« Eine wirklich seltsame Familie. »Egal. Clodia, ich muß dir einige Fragen zum Tod deines Mannes stellen.« Wir nahmen auf den beiden Sesseln Platz. Die Lampen tauchten den Raum in ein bronzefarbenes Licht, und von draußen drangen süßliche Düfte durchs Fenster. Zum Glück kam der Wind aus Nordost. Bei Südwestwind hätte er den Gestank der berüchtigten Kalkgruben herübergeweht, in denen man die Leichen der Sklaven und Armen begrub, deren Leichnam von niemandem beansprucht wurde. Wir waren weit genug weg vom übelriechenden Herz der Stadt.
    »Und warum mußt du das?« wollte Ciodia wissen.
    Ihre Frage

Weitere Kostenlose Bücher