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Toedliche Saturnalien

Toedliche Saturnalien

Titel: Toedliche Saturnalien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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ganze Reihe, obwohl ich keinen gesehen habe, der unseren beiden Freunden von gestern abend ähnlich sieht. In der Hauptsache verkaufen sie Kräuter und Heilmittel. Ich habe mich umgehört. Jeder sagt, daß die Marser dafür berühmt sind.«
    »Hermes, ich glaube, wir Aristokraten verlieren langsam den Kontakt zu unseren italischen Wurzeln«, stellte ich selbstkritisch fest. »Wir konsultieren schon so lange griechische Ärzte, daß wir vergessen haben, was jeder andere Italiker weiß: daß nämlich die Marser berühmte Naturheilkundige sind.«
    »Was du nicht sagst.«
    Ins Gespräch vertieft, marschierten wir strammen Schrittes zum Circus Maximus. »Und ich wette«, fuhr ich fort, »daß sie auch bemerkenswerte Giftmischer und Abtreibungsspezialisten sind, weil diese Dinge stets Hand in Hand gehen.«
    »Klingt logisch«, murmelte Hermes.
    Der Tempel der Ceres ist ein Gebäude von großer Schönheit und Würde. In seinen Kellern sind die beengten Amtsstuben der Aedilen untergebracht. Drinnen stellte ich erstaunt fest, daß keine Aedilen anwesend waren. Wie alle anderen, die es sich leisten konnten, hatten sie ihre Arbeit wegen der Feiertage bereits eingestellt, im Gegensatz zu dem Freigelassenen, der die Archive bewachte und dem Sklavenjungen, der die Büros fegte.
    Archiv der Aedilen war nicht annähernd so umfangreich wie das große Tabularium, aber es war immer noch groß genug.
    Glücklicherweise kannte ich jetzt das genaue Datum und der alte Mann schlurfte los, um die gewünschten Dokumente zu holen.
    Ein paar Minuten später kehrte er mit leeren Händen zurück.
    »Tut mir leid. Über eine tote Frau haben wir nichts.«
    »Was?« fragte ich überrascht. »Es muß Unterlagen geben!
    Das Ganze hat sich auf dem Marsfeld ereignet. Es handelt sich um die Eigentümerin eines Standes, die natürlich auch ihre...
    Gebühren, nehme ich an, an die Aedilen entrichtet haben muß.
    Wie ist es möglich, daß kein Bericht darüber existiert?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte der Alte. »Die Aedilen sind nur für die Märkte und Straßen zuständig, mit kriminalistischen Ermittlungen haben sie nichts zu tun.«
    Sehr unzufrieden verließ ich den Ort. Selbst wenn man davon ausging, daß es schwierig war, irgend etwas in den Staatsarchiven zu finden, so mußten sich doch irgendwo Unterlagen über ein so kurz zurückliegendes Ereignis auftreiben lassen. Wir hatten den Platz um den Circus Maximus fast erreicht, als uns der Sklavenjunge aus dem Tempel einholte.
    »Was willst du, Kleiner?« fragte Hermes mit der typischen Verachtung eines privaten Sklaven für einen Kollegen im Staatsdienst.«
    »Ich weiß etwas, was dem Senator vielleicht nützlich sein könnte«, sagte er.
    »Um was handelt es sich?« wollte ich wissen.
    »Nun, dort wo ich arbeite, gibt man mir nicht viel«, sagte er vieldeutig.
    »Du bist ein Sklave«, erklärte ich ihm. »Man muß dir gar nichts geben.«
    »Ich gehöre dem Staat«, erwiderte er, »also muß man mich ernähren und unterbringen. Andererseits muß ich dir gar nichts erzählen, wenn ich keine Lust dazu habe.«
    Hermes wollte den Jungen schlagen, aber ich hielt ihn zurück.
    »Und was macht dich glauben, daß du etwas hast, das eine Bezahlung lohnt?«
    »Du hast dich doch eben wegen eines Berichts erkundigt, stimmt's? Den über Harmodia?«
    Ich zog eine Kupfermünze hervor und warf sie dem Jungen zu. Er warf sie zurück. »Da mußt du dich schon etwas mehr anstrengen.« Diesmal schlug Hermes ihn wirklich. Aber der Junge rappelte sich wortlos hoch und hielt nur die Hand auf. Ich ließ einen Denar hineinfallen.
    »Man hat Harmodia in der Nähe des Circus Flaminius ermordet aufgefunden«, sagte er. »Das weiß ich schon, du Trottel!« fuhr ich ihn an. »Was sonst noch?«
    »Der Aedile Gaius Licinius Murena hatte an jenem Morgen Dienst und ist zum Marsfeld gegangen, um sich die Sache anzuschauen. Ein paar Stunden später kam er zurück, diktierte seinem Sekretär einen Bericht und gab ihn mir zur Ablage. Ein paar Tage später kam ein Sklave vom Gerichtshof des Praetor Urbanus und sagte, der Aedile brauche den Bericht, um den Fall vor Gericht vorzutragen. Da ich an jenem Tag gerade der einzige im Büro war, habe ich das Dokument geholt und ihm ausgehändigt. Es wurde nie zurückgegeben.«
    »Wer hat den Mord gemeldet?« fragte ich.
    »Ein Wächter, ich glaube, ein Angestellter des Circus Flaminius.« Die primitive Organisation der Vigiles, die wir damals hatten, tat ihren Wachdienst nur innerhalb der

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