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Toedliche Saturnalien

Toedliche Saturnalien

Titel: Toedliche Saturnalien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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herauskommen, die sich dann gegen alle Marktleute aus sämtlichen umliegenden Gebieten, vor allem jedoch gegen die Marser richten würde. Ich muß dich wohl kaum daran erinnern, daß wir vor nicht allzu langer Zeit einen blutigen Krieg gegen die Marser geführt haben: es braucht nicht viel, damit sie ihre Waffen erneut gegen uns erheben. Und das ist angesichts eines drohenden Krieges in Gallien so ziemlich das Letzte, was wir gebrauchen können.«
    »Sehr richtig«, pflichtete Bestia ihm bei. »Die Leute sind zur Zeit sehr angespannt. Ein bißchen Gerede von Hexerei und Menschenopfern würde sich wie ein Lauffeuer in den Elendsquartieren verbreiten. Aus einem ausländischen Sklaven, der über einem Mundus geopfert wurde, würden zwanzig ermordete und gefressene Bürgerkinder werden. Ich bin ganz Caesars Meinung, es ist zu riskant.«
    »Auch ich rate dringend zu Mäßigung«, pflichtete Varro bei.
    »Das Vergehen scheint mir in keinem Verhältnis zu der öffentlichen Unruhe zu stehen, die eine Anklage zweifelsohne hervorrufen würde.«
    »Die Vorstellung, daß auf Roms Türschwelle ausländische Barbareien stattfinden, gefällt mir gar nicht«, insistierte Vater, »praktisch direkt vor der Nase des Censors! Können wir nicht wenigstens versuchen, dieses Weib Furia anzuklagen. Bestraft ihre Anführerin oder Hohepriesterin oder was immer sie ist, und die anderen werden sich auf ihre Hügel zurückziehen.«
    »Zu jedem anderen Zeitpunkt eine brillante Idee«, sagte Caesar. »Aber im Dezember wird nicht mehr verhandelt, und im neuen Jahr ist die neue Regierung im Amt. Um gegen diese Frau auszusagen, müßte dein Sohn in der Stadt bleiben, wenn Publius Clodius schon amtierender Tribun ist.«
    »Das macht die Angelegenheit heikel«, stimmte Vater zu.
    »Ich habe keine Angst vor Clodius!« protestierte ich.
    »Wer muß schon Angst vor Clodius haben?« sagte Vater.
    »Glaubst du etwa, das wird eine Art homerisches Duell zwischen zwei Helden? Er wird unantastbar sein und tausend Männer werden sich darum reißen, sich bei ihm einzuschmeicheln, indem sie ihm deinen Kopf auf dem Silbertablett servieren.«
    »Es sei denn«, warf Bestia ein, »es stimmt, was ich gehört habe, daß ihr eure Fehde beigelegt habt?«
    »Was soll das heißen?« fragte Vater mißbilligend.
    »Ja, Decius«, sagte Caesar amüsiert, »erzähl uns alles über dieses Wunder.«
    »Clodius hofft, daß meine Ermittlungen die Unschuld seiner Schwester beweisen werden«, sagte ich, Bestias großes Maul verfluchend. »Sein Friedensangebot ist aber bestimmt nicht von Dauer. Unabhängig davon, ob das, was ich herausfinde, für oder gegen sie spricht, wird früher oder später wieder offener Krieg herrschen.«
    »Ein Grund mehr, das nächste Jahr nicht in Rom zu verbringen«, meinte Caesar lächelnd und zwinkerte meinem Vater zu. »Stumpfnase, warum schickst du deinen Sohn nicht mit mir nach Gallien. Ich habe in meinem Stab noch Platz für einen weiteren Adjutanten.«
    Dieser Vorschlag jagte mir solche Schauer über den Rücken, wie es nicht einmal die Ereignisse auf dem vaticanischen Feld vermocht hatten. Um Haaresbreite hätte ich meinem Entsetzen mit lautem Protest Luft gemacht, wovon mich jedoch das breite Grinsen auf den Gesichtern von Varro und Bestia gerade eben noch abhielt. »Ich fühle mich geehrt, Gaius Julius«, brachte ich statt dessen hervor und schaffte es sogar, nicht mit den Zähnen zu knirschen.
    »Ich werde mich selbstverständlich nach den Wünschen meines Vaters richten.«
    »Ich muß die Angelegenheit zuerst mit der Familie besprechen«, sagte das herzlose alte Schlitzohr. »Vielleicht würde es ihm ganz gut tun.«
    Nachdem nun offenbar alles zur allgemeinen Zufriedenheit geregelt war, brachen die anderen auf und ich begleitete sie zur Tür. Von draußen drang der Lärm der Feiernden zu uns herein.
    Die letzte wilde Nacht der Saturnalien war in vollem Gange, die ausgelassene Stimmung näherte sich dem Höhepunkt. Ich schloß die Tür und fuhr zu meinem Vater herum.
    »Bist du verrückt geworden?« brüllte ich. »Er marschiert in einen Krieg gegen eine überlegene Koalition von Galliern!«
    »Natürlich tut er das«, sagte Vater. »Und du brauchst mal wieder einen anständigen Krieg. Wann hast du zum letzten Mal eine richtige Schlacht gesehen? In Spanien gegen Sertorius?
    Und in welchem Jahr war das?« Er dachte einen Augenblick nach. »Das war doch während des Sklavenaufstandes, im Konsulat von Gellius und Clodianus. Beim Jupiter, das ist

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