Toedliche Saturnalien
Erklärung abgeben, die Fausta hinein ziehen würde. »Diesmal ist es nicht Clodius.«
»Ich kenne keinen Mann, der eine vergleichbare Bandbreite an Feinden vorweisen kann«, sagte er bewundernd. »Wieviele sind es?«
»Wahrscheinlich nicht mehr als zwei oder drei. Ich habe sie irgendwo in der Nähe von Vaters Haus abgeschüttelt, aber vielleicht warten sie jetzt in der Subura auf mich.«
»Castor, Aurius«, rief er. »Begleitet den Senator Metellus sicher nach Hause.« Er grinste mir noch einmal zu. »Diese beiden werden mit sechs beliebigen Gegnern fertig, die du möglicherweise unterwegs triffst. Und du bist sicher, daß du die Festivitäten schon wieder verlassen willst? Ich gebe ein öffentliches Bankett für meinen ganzen Distrikt, das bis in die frühen Morgenstunden dauern wird.«
»Vielen Dank«, sagte ich, »aber hinter mir liegen zwei überaus ereignisreiche Tage, ich habe wenig geschlafen, und ein Gelage kommt mir mittlerweile vor wie das andere. Es tut mir leid, daß deine Männer diesen Spaß verpassen müssen.« »Diese Idioten würden sowieso jederzeit lieber kämpfen als feiern«, meinte er. »Dann gute Nacht, Decius. Du mußt mir bei Gelegenheit alles über diese Sache erzählen.«
»Das mache ich«, versprach ich, wohlwissend, daß ich das bestimmt nicht tun würde.
Flankiert von den beiden Schlägern fühlte ich mich deutlich sicherer. Castor, der kleinere von beiden, war von gedrungener und drahtiger Statur und verfügte über die Behendigkeit eines thrakischen Gladiators. Aurius hatte die massigen Schultern und den Stiernacken eines Samniten.
Beide Männer hatten dicke Lederriemen um ihren rechten Unterarm gewickelt und ihr Haar zu einem Knoten zurückgebunden, beides Erkennungszeichen der aktiven Gladiatoren. Außer einem Holzknüppel, der in ihren breiten, mit Bronzedornen besetzten Gürtel steckte, konnte ich keine scharfen Waffen erkennen. Beide Männer waren narbenübersät und sahen extrem schlagkräftig aus.
»Keine Angst, Senator«, sagte Castor. »Wir werden es nicht zulassen, daß dir auch nur ein Haar gekrümmt wird.« Er klang ähnlich fröhlich wie ein Mann, der eben eine unverhoffte Erbschaft angetreten hatte.
»Genau«, pflichtete Aurius ihm ebenso munter bei. »Milo hält allergrößte Stücke auf dich. Wenn jemand dich angreift, tritt einen Schritt zurück und laß uns die Sache erledigen.« Trotz ihrer ausländischen Namen und ihres exotischen Aussehens hörte ich an ihrem Akzent, daß sie gebürtige Römer waren.
Außerdem waren sie stocknüchtern. Milo hatte nicht gescherzt, als er gesagt hatte, daß sie gerne kämpften. Die Feierlichkeiten langweilten sie, so daß sie jetzt vor lauter Vorfreude auf ein wenig Blutvergießen förmlich aufblühten.
Ich fragte mich, ob es zu einer Wiederholung der Szene von vor zwei Tagen kommen würde. Wie sich herausstellte, gab es sowohl Ähnlichkeiten wie auch Unterschiede. Statt zwei marsischer Bauerntrampel, die mir an meinem Tor auflauerten, lagen heute fünf Mann auf der Lauer, und diesmal gab es auch keine Warnungen oder Drohungen.
Die Straßen der Subura waren nicht ganz so bevölkert wie die in der Nähe des Forums, weil es auch die meisten Suburer ins Zentrum gezogen hatte. Diejenigen, die im Viertel geblieben waren, feierten zumeist in den Hauptquartieren der Zünfte, den Innenhöfen der Insulae oder den diversen Tempelvorplätzen.
Wir kamen gerade an der riesigen, in Crassus' Besitz befindlichen Schmiede vorbei, deren schwere Hämmer für den Feiertag schwiegen, als sie angriffen.
Drei Mann stürzten aus dem Schatten des Säulengangs vor der Werkstatt auf uns zu, so daß wir unsere Aufmerksamkeit nach links wandten. Im nächsten Augenblick tauchten zwei weitere Gestalten hinter der Statue auf der rechten Straßenseite auf, die Herkules beim Erwürgen des Nemeischen Löwen darstellte. In den Händen sämtlicher Angreifer sah ich blanken Stahl aufblitzen und hoffte, daß Milos Jungs wirklich so gut waren, wie er behauptet hatte.
Bevor sie uns erreicht hatten, hatte ich meinen Dolch in der rechten, meinen Caestus über der linken Hand. Ich fuhr herum, um den beiden Männern entgegen zutreten, die hinter der Statue aufgetaucht waren, darauf vertrauend, daß die beiden Gladiatoren meinen Rücken absichern würden. Und tatsächlich hörte ich hinter mir krachende Schläge und ein kurzes Aufheulen, während ich auf einen Mann in einer dunklen Tunika losging, der einen übel aussehenden, sichelförmig gebogenen Dolch hielt.
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