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Toedliche Spiele

Toedliche Spiele

Titel: Toedliche Spiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Collins
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gewissen Unterhaltungswert. Aber plötzlich denke ich an Gale und seine zweiundvierzig Namen in der großen Glaskugel und dass seine Chancen im Vergleich mit den meisten anderen Jungen nicht gut stehen. Und vielleicht denkt er das Gleiche über mich, denn seine Miene verdüstert sich und er wendet sich ab. »Aber da sind doch noch Tausende anderer Zettel«, möchte ich ihm zuflüstern.
    Die Zeit der Ziehung ist gekommen. Effie Trinket sagt, was sie immer sagt: »Ladies first!«, und geht hinüber zu der Glaskugel mit den Mädchennamen. Sie greift hinein, taucht ihre Hand tief in die Kugel und zieht einen Zettel heraus. Die Menge hält den Atem an, man könnte eine Stecknadel fallen hören, und ich fühle mich elend und hoffe inbrünstig, dass es nicht mein Name ist, nicht mein Name, nicht mein Name.
    Effie Trinket geht zurück zum Podest, streicht den Zettel glatt und verliest mit klarer Stimme den Namen. Es ist nicht mein Name.
    Es ist Primrose Everdeen.
     

2
     
    Einmal, als ich reglos in einem Baumversteck darauf wartete, dass Wild vorbeikam, bin ich eingenickt. Ich fiel drei Meter tief und landete auf dem Rücken. Es war, als hätte der Aufprall das letzte bisschen Luft aus meiner Lunge gepresst, und ich lag dort und kämpfte verzweifelt darum, einzuatmen, auszuatmen, irgendwas zu tun.
    Genau so geht es mir jetzt. Ich versuche mich daran zu erinnern, wie man atmet, bin unfähig zu sprechen, vollkommen fassungslos, während der Name in meinem Schädel herumspringt. Jemand fasst mich am Arm, ein Junge aus dem Saum, vielleicht war ich drauf und dran umzufallen und er hat mich aufgefangen.
    Es muss sich um einen Irrtum handeln. Das kann nicht wahr sein. Prim war ein Zettel unter Tausenden! Die Wahrscheinlichkeit, dass sie gezogen würde, war so gering, dass ich mir überhaupt keine Sorgen um sie gemacht habe. Habe ich nicht alles getan? Die Tesserasteine genommen und ihr verboten, dasselbe zu tun? Ein Zettel. Ein Zettel unter Tausenden. Sie hatte so gute Chancen. Aber es hat nichts genützt.
    Irgendwo aus der Ferne höre ich die Menge unglücklich flüstern, wie immer, wenn eine Zwölfjährige ausgewählt wird, denn das findet keiner gerecht. Plötzlich sehe ich sie, alles Blut ist aus ihrem Gesicht gewichen, sie hat die Hände zu Fäusten geballt und geht mit steifen, kleinen Schritten zur Bühne, an mir vorbei. Ich sehe, dass ihre Bluse am Rücken aus dem Rock gerutscht ist und über den Rock hängt, und dieses Detail, die herausgerutschte Bluse, die aussieht wie ein Entenschwanz, bringt mich zurück in die Gegenwart.
    »Prim!« Ein erstickter Schrei aus meiner Kehle, meine Muskeln werden wieder aktiv. »Prim!« Ich muss mir nicht erst einen Weg durch die Menge bahnen. Die anderen Kinder machen sofort Platz und räumen einen Durchgang zur Bühne. Genau in dem Augenblick, als sie die Stufen erklimmen will, bin ich bei ihr. Mit einer Armbewegung schiebe ich sie hinter mich.
    »Ich gehe freiwillig!«, keuche ich. »Ich gehe freiwillig als Tribut!«
    Auf der Bühne gibt es ein Durcheinander. Distrikt 12 hat seit Jahrzehnten keinen Freiwilligen mehr gehabt und das Protokoll ist nicht mehr allen präsent. Die Regel besagt, dass ein anderer Junge oder je nachdem ein anderes Mädchen vortreten und den Platz desjenigen einnehmen kann, dessen Name aus der Kugel gezogen wurde. In einigen Distrikten, in denen es eine große Ehre ist, die Ernte zu gewinnen, riskieren die Leute nur zu gern ihr Leben und es ist sehr schwierig, sich freiwillig zu melden. Aber in Distrikt 12, wo das Wort Tribut praktisch gleichbedeutend ist mit Leichnam, sind Freiwillige fast ausgestorben.
    »Herrlich!«, sagt Effie Trinket. »Aber ich glaube, eigentlich müssten wir erst den Erntegewinner präsentieren und dann nach Freiwilligen fragen, und wenn sich einer meldet, dann ... äh«, sagt sie unsicher und verstummt.
    »Was spielt das für eine Rolle?«, sagt der Bürgermeister. Er betrachtet mich mit gequältem Blick. Er kennt mich kaum, aber da ist eine schwache Erinnerung. Ich bin das Mädchen, das die Erdbeeren bringt. Das Mädchen, von dem seine Tochter vielleicht einmal erzählt hat. Das Mädchen, das vor fünf Jahren an Mutter und Schwester gedrängt dastand, als er ihr, dem ältesten Kind, eine Tapferkeitsmedaille überreichte. Eine Medaille für ihren Vater, der in den Minen verpufft war. Erinnert er sich daran? »Was spielt das für eine Rolle?«, wiederholt er schroff. »Lasst sie heraufkommen.«
    Hinter mir schreit Prim hysterisch. Sie

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