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Tödliche Versuchung

Tödliche Versuchung

Titel: Tödliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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zwingen einen, sich nackt auszuziehen, und dann muss man sich bücken, damit sie nachsehen können, ob man Waffen im Körper schmuggelt. Wenn man aufs Klo geht, gucken alle zu. Es gibt keine – wie heißt das noch mal? – Privatsphäre. Ich habe im Fernsehen mal einen Film darüber gesehen.«
    Na gut, jetzt verstand ich sie ein bisschen besser. Bevor ich zu so etwas genötigt würde, hätte ich mich auch lieber umgebracht. »Vielleicht brauchst du ja gar nicht ins Gefängnis«, sagte ich.
    »Ich kenne Brian Simon. Der lässt mit sich reden. Vielleicht bringe ich ihn dazu, die Anklage fallen zu lassen.«
    Carols Miene hellte sich auf. »Wirklich? Würdest du? das für mich tun?«
    »Na klar. Ich kann nichts versprechen, aber ich kann es versuchen.«
    »Wenn er die Anklage nicht fallen lässt, kann ich mich immer noch umbringen.«
    »Genau.«
    Ich verstaute Carol und den Ziegelstein in meinem Auto, fuhr zum nächsten 7-Eleven und kaufte Kaffee und eine Tüte Doughnuts mit Schokoladenguss. Die Doughnuts hatte ich mir verdient, redete ich mir ein, weil ich Carol das Leben gerettet hatte, was ganz schön anstrengend gewesen war.
    Ich nahm die Doughnuts und den Kaffee mit zu Vinnies Ladenbüro in die Hamilton Avenue. Ich wollte mich nicht dem Risiko aussetzen, die Doughnuts alle alleine futtern zu müssen.
    Außerdem hegte ich die leise Hoffnung, dass Vinnie Arbeit für mich hatte. Als Kautionsdetektivin kriege ich nur dann Geld, wenn ich die flüchtige Person dem Gericht zuführe. Momentan war ich pleite und keiner von Vinnies Kautionsnehmern war flüchtig.
    »Sehr riskant«, ließ sich Lula hinter dem Aktenschrank vernehmen, »hier mit Doughnuts aufzukreuzen.«
    Mit ihren 1,65 Meter und gut neunzig Kilo Lebendgewicht gilt Lula als ausgemachte Doughnutexpertin. Diese Woche ging sie ganz Ton in Ton: Haar, Haut und Lippenstift, alles kakadufarben. An ihrer Hautfarbe lässt sich nichts ändern, dafür wechselt sie jede Woche die Haarfarbe.
    Lula macht die Ablage bei Vinnie, und sie springt mir bei, wenn ich Hilfe brauche. Da ich nicht gerade die beste Kopfgeldjägerin bin und Lula nicht die beste Hilfe, komme ich mir manchmal vor wie eine schlechte Kopie von
Dümmer
als
die Polizei erlaubt.
    »Sind das Schokoladendoughnuts?«, fragte Lula. »Connie und ich haben gerade noch gedacht, jetzt könnten wir gut ein paar Schokoladendoughnuts vertragen. Stimmt’s, Connie?«
    Connie Rosolli ist Vinnies Büroleiterin. Sie saß an ihrem Schreibtisch, mitten im Raum, und musterte ihren Damenbart im Spiegel. »Was meint ihr?«, sagte sie. »Soll ich mir noch mal eine Elektrolyse verschreiben lassen?«
    »Gute Idee«, pflichtete Lula ihr bei und nahm sich ungefragt einen Doughnut. »Du siehst allmählich wieder aus wie Groucho Marx.«
    Ich schlürfte meinen Kaffee und blätterte in einigen Akten, die auf Connies Schreibtisch lagen. »Was Neues reingekommen?«
    Die Tür zu Vinnies Büro flog auf, und Vinnie steckte den Kopf hindurch. »Und ob wir was Neues haben. Aber hallo! Der Fall gehört dir ganz allein!«
    Lula machte eine Schnute, und Connie zog die Nase kraus. Ich hatte ein komisches Gefühl. Normalerweise musste ich um Arbeit betteln, und jetzt hatte Vinnie extra was für mich aufgehoben. »Worum geht es denn?«, fragte ich.
    »Um Ranger«, sagte Connie. »Er hat sich abgesetzt. Er reagiert nicht auf seinen Pager.«
    »Der Mistkerl ist gestern nicht zu seinem Gerichtstermin erschienen«, sagte Vinnie. »Ein NVGler.«
    NVG ist Kopfgeldjägerjargon und steht für »nicht vor Gericht erschienen«. Für mich ist es meistens ein Grund zur Freude, wenn jemand nicht zu seinem Gerichtstermin erscheint. Es bedeutet, dass ich mir etwas Geld verdienen kann, sollte es mir gelingen, die Person zu überreden, sich wieder in unser Rechtssystem einzugliedern. In diesem Fall durfte ich nicht mit Geld rechnen: Wenn Ranger unauffindbar sein wollte, dann blieb er unauffindbar. Basta.
    Ranger ist Kopfgeldjäger, so wie ich. Bloß: Ranger ist gut in seinem Job. Er ist ungefähr so alt wie ich, Amerikaner kubanischer Abstammung, und ich bin mir ziemlich sicher, dass er nur böse Menschen tötet. Vor zwei Wochen hatte irgendein blöder Anfänger bei der Polizei Ranger wegen unerlaubten verdeckten Tragens einer Waffe festgenommen. Jeder Polizist in Trenton kennt Ranger. Jeder weiß, dass er eine Waffe bei sich trägt, und alle können damit leben. Das hatte keiner dem Neuen gesagt.
    Der hatte Ranger festgenommen und ihn wegen nichts und wieder nichts

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