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Tödliche Versuchung

Tödliche Versuchung

Titel: Tödliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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eine Hälfte. Die andere steckte ich in den Mund. »Wurde ein Brandbeschleuniger benutzt?«
    »Ja, etwas Brennflüssigkeit.«
    »Glaubst du, dass es Ranger war?«
    »Schwer zu sagen.«
    »Connie sagte, Ramos sei erschossen worden.«
    »Kaliber neun Millimeter.«
    »Deiner Ansicht nach versteckt sich Ranger also vor der Polizei.«
    »Allen Barnes ist der leitende Ermittlungsbeamte in dem Mordfall. Alle Spuren, die er bisher zusammengetragen hat, weisen auf Ranger hin. Wenn er ihn kriegt und verhört, könnte er ihn möglicherweise wegen anderer Vorwürfe eine Zeit lang festhalten. Zum Beispiel wegen verdeckten Tragens einer Waffe. Wie man es auch dreht und wendet, im Gefängnis zu sitzen, ist momentan nicht in Rangers Interesse. Da Barnes in Ranger den Hauptverdächtigen ausgemacht hat, liegt es nahe, dass auch Alexander Ramos zu dem Schluss kommt. Ist Ramos der Ansicht, Ranger habe Homer umgelegt, dann wartet er nicht ab, bis die Justiz ihr Urteil fällt.«
    Der Doughnut steckte mir wie ein Kloß im Hals. »Vielleicht hat Ramos Ranger längst aufgespürt…« »Auch das ist möglich.«
    Scheiße. Ranger ist so etwas wie ein Söldner mit ausgeprägtem moralischen Bewusstsein, das nicht immer mit der gängigen Meinung übereinstimmt. Eines Tages – ich hatte gerade angefangen, für Vinnie zu arbeiten – war er als eine Art Mentor in mein Leben getreten. Die Beziehung hatte sich zu einer Freundschaft entwickelt, deren Grenzen auf der einen Seite von Rangers Einzelkämpfertum, auf der anderen von meinem Wunsch, am Leben zu bleiben, gezogen wurde. Doch ganz unübersehbar knistert es zwischen uns beiden, und zwar immer mehr, was mir ganz schön Angst macht. Meine Empfindungen für Ranger waren ohnehin reichlich kompliziert, jetzt konnte ich zu der Liste der unerwünschten Emotionen auch noch das Gefühl der Bedrohung hinzufügen.
    Morellis Pager piepte. Er sah auf die Anzeige und seufzte. »Ich muss los. Richte Ranger meine Nachricht aus, wenn du ihm über den Weg läufst. Wir müssen unbedingt miteinander reden.«
    »Das kriegst du nicht umsonst.«
    »Reicht ein Abendessen?«
    »Brathähnchen«, sagte ich. »Besonders fettig.«
    Ich schaute zu, wie er sich aus dem Wagen hob und die Straße überquerte. Ich erfreute mich an dem Anblick, bis Morelli außer Sicht war, dann widmete ich mich wieder den Akten. Moon Man Dunphy kannte ich, wir waren zusammen zur Schule gegangen. Der dürfte also kein Problem darstellen. Ich musste ihn nur von dem Fernseher weglocken. Lenny Dale wohnte in einem Mietshaus in der Grand Avenue und hatte sein Alter mit 82 angegeben. Ächz! Einen Zweiundachtzigjährigen konnte man schlecht festnehmen, man würde sich wie ein Idiot vorkommen.
    Blieb nur noch Morris Munson, aber zu dem wollte ich jetzt lieber nicht. Am besten ich verschob meinen Besuch und hoffte darauf, dass Ranger bald wieder aufkreuzte.
    Ich beschloss, zuerst Dale aufzusuchen. Er wohnte nur ein kurzes Stück von Vinnies Büro entfernt, ich brauchte nur eine Kehrtwende auf der Hamilton Avenue zu machen. Mein Auto wollte davon jedoch nichts wissen. Es fuhr schnurstracks ins Stadtzentrum, zu dem ausgebrannten Gebäude.
    Zugegeben, ich bin neugierig. Ich wollte mir den Tatort ansehen, und insgeheim hoffte ich auf einen übersinnlichen Moment. Ich wollte mich hinstellen, vor das Gebäude, und auf eine Eingebung von Ranger warten.
    Ich überquerte die Gleise und quälte mich zentimeterweise durch den morgendlichen Verkehr. Das Gebäude befand sich in der Adams, Ecke Third Avenue, roter Backstein, vier Geschosse, etwa fünfzig Jahre alt. Ich stellte den Wagen auf der gegenüberliegenden Straßenseite ab, stieg aus und sah mir die rußgeschwärzten Fensterrahmen an, einige waren mit Planken vernagelt. Ein gelbes Absperrband verlief der Länge nach vor dem Gebäude. Es war zwischen zwei strategisch auf dem Bürgersteig aufgestellte Böcke gespannt, die Schnüffler wie mich abschrecken sollten, zu nahe heranzutreten. So ein Absperrband hat mich noch nie davon abgehalten, mich am Tatort umzusehen.
    Ich überquerte die Straße und kroch unter dem Band her. Ich probierte die Flügeltür aus Glas, aber sie war verschlossen. Die Eingangshalle sah einigermaßen unbeschädigt aus. Jede Menge Schmutzwasser und rauchgeschwärzte Wände, aber sonst konnte ich keine Schäden erkennen.
    Ich wandte mich ab und sah mir die umliegenden Häuser an.
    Büros, Geschäfte, an der Ecke ein Spezialitätenrestaurant. – He, Ranger, bist du da?
    Keine Antwort.

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