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Toedliche Worte

Toedliche Worte

Titel: Toedliche Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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plötzlichen Wutanfall, um die verheerende Wirkung des undefinierbaren Entsetzens zu verdecken, wenn das Kind gefunden wurde. Manchmal ging es einfach weiter und immer weiter. Und Merrick wusste, dass die Angst in Alastair und Shelley Golding weitertoben würde, bis seine Ermittlergruppe ihren Sohn fand. Tot oder lebendig. Er wusste es, weil er die gleiche Qual im Leben von Gerry und Pam Lefevre miterlebt hatte, deren Sohn Guy jetzt seit etwas mehr als fünfzehn Monaten vermisst wurde. Sie hatten den Kanal abgesucht, die Parks und unbebauten Grundstücke in einem Umkreis von zwei Meilen durchkämmt, aber keine einzige Spur von Guy gefunden.
    Merrick war als Kontaktmann an den Ermittlungen im Lefevre-Fall beteiligt gewesen, und hauptsächlich deshalb wurde ihm der Fall Tim Golding zugeteilt. Denn er besaß das Wissen, mit dem sich offensichtliche Parallelen zwischen den beiden Fällen feststellen ließen. Aber davon abgesehen sagte ihm schon sein Instinkt, dass wer immer Guy Lefevre entführt haben mochte, sich jetzt noch ein zweites Opfer geholt hatte.
    Er lehnte sich gegen das Dach seines Wagens und folgte mit dem Fernglas der langen gekrümmten Linie des Bahndamms. Jeder irgendwie abkömmliche Polizist durchsuchte da unten das Grasgestrüpp nach einer Spur des Achtjährigen, der seit dem Abend zuvor vermisst wurde. Tim hatte mit zwei Freunden ein kompliziertes Spiel um einen Superhelden gespielt. Merrick konnte sich undeutlich erinnern, dass sich auch seine eigenen Söhne eine Zeit lang für ihn begeistert hatten. Seine Freunde wurden von ihrer Mutter gerufen, und Tim hatte gesagt, er würde den Bahndamm entlanggehen, um den Güterzügen zuzusehen, die auf diesem Nebengleis Schotter vom Steinbruch am Rande der Stadt zur Verladestation brachten.
    Zwei Frauen, die zur Bushaltestelle und von da zum Bingospiel unterwegs gewesen waren, meinten, sein grellgelbes Bradfield-Victoria-Hemd hinter der Baumreihe gesehen zu haben, die vom oberen Rand des steilen Abhangs bis zu den Gleisen hinunter verlief. Das war etwa zwanzig vor acht gewesen. Niemand sonst hatte sich gemeldet, der den Jungen gesehen hatte.
    Sein Gesicht hatte sich Merrick schon eingeprägt. Das in der Schule aufgenommene Foto sah wie Millionen andere aus, aber Merrick hätte Tims helles Haar, sein offenes Lächeln und die blauen Augen hinter einer Harry-Potter-Brille mit den Fältchen in den Augenwinkeln in jeder Reihe ähnlicher Gesichter sofort erkannt. Und genauso hätte er Guy Lefevre identifizieren können. Welliges dunkelbraunes Haar, braune Augen, Sommersprossen auf Nase und Wangen. Sieben Jahre alt und groß für sein Alter. Zuletzt war er gesehen worden, als er auf eine wuchernde Baumgruppe am Rand des Downton-Parks zuging, etwa drei Meilen von der Stelle entfernt, an der Merrick jetzt stand. Es war gegen sieben Uhr an einem feuchten Frühlingsabend gewesen. Guy hatte seine Mutter gefragt, ob er noch eine halbe Stunde zum Spielen rausgehen dürfe. Er hatte nach Vogelnestern gesucht, die er hingebungsvoll auf einem Plan des schäbigen kleinen Waldstücks eingetragen hatte. Den zerknüllten Plan hatten sie zwei Tage danach am äußersten Rand der Baumgruppe gefunden, zwanzig Meter von der Böschung des nicht mehr befahrenen Kanals entfernt, der früher einmal vom Schienenkopf zu den schon lange stillgelegten Wollfabriken führte. Das war das letzte Mal gewesen, dass irgendjemand etwas sah, das irgendwie mit Guy Lefevre zu tun hatte.
    Und jetzt schien wieder ein Junge wie vom Erdboden verschluckt. Merrick seufzte und setzte das Fernrohr ab. Sie hatten warten müssen, bis es hell wurde, um ihre Suche fortzusetzen. Alle hatten sich an die schwache Hoffnung geklammert, Tim sei etwas zugestoßen und er liege irgendwo verletzt und könne sich nicht bemerkbar machen. Diese Hoffnung war nun zerstört. Die frustrierende Einsicht, dass sie keinerlei Anhaltspunkte hatten, quälte ihn. Es war an der Zeit, die üblichen Tatverdächtigen durchzugehen. Merrick wusste aus Erfahrung, wie unwahrscheinlich es war, damit etwas zu erreichen, aber er wollte alle Möglichkeiten ausschöpfen.
    Er zog sein Mobiltelefon heraus und rief seinen Sergeant Kevin Matthews an. »Kev? Hier ist Don. Geh schon mal die Kinderschänder durch.«
    »Also keine Spur?«
    »Überhaupt nichts. Ich hab sogar eine halbe Meile des Tunnels durchsuchen lassen. Ohne Erfolg. Es ist Zeit, mal ein paar Leute zu ärgern.«
    »In welchem Umkreis suchen wir?«
    Merrick stieß erneut einen Seufzer aus. Das

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