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Toedliche Wut

Toedliche Wut

Titel: Toedliche Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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sind blau lackiert, das Make-up ist trotz des zu dicken Eyeliners gut gemacht. Sie trägt ein seidiges schwarzes Tanktop mit auffallenden weißen Nähten. Der Stoff ist so dünn, dass ihre Brustwarzen durchscheinen. »Wissen deine Eltern, dass du hier bist?«
    »Das geht sie nichts an.« Sie schnippt sich das Haar von der Schulter. »Ich bin in der Rumspringa.« Rumspringa ist die Zeit, in der amische Jugendliche Lebenserfahrung sammeln können, ohne sich an die Einschränkungen der Ordnung halten zu müssen, und die Erwachsenen sehen weg. Die meisten Teenager trinken Alkohol und hören Musik – kleine, in der Regel harmlose Verstöße. Ich frage mich, ob dieses Mädchen hier zu den achtzig Prozent gehören wird, die sich am Ende dieser Zeit taufen lassen.
    Ich starre sie an, versuche, die junge Frau vor mir mit dem süßen kleinen Mädchen von vor drei Jahren in Einklang zu bringen. »Bist du nicht ein bisschen jung für die Rumspringa?«
    »Falls du es noch nicht gemerkt hast, ich bin kein Kind mehr.«
    »Besonders erwachsen hast du bei der Schlägerei eben aber auch nicht ausgesehen.«
    »Ich bin fünfzehn.« Sie blickt weg. »Alt genug, um zu wissen, was ich will.«
    »Die Hälfte aller Erwachsenen auf der Welt weiß nicht, was sie will«, bemerke ich trocken.
    Sie lacht unbefangen. »Genau das mag ich an dir, Katie.«
    »Du kennst mich doch gar nicht.«
    »Ich weiß, dass du die Regeln brichst.«
    »Tja, aber die Regeln zu brechen ist auch nicht so befriedigend, wie man sich das gemeinhin vorstellt.«
    »Ach so, und deshalb bist du weggegangen«, sagt sie mit unverhohlenem Sarkasmus.
    »Das tut hier nichts zur Sache«, warne ich sie.
    »Ich werde wahrscheinlich das schlichte Leben aufgeben«, platzt sie heraus. Da ich die Letzte bin, die mit einem amischen Mädchen so eine Unterhaltung führen sollte, ziehe ich bewusst langsam meinen Notizblock aus der Tasche. »Was sagen denn deine Eltern dazu?«
    »Die denken, der Teufel hat mich in seinen Fängen.« Sie wirft lachend den Kopf zurück. »Und damit könnten sie sogar recht haben.«
    Ich verkneife mir eine Antwort und wende mich dem anderen Mädchen zu. »Wie heißt du?«
    »Lori Westfall.«
    Ich notiere den Namen im Block. »Du kannst gehen.«
    Sie blickt Sadie kurz an. »Aber … ich bin ihre Fahrerin.«
    »Jetzt nicht mehr.« Ich deute zum Brückenaufgang. »Geh.«
    Sie seufzt tief auf, dreht sich um und macht sich auf den Weg.
    »Dann sind also all die Geschichten über dich wahr«, sagt Sadie.
    »Ich werde dazu nichts sagen, Sadie, also spar dir deine Worte.«
    Sie ignoriert meinen Kommentar. »Es heißt, du bist knallhart.«
    »Glaub nicht alles, was du hörst.«
    »Ich bin froh, dass du diesem Miststück Handschellen angelegt hast.«
    »An deiner Stelle würde ich das alles hier wesentlich ernster nehmen.«
    Meine Worte scheinen sie zu ernüchtern, doch das Lächeln bleibt in ihren Augen.
    »Wer hat die Prügelei angefangen?«, frage ich.
    Sie zuckt die Schultern, fühlt sich immer noch viel zu behaglich in der Situation. »Ich hab ihr den ersten Schlag versetzt.«
    »Worum ging es bei eurem Streit?«, will ich wissen. Hoffentlich hatte es nichts mit Drogen zu tun.
    »Ihr Freund steht mehr auf mich als auf sie, und da ist sie eben eifersüchtig.«
    »Wer ist zuerst handgreiflich geworden?«
    »Sie hat mich gestoßen.« Sie blickt nach unten, zupft am Nagellack ihres Daumens. »Da hab ich ihr eine geschmiert.«
    »Hat sie zurückgeschlagen?«
    Sie zeigt auf ihr Auge. »Hallo?«
    Ich runzele die Stirn. »Werd nicht frech, Sadie. Dass du zur Familie gehörst, wird mich nicht daran hindern, dich ins Gefängnis zu stecken. Hast du das verstanden?«
    »Klar doch.« Doch sie grinst mich verschmitzt an. »Angi McClanahan ist ’ne verdammte Nutte.«
    Ich bin entsetzt, denn die Sprache passt überhaupt nicht zu dem Mädchen vor mir. »Hör auf damit«, fahre ich sie an. »Du bist zu hübsch, um so zu reden.«
    »Aber alle reden so.« Sie betrachtet mich neugierig, sie testet. »Selbst du.«
    »Hier geht’s nicht um mich.«
    »Die alten Frauen reden immer noch über dich, Katie. Dass du mal ’ne Amische warst und das einfache Leben aufgegeben hast, um in die große, böse Stadt zu gehen.« Sadie sieht mich an, als wäre das, was ich getan habe, irgendwie bewundernswert. »Laut Fannie Raber hast du dem Bischof damals gesagt, er solle sich zum Teufel scheren.«
    »Das ist nichts, worauf man stolz sein sollte.«
    Sie zuckt die Schultern. »Ich hab all die

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