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Tödlicher Steilhang

Tödlicher Steilhang

Titel: Tödlicher Steilhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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belustigt zeigte wie der Chef des Weingutes. Es brachte die Diskussion voran.
    »Wir fahren los«, sagte er, und Pepe stieg, obwohl er es für unsinnig hielt, ohne zu murren in den Wagen. Kurz vor der Auffahrt zum Autobahnkreuz Wittlich erreichte Georg der Anruf.
    Es war Rose.
    »Kannst du mich in Wittlich abholen?«, fragte sie unschuldig und bester Laune. »Wir sind eben durch Winningen gefahren, und in einer halben Stunde komme ich an. Holst du mich vom Bahnhof ab? Nach Zeltingen gibt es keinen Anschluss.«
    Georg bremste so hart, dass der Wagen schleuderte, er schnappte nach Luft.
    »Hab ich dir doch gleich gesagt«, meinte Pepe ungerührt.

    Georg schüttelte nur den Kopf, als er seine Tochter aus dem Zug steigen sah. Er war zu glücklich, sie wohlbehalten in die Arme zu schließen, um zu schimpfen. Tausend Worte hatteer sich überlegt, eine Schimpfkanonade hatte er loslassen wollen, aber dann kamen nur Tränen. Da erst ahnte Rose, was sie ausgelöst hatte.
    »Wie hast du das angestellt?«, fragte Pepe auf dem Rückweg nach Zeltingen, »dass du nicht aufgefallen bist, ein Kind allein im ICE? Ist ziemlich ungewöhnlich.«
    »Och, das war ganz einfach. Ich bin zum Schaffner, bevor der zu mir kam, ich habe nach einem Platz gefragt und gesagt, dass ich allein zu meinem Vater fahre, meine Mutter ist krank. Ich finde, Mama ist wirklich verrückt. Ich habe ihm gesagt, wo du wohnst, habe ihm die Fahrkarte gezeigt, ihm gesagt, wie du heißt, dann habe ich ihm deine Telefonnummer gegeben und ihn gefragt, ob er mir hilft. Und weil der Schaffner oft kam, was alle gesehen haben, hat sich niemand gewundert, dass ich alleine fahre.«
    Georg hörte durchaus den Stolz oder die Freude darüber heraus, was sie sich hatte einfallen lassen. Die Fahrkarte hatte sie vom Gesparten gekauft.
    Er hatte manchmal das Gefühl gehabt, dass seine Kinder zu behütet aufwuchsen, nicht aufs wahre Leben vorbereitet waren, zu wenig Möglichkeiten kannten, sich zu entscheiden. Rose bewies das Gegenteil.
    »Im ICE habe ich Kuchen bekommen und Kakao«, erzählte Rose weiter und starrte vom Rücksitz zwischen den beiden Männern auf die Straße. »Genug Geld habe ich auch, im Bahnhof habe ich mir vorher ein Sandwich gekauft und ein kleines Bounty – nur ein kleines.«
    Beim Umsteigen in Köln hatte sie ein Bahnmitarbeiter begleitet und sie dem Schaffner des Intercity übergeben, mit dem sie »im Bordbistro« nach Wittlich gefahren sei. »Ich habe sogar den Stadtplan von Zeltingen dabei, aus dem Internet. Ich weiß, wo du wohnst und wo die Sonnenuhr ist. Und ich weiß auch, wie Herr Sauter aussieht, der ist ja auf der Homepage, genau wie Klaus. Nur der Bischof sieht aus, als hätte er schlechte Laune, genau wie Mama.« Rose bestanddarauf, hier bei ihm zu bleiben. »Kinder dürfen sich heute nämlich aussuchen, bei wem sie wohnen wollen.«
    »Und ich muss deiner Mutter sagen, dass du hier bist und hier bleibst?« Der Gedanke schreckte Georg. Aber Telefone ließen sich ausschalten. Die Polizei und Edgar Bach hingegen hatte er sofort verständigt.
    »Das mit Mama kläre ich allein«, meinte Rose großzügig. Sah sie ihrem Vater an, wie schwer es ihm fallen würde?

Epilog
    Es war unvermeidlich, dass Rose von den Kriminalfällen erfuhr, als sie wie selbstverständlich in die neue Gemeinschaft eintauchte. Alle meinten, sich um sie kümmern zu müssen, und taten es gern. Sauter gefiel der Gedanke einer größeren Wohngemeinschaft, und er setzte für das Apartment eine moderate Miete fest. Er war Georg dankbar, dass er durch ihn mit Frau Albers zu einer Lösung des jahrelangen Konflikts um die strittige Lage zwischen Schlossberg und Sonnenuhr kam. Sauter sollte sie ungehindert nutzen, Frau Albers erhob lediglich pro forma einen Pachtzins und blieb Eigentümerin.
    Klaus entdeckte sein Herz als großer Bruder für eine kleine Schwester, Susanne das ihre für eine Tochter, die sie sich immer gewünscht hatte. Bischof spielte den allwissenden Großvater, der alles zu erklären wusste. Karsten vergaß vorübergehend die Karriere als Mittelstürmer und zeigte Rose die Winkel und geheimen Wege, die nur die Kinder kennen, und stromerte mit ihr sogar durch die Weinberge, wobei er sich als Experte entpuppte, was seine Mutter völlig überraschte. Leider verstummte Kilian, er war missmutig, mied sogar seine Mutter und zog sich offensichtlich von Georg zurück. Georg interpretierte es so, dass der Junge ihn als neuen Vater auserkoren hatte und plötzlich teilen sollte.

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