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Toedliches Fieber

Toedliches Fieber

Titel: Toedliches Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dee Shulman
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Zähne zusammen.
    Tychon griff nach einem dünnen Messerchen, hielt es ins Licht und dann in die Flamme einer brennenden Lampe.
    Seth musste schlucken. Da die Arzthelfer ihn noch immer festhielten, gab es kein Entrinnen.
    Der Arzt nahm einen Becher aus Horn und legte ihn an die Wunde. Seth schloss die Augen und versuchte, an etwas ganzanderes zu denken. Er schnappte nach Luft, als die Klinge in seine Haut gestochen wurde, und spürte den Druck, mit dem Tychon das Blut aus dieser frischen Wunde in den Becher fließen ließ. Diese Prozedur musste er siebenfach erleiden: drei weitere Schnitte in der Nähe der Schulterverletzung, zwei auf seinem linken Arm, in die Venen in der Ellbogenbeuge und am Handgelenk, und zwei auf der Brust. Als Tychon fertig war, tränkte er die Wunden mit seinem Feuerwasser, verband die Schulterwunde aufs Neue und verabreichte Sethos eine grobkörnige bittere Medizin. Dann ging er mit dem Versprechen, am nächsten Tag wiederzukommen.
    »Wie schön«, stöhnte Sethos. »Ich freue mich jetzt schon.«
    Während er auf seinem Lager versuchte, sich von den wütenden Schmerzen zu erholen, merkte Seth, dass er dem Mann tatsächlich außerordentlich dankbar war. Und nicht nur ihm, sondern auch Matthias – die beiden hatten ihm das Leben gerettet. Er war umso dankbarer, als er nun endlich etwas  – beziehungsweise jemanden  – hatte, wofür es sich zu leben lohnte.
    Oder war sie nur ein Traumbild? Während er noch versuchte, Klarheit in seine Gedanken zu bringen, vernebelte sich sein Verstand zusehends und er hatte das Gefühl, sein Körper würde schweben. Er klammerte sich an die Lehne der Liege, doch seine Hände rutschten ab und er dämmerte weg.

Der Verlobte
    Londinium
152 n. Chr.
    Livias Bräutigam Cassius Malchus saß mit Blandus, seinem Hauptbuchhalter, im Arbeitszimmer. Blandus entrollte Schriftrollen und Cassius prüfte die Zahlenreihen. In jeder dieser Schriftrollen waren Steuern verzeichnet, die in den letzten drei Monaten in den britannischen Provinzen erhoben worden waren. Doch die Zahlen waren deutlich bearbeitet worden.
    Als Prokurator war Cassius für die Eintreibung, Zuweisung und Umverteilung des Geldes verantwortlich. Diese wichtige und angesehene Position verlangte nach einem rechtschaffenen und redlichen Mann. Unglücklicherweise entsprach Cassius diesem Ideal nicht im Geringsten, er war ein skrupelloser, habgieriger Tyrann und nutzte seine weitreichende Stellung, um zerstörerische Macht auszuüben.
    Da er einen solch großen Reichtum verwaltete, konnte er bestechen, wen er wollte, und er wusste genau, dass jeder sich kaufen ließ, wenn der Einsatz stimmte.
    Sein gerissener Buchhalter Blandus stand in Cassius’ Schuld, seit er ihn dreizehn Jahre zuvor dabei erwischt hatte, wie er die Händlersteuer in betrügerischer Absicht abschöpfte.Als Cassius dahinterkam, hatte Blandus bereits ein kleines Vermögen beiseitegeschafft. Das römische Gesetz sah für ein solches Verbrechen Verbannung und Beschlagnahme des gesamten Besitzes vor. Cassius dagegen bot Blandus den lukrativen Posten des mächtigen Hauptbuchhalters an. Um die neue Aufgabe nach seinen Wünschen zu erledigen, sollte Blandus weiter so erfinderisch vorgehen, nur in erheblich größerem Maßstab.
    Darüber hinaus wusste Cassius genau, dass er sich absolut auf Blandus verlassen konnte, und nicht nur, weil Blandus so viel Geld zu verlieren hatte, sondern weil Blandus am Leben bleiben wollte. Niemand kannte Cassius besser als er. Sollte Blandus versuchen, sich seiner Verpflichtung zu entziehen, würden weder er noch seine Frau und die beiden kleinen Töchter die Nacht überleben.
    Als Cassius alle Steuerprüfungen der Provinzen abgezeichnet hatte, räusperte sich Blandus.
    »Es gibt ein kleines Problem mit dem Olivenhändler Janus.«
    Cassius legte den Kopf schief und wartete.
    »Er hat ein gewisses … Unbehagen … geäußert – in Bezug auf seine Versicherungssteuer .«
    Cassius zuckte die Achseln. »Dann soll er morgen zum ersten Mal Besuch von der Sondergarde bekommen.«
    Für Cassius’ Sondergarde brauchte man besondere Fähigkeiten. Seine drei begabtesten Männer – Otho, Pontius und Rufus – standen schweigend draußen vor der Tür. Ohne persönliche Einladung kam niemand an ihnen vorbei. Die drei Männer dienten ihm seit ihren Legionärszeiten. Damals warCassius ihr Hauptmann gewesen. Eines Tages hatte er sie dabei erwischt, wie sie wegen Spielschulden zwei andere Soldaten brutal zusammengeschlagen

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