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Toedliches Fieber

Toedliches Fieber

Titel: Toedliches Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dee Shulman
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blickte sie verzaubert an, so wunderschön war sie.
    »Bist du zu uns zurückgekehrt, Sethos Leontis?«, wisperte sie.
    »Wo bin ich denn gewesen?«, krächzte er.
    Sie lächelte wieder. »An einem Ort, zu dem ich dir nicht folgen konnte.«
    Er schüttelte den Kopf. »Livia«, hauchte er. »Du warst da … in meinen Träumen. Du hast mich gerettet.«
    »Nein, Sethos, beinahe hätte ich dich getötet.«
    Sie hob seinen Kopf und half ihm, aus dem Becher zu trinken. Er nahm einen Schluck von dem kühlen Wasser und spürte, wie es durch seine ausgedörrte Kehle rann.
    »Wo bin ich?«
    Er ließ den Blick durch den unbekannten Raum schweifen. Durch ein schmales hohes Fenster drang die Morgendämmerung herein. Sein Blick wanderte weiter. Er zuckte zusammen, als er eine alte Frau entdeckte, die zusammengesunken auf einem Stuhl an der Tür saß.
    »Das ist nur Vibia, die Köchin … meine Anstandsdame.«
    Als Vibia sich regte, ging Livia zu ihr und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Die alte Frau reckte sich, stand mühevoll auf und humpelte aus dem Zimmer.
    »Was hast du zu ihr gesagt?«, fragte Sethos.
    »Ich habe sie gebeten, etwas zu essen zu holen.«
    Seth betrachtete die Erscheinung an seinem Krankenlager und fragte sich, ob er in einem schönen Fiebertraum gefangen war. Wie konnte es sein, dass er hier war und sie auch, das Mädchen, das ihm nicht mehr aus dem Kopf ging, seit er es zum ersten Mal gesehen hatte?
    »Sind wir bei dir?«
    »Das ist die Villa von Domitus und Flavia Natalis. Sie haben mich adoptiert.«
    Sie sprach Latein, aber mit einem ungewöhnlichen Akzent. »Du bist keine geborene Römerin?«
    »Nein«, antwortete sie schlicht. »Du auch nicht, oder?«
    »Natürlich nicht«, erwiderte er mit unverhohlener Bitterkeit. »Ich wurde in Ketten aus Korinth verschleppt.«
    »Dennoch bin ich froh, dass du hierhergekommen bist.« Sie lächelte.
    Er sah sie voller Bewunderung an. Auf einmal verloren die Jahre des Hasses und des Zorns an Bedeutung. Es musste einen Grund für all das geben, einen Grund dafür, dass er seiner Heimat entrissen worden war, einen Grund dafür, dass er all diese Kämpfe gewonnen hatte und in diesem kalten barbarischen Land bleiben musste …
    Livia.
    Er wollte etwas sagen, doch Livia legte ihm sanft den Finger auf die Lippen. Die Köchin war mit einer Schüssel Gemüsebrühe zurückgekehrt.
    »Danke, Vibia. Du kannst dich jetzt wieder deinen anderen Pflichten widmen. Ich helfe unserem Gast mit der Suppe.«
    Vibia bewegte sich zögernd in Richtung der Tür, ging dann aber.
    Sethos lächelte. Irgendwie hatte Livia die alte Köchin mit einem einzigen Blick dazu gebracht, ihre Aufgabe als Anstandsdame hintanzustellen. Beeindruckend.
    Als sie die Schüssel mit der Brühe nahm, versuchte er sich aufzusetzen.
    »Nein, nicht bewegen!«, schrie Livia. Zu spät. Er hatte seine Schulter ganz vergessen. Ein höllischer Schmerz warf ihn keuchend auf die Bettstatt zurück. Er kniff die Augen zusammen und versuchte, sich zu erholen.
    Livia legte ihre kühle Hand auf seine feuchte Stirn und strich ihm das Haar aus dem Gesicht. Das fühlte sich gut an – unglaublich gut. Sie sollte nie mehr damit aufhören.
    Plötzlich zuckte sie zurück.
    »Livia!« Eine herrische Stimme erfüllte das Zimmer. »Wo ist Vibia?«
    »Ich habe sie gehen lassen«, antwortete das Mädchen ruhig.
    Seth erwartete eine böse Bemerkung, denn schließlich sollten unverheiratete römische Mädchen immer in Begleitung sein, doch aus irgendeinem Grund schien Livias Antwort zu genügen.
    »Sein Fieber ist gesunken«, ergänzte Livia, während Sethos in der Frau, die jetzt näher kam, ihre Mutter erkannte.
    »Ich übernehme jetzt, Livia«, sagte sie streng. »Geh und ruh dich aus. Vergiss nicht, dass wir mittags mit Cassius verabredet sind. Es gibt viel zu klären und wir haben nur wenig Zeit, das Hochzeitsbankett zu planen. Leg all deinen Schmuck an und bitte Ochira, dich zu frisieren. Sie hat so geschickte Finger.«
    Bei dem Wort »Hochzeit« riss Seth die Augen auf. Er sah, wie Livia flüchtig das Gesicht verzog, wurde aber nicht schlau daraus. Gleichzeitig spürte er einen scharfen Schmerz, der mit der üblen Schulterwunde nichts zu tun hatte. Wie hatte er das vergessen können? Sie war einem anderen Mann versprochen.
    Livia stellte die Schüssel mit der Brühe vorsichtig auf den Tisch und wandte sich zum Gehen. Seth folgte ihr mit dem Blick, doch sie drehte sich nicht noch einmal um.
    »Sethos Leontis, wie schön, dass du endlich

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